Deutsche Wirtschaft wächst wieder
Deutschland könnte das Schlimmste überstanden haben, glauben Volkswirte. Auch die Zahl der Arbeitslosen ist zuletzt gesunken – wenn auch weniger stark als im Vorjahr.
Die Deutsche Wirtschaft hat nach der Flaute 2023 zu Beginn des laufenden Jahres wieder Fahrt aufgenommen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt anhand einer ersten Schätzung mitteilte. Zudem gab die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag die Arbeitslosenstatistik für den Monat April bekannt. Die Zahl der Arbeitslosen nahm in Deutschland zuletzt wieder ab - im Vergleich zum Vorjahr fällt die Führjahrsbelebung allerdings verhalten aus.
Nach Einschätzung von Experten könnte Europas größte Volkswirtschaft das Schlimmste inzwischen überstanden haben. Die Bundesregierung sah in ihrer jüngsten Prognose zunehmend Anzeichen für eine Trendwende. Mit einer kräftigen Konjunkturerholung wird allerdings vorerst nicht gerechnet.
2023 rutschte Deutschland in die Rezession
Zum Jahresende 2023 war die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt nach revidierten Zahlen um 0,5 Prozent gesunken. Im Gesamtjahr 2023 rutschte Deutschland mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes, der nach neuesten Berechnungen preisbereinigt minus 0,2 Prozent betrug, in eine leichte Rezession. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft bekam die Abkühlung der Weltkonjunktur ebenso zu spüren wie die zeitweise hohen Energiepreise und die rasant gestiegenen Zinsen.
Besonders der Mangel an Fachkräften beschäftigt viele Unternehmen. Zwar ging die Nachfrage nach Arbeitskräften zuletzt leicht zurück, wie die Arbeitsagentur mitteilte. Sie befinde sich aber auf einem noch immer sehr hohen Niveau. Im April waren 701.000 offene Arbeitsstellen bei der BA gemeldet. Das sind 72.000 weniger als vor einem Jahr.
BA-Chef: "Dem Arbeitsmarkt fehlt nach wie vor der konjunkturelle Rückenwind"
Beim Thema Arbeitslosigkeit sind die Entwicklungen verhalten: Die Zahl der Arbeitslosen ist im April im Vergleich zum März nur um 20.000 auf 2,75 Millionen gesunken. Das sind 164.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert zum März bei 6,0 Prozent. Gegenüber April vor einem Jahr hat sich die Quote um 0,3 Punkte erhöht. In Bayern liegt sie bei 3,6 Prozent, das ist der niedrigste Wert aller Bundesländer. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Freistaat im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent.
"Dem Arbeitsmarkt fehlt nach wie vor der konjunkturelle Rückenwind. Somit bleibt die Frühjahrsbelebung schwach", sagte BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach in Nürnberg. "Obwohl die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren nicht in Tritt kommt, ist die Situation am Arbeitsmarkt aber weiterhin robust."
Neues Wachstum als Anzeichen für konjunkturelle Trendwende?
Dass die deutsche Wirtschaft jetzt wieder leicht wachsen konnte, führt das Statistische Bundesamt unter anderem auf steigende Bauinvestitionen und Exporte zurück. Auch führende Volkswirte sehen inzwischen Anzeichen für eine Wende zum Besseren. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, für den regelmäßig etwa 9000 Unternehmen befragt werden, stieg den dritten Monat in Folge.
Die Bundesregierung hob ihre Konjunkturprognose leicht an und erwartet nun 0,3 Prozent Wachstum im laufenden Jahr. Zuvor war die Regierung von 0,2 Prozent Plus ausgegangen. Ein Wachstum von 0,3 Prozent sei natürlich "nichts, mit dem wir zufrieden sein können", hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingeräumt. Es gebe aber eine Reihe positiver Entwicklungen. Beispielsweise habe die Inflation schneller nachgelassen als erwartet.
Habeck will "wuchtiges" Entlastungsprogramm für die Wirtschaft
Am Montagabend sprach sich Habeck bei einer Veranstaltung in Kassel für ein "kurzfristiges" und "wuchtiges" steuerliches Entlastungsprogramm für die Wirtschaft aus. Um dies zu finanzieren, warb der Grünen-Politiker bei einem Lesertreff der "Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen" für eine Reform der Schuldenbremse. Mehr Flexibilität würde es erlauben, mehr zu tun für die Bauwirtschaft und für mehr Investitionen der Firmen. Habeck räumte aber ein, für eine Reform der Schuldenbremse gebe es derzeit keine politische Mehrheit.
