
Eine Reform des Kinderkrankengeldes entlastet Eltern und Ärzte

Die Reform des Kinderkrankengeldes ist eine gute Nachricht. Dass Eltern immer noch Misstrauen entgegenschlägt, wenn sie sich kümmern, eine schlechte.
Haben Sie Kinder? Dann kennen Sie folgende Situation: Das Kind wacht auf, glasige Augen, glühende Stirn. Das Fieberthermometer bestätigt: 40 Grad Fieber. Sie stecken das Kind in Strumpfhose, Hose, Pulli, Winterjacke, Mütze und Schal, packen es ins Auto, fahren zum Kinderarzt. Sitzen dort im übervollen Wartezimmer, hoffen, dass weder Sie noch das Kind noch kränker werden. Gehen ins Sprechzimmer und der Arzt sagt: Ja, das Kind ist krank. Bettruhe und viel trinken würden helfen.
Dinge, die Sie schon am Morgen wussten. Aber trotzdem musste das Kind das warme Bett verlassen und raus zum Arzt. Warum? Weil Sie ein Attest benötigen, das Ihnen offiziell bestätigt: Das Kind ist krank, Sie können nicht in die Arbeit kommen. Nur dann zahlt die Krankenkasse 90 Prozent ihres Gehalts an diesem Kinderkrankentag. Eine unnötige Belastung für Eltern, Kinder und Ärztinnen und Ärzte. Denn auch die Medizinerinnen würden ihre Arbeitszeit lieber darauf verwenden, sich um wirklich kranke Kinder zu kümmern als für die Krankenkasse zu kontrollieren, ob sich nicht jemand einen freien Tag erschleicht.
Fachkräftemangel kein Grund gegen Reformen – fehlende Reformen sind der Grund für den Fachkräftemangel
Überhaupt das Thema Kontrolle: Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber Eltern? Vierjährige können sich nun mal nicht alleine pflegen. Das fällt schon Vierzigjährigen schwer. Und wer schon mal mit kotzendem und fieberndem Kind daheim war, weiß: Selbst ein stressiger Tag in der Arbeit bietet mehr Erholung. Warum also gibt es immer noch Chefs, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie sich um ihre kranken Kinder kümmern? Wie kann ein Argument gegen eine Reform sein, dass die Wirtschaft unter Fachkräftemangel leidet und mehr Freiraum für Eltern nicht verkraften würde. Für sorgende Eltern. Schließlich ist doch der fehlende Freiraum einer der Gründe für den Fachkräftemangel: Weil Mütter weniger oder gar nicht erwerbsarbeiten, um Zeit für die Familie zu haben – und all ihre Aufgaben. Weil der fehlende Freiraum die Vereinbarkeit immer wieder scheitern lässt.
Sollte Lauterbach seine Reformidee umsetzen können, wäre das also eine gute Nachricht. Für Ärztinnen, Eltern – und Kinder.
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