Führende Wirtschaftsforschungsinstitute trauen Deutschland im Gesamtjahr 2024 nach jüngsten Prognosen nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent zu. Zwar dürfte nach ihrer Einschätzung ab dem Frühjahr eine Erholung einsetzen, die Dynamik werde aber nicht allzu groß ausfallen. (dpa, naz)
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Wolfgang L. trifft mit seinem Beitrag vom 30.4. den Nagel auf den Kopf. Ich füge hinzu : Die Union ist jetzt gegen eine Aufweichung
der Schuldenbremse um die Ampel zu stürzen. Wenn sie dann selbst regieren würde, würde sie genau dies tun, was sie jetzt boikotiert,
nämlich die Schuldenbremse für 1 bis 2 Jahre aussetzen, um durch staatliche Investitionen die Wirtschaft anzukurbeln.
Um diese Wirkung zu erkennen, braucht man wie ich kein Studierter zu sein, sondern nur einen gesunden Menschenverstand
haben wie Wolfgang L.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Minister Lindner, Habeck und Wissing sofort entlassen werden müssten, da sie sich als
völlig überfordert in ihren Ämtern erwiesen haben. Und auch Kanzler Scholz sollte den Platz freimachen für Boris Pistorius. Damit
würden die Karten für die Wahl 2025 neu gemischt werden zum Entsetzen der Union.
mit gesundem Menschenverstand Minister entlassen, Herr Willi D. bin zugleich überfordert und entsetzt
Bei Lindner gebe ich Ihnen recht, aber nicht bei Habeck. Er hat den Weitblick, um das anzustoßen, was notwendig wäre. Aber man macht ihn konsequent zum Sündenbock, weil der Deutsche einen solchen zu brauchen scheint, weil er nicht einsieht, dass es neue Wege braucht, um Deutschland in die Zukunft zu führen. Nein, Habeck ist nicht überfordert, vielen fehlt aber der Weitblick und die Einsicht, dass z.B. das Klima eine der größten Herausforderungen der Zukunft ist und dass eine klimafreundliche Energieversorgung mittelfristig das Wichtigste ist, was man für den Standort Deutschland sichern muss. Viele Staaten haben dies bereits erkannt, dass Deutschland ständig hinterherhinkt, weil es immer ein "Ja aber ..." gibt, das ist nicht die Schuld von Habeck.
@Maria Reichenauer: „Nein, Habeck ist nicht überfordert“
Wenn ich das richtig sehe, hat Julian Nagelsmann in seinen EM-Kader keinen Spieler aus einem abstiegsbedrohten Team berufen. (Offensichtlich orientiert sich der Bundestrainer nicht am Gegreische der Fans, sondern trifft seine Entscheidungen nach nachvollziehbaren Kriterien.)
Helmut Eimiller
@Christina E. Herr Eimiller Frau Reichenauer sieht das völlig richtig, wird jetzt schon die Politik mit Fußball verglichen, dann schauen Sie doch mal auf der bayrischen Wirtschaftsminister, den hätte Herr Söder schon längst auswechseln müssen.
@Gisela B.: „Frau Reichenauer sieht das völlig richtig“
Frau Gisela B., ich versuche erst gar nicht, Sie vom Gegenteil zu überzeugen. Wie aber bei den Erfolgsindikatoren getrickst wird, wird heute wieder eindrucksvoll dargestellt unter
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/deutsche-wirtschaft-dax-boerse-100.html.
Unter der Überschrift „Wie maue Wirtschaft und DAX-Rekorde zusammengehen“ steht dort, dass der Kursindex des DAX nur um „1.000 Punkte höher als im Jahr 2000 (steht), während es beim Dow Jones ein Vielfaches ist“.
(„Wenn du unterschiedliche Indices miteinander vergleichen möchtest, achte immer darauf, dass du denselben Indextyp miteinander vergleichst. Besonders betrifft das einen Vergleich des DAX mit einem Nordamerikanischen Index.“ – https://www.inloopo.com/de/finanzwissen/performance-index-und-kursindex/ )
Helmut Eimiller
Herr @H.E. - kennen sie jemanden oder irgendein Dokument das den Kursindex ernsthafft als Bewertungskriterium ansieht? Ich kenne nur solche, die sagen, daß der Kursindex nicht die reale Wertentwicklung der Aktien angibt. In welchen Zusammenhang wird er denn heute noch verwendet?
@Wolfgang B.: „In welchen Zusammenhang wird er [gemeint: der Kursindex] denn heute noch verwendet?
Herr B., da mich Ihre Frage dermaßen überrascht und verunsichert hat, habe ich in mehreren Quellen nachgelesen. Gefunden habe ich dabei
„Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) – in Europa auch kurz Dow-Jones-Index genannt – … ist ein Kursindex und umfasst 30 US-amerikanische Unternehmen an der New York Stock Exchange (NYSE).“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dow_Jones_Industrial_Average)
:
„Alle nordamerikanischen Indices (S&P 500, Dow Jones Industrial Average, Nasdaq Composite …) werden dir als Kursindex angezeigt. Genauso wie der MSCI World Index. Die deutschen Indices DAX, MDAX und SDAX werden hingegen als Performance Index präsentiert.“ – „Alle nordamerikanischen Indices (S&P 500, Dow Jones Industrial Average, Nasdaq Composite …) werden dir als Kursindex angezeigt. Genauso wie der MSCI World Index. Die deutschen Indices DAX, MDAX und SDAX werden hingegen als Performance Index präsentiert.“
(Quelle: https://www.inloopo.com/de/finanzwissen/performance-index-und-kursindex/)
„Wenn wir in den Medien vom Dax lesen, handelt es sich dabei grundsätzlich um den Dax-Performance-Index, in dessen Berechnung auch Dividenden und deren Wiederanlage mit einfließen. Die wenigsten Anleger wissen, dass es den Dax auch als reinen Kursindex gibt, der Ausschüttungen völlig unberücksichtigt lässt und damit allein die Kursveränderung der 30 wichtigsten deutschen Aktien widerspiegelt. Dadurch bietet dieses Barometer eine bessere Vergleichsmöglichkeit zum Dow Jones Industrial Average und anderen Kursindizes wie etwa dem Euro Stoxx 50 oder dem französischen CAC40.“
(Quelle: https://www.boerse.de/dividenden/Dax-Performance-Index-gegen-Kurs-Index/)
Helmut Eimiller
Eigentlich bin ich von Deutschland ausgegangen. Mag sein, daß der allgemein veröffentlichte Dow Jones Index ein sog. Kursindex ist. Weiß ich nicht. Per Definition wäre er für mich allerdings nicht so aussagekräftig, da er wohl nicht den Wert der Unternehmen widerspiegelt.
Wolfgang B., wundert mich, dass Sie das nicht wissen. Die deutschen geläufigen Aktienindizes beinhalten die Dividenden, die amerikanischen nicht. Allerdings ist der Unterschied bei vielen Unternehmen nicht so gewaltig, da insbesondere die großen US-Techfirmen kaum eine Dividende zahlen. Für das persönliche Depot eines Anlegers ist das ohnehin egal: Es kommt darauf an, was hinten rauskommt.:)
Nein - war mir nicht so bewusst. Nobody is perfect. :)
Wenn die Wirtschaft also wieder wächst : Warum wird sie dann schlecht geredet von Habeck, Lindner, Söder und Merz ?
Ansonsten ist auf den Beitrag von Wolfgang L. zu verweisen, nämlich dass nicht nur die Union eine Reform der Schuldenbremse
boykotiert, sondern vor allem Finanzminister Lindner. Er ist dadurch der wahre Blockierer von staatlichen Investitionen größeren Ausmaßes um die Wirtschaft anzukurbeln.
Habecks Vorschläge sind klassische Konjunkturpolitik, wie sie in jedem volkswirtschaftlichen Lehrbuch stehen. Lindner dagegen verfolgt seine neoliberalen Irrlehren und eine verfehlte Sparpolitik und würgt damit die Wirtschaft unnötig ab.
Die Union dagegen blockiert die notwendige Reform der Schuldenbremse nur, weil sie sich ein vorzeitiges Ende der Ampel erhofft. Danach darf dann wieder Geld auf Pump ausgegeben werden.
Das einzige Entlastungsprogramm, das wirklich entlastend wirken kann, ist die Rücknahme von Vorschriften, Anweisungern, Gesetzen und weiteren Anordnungen. Dabei geht es mir weniger um den Aufwand der damit verbunden ist, sondern schlicht um die Unsinnigkeit. Warum muß alles bis ins Nano-Detail vorgeschrieben werden? Vermutlich um die Unzahl der Angestellten im öffentlichen Dienst beschäftigen zu können. :)
Weil manche Regulierungen sich langfristig Auswirken und zu einer Verbesserung führen (z.B. Dämmung) und andere weil es die Wirtschaft nicht schafft sich selbst zu regulieren (z.B. Lieferketten)
Tja, das ist ein typisch deutsches Phänomen. Für den Deutschen muss alles geregelt sein bis ins kleinste Detail und hinterher beschwert er sich über die Bürokratie. Denn wehe, der Nachbar baut ein wenig zu nah an die Garage oder der Kauf eines Fachbuchs kann nicht bei der Steuer angesetzt werden – der Deutsche wäre völlig überfordert mit dem Mangel an Regeln. Kurz, für jeden Bedarf und für jede Situation braucht es eine Vorschrift, sonst fühlt sich immer irgendwer auf den Schlips getreten und schreit nach Regeln und dem Staat … und die, die immer sagen, es gäbe zuviel Bürokratie – das sind die Schlimmsten.