Kurz vor Ostern: Heute wird bei Lidl und Kaufland gestreikt
Verdi hat Beschäftigte der Supermarktketten Lidl und Kaufland zum Streik aufgerufen. Die Kunden bekommen davon aber wahrscheinlich nur wenig mit.
"Ostern steht vor der Tür, wir auch" – unter diesem Motto hat die Gewerkschaft Verdi zu einem Warnstreik im Handel am Gründonnerstag aufgerufen. Im Fokus des Ausstands stehen die Supermarktketten Lidl und Kaufland. In mehreren Hundert Betrieben der Schwarz-Gruppe, zu denen die beiden Ketten gehören, wurde bundesweit zu Ausständen aufgerufen, so ein Sprecher von Verdi. Betroffen seien unter anderem Filialen und Lager. Es könne aber auch bei anderen Handelsunternehmen zu Warnstreiks kommen.
Die Schwarz-Gruppe ist der drittgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland und habe laut der Gewerkschaft deshalb erheblichen Einfluss in den Tarifkommissionen und im tarifpolitischen Ausschuss des Arbeitgeberverbandes HDE, den sie aber nicht nutze. "Stattdessen unterstützen sie wie alle anderen großen Handelskonzerne die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberverbände, die seit Wochen jegliche Gespräche und Lösungsansätze mit der Arbeitnehmerseite verweigern", so Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Bundesvorstandsmitglied von Verdi.
Streik bei Lidl und Kaufland: Keine großen Auswirkungen erwartet
In früheren Aktionswochen wurden demnach bereits Edeka und Rewe bestreikt. Bislang hatte der Arbeitskampf aber lediglich vereinzelt leere Regale zur Folge, es kam aber nicht zu Ladenschließungen. Auch jetzt erwartet der Tarifgeschäftsführer des HDE, Steven Haarke, keine spürbaren Auswirkungen für Kunden. "Die Handelsunternehmen haben in den letzten Monaten bewiesen, dass sie mit Streiks gut klarkommen", sagte er. Die Branche habe sich gut auf das Ostergeschäft vorbereitet und bereits vor Weihnachten bewiesen, dass sie mit Streiks zurechtkommt.
Das bestätigte auch eine Sprecherin von Kaufland: "Die Filialen haben normal geöffnet und werden beliefert. Die Verbraucher können wie gewohnt einkaufen." Lidl war für ein Statement zunächst nicht erreichbar. Für die Einzelhändler ist der Donnerstag vor dem langen Osterwochenende ein besonders wichtiger Verkaufstag. Im gesamten Ostergeschäft rechnet der HDE mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis stützt sich auf eine repräsentative Umfrage unter gut 1000 Verbrauchern.
Streiks im Handel: Verdi fordert Lohnerhöhung
In den Tarifverhandlungen im Einzelhandel fordert Verdi eine Erhöhung der Löhne und Gehälter für die rund fünf Millionen Beschäftigten um 2,50 Euro in der Stunde bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. "Wir als Arbeitgeber haben bereits in der ersten Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg vor fast einem Jahr ein Angebot vorgelegt und dieses im weiteren Verlauf der Tarifrunde noch dreimal nachgebessert", sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Haarke. Dieses Angebot hätte zu echten Reallohnzuwächsen geführt, zumal die Inflation rückläufig sei.
Einige Handelsunternehmen, darunter auch die der Schwarz-Gruppe mit Sitz im baden-württembergischen Neckarsulm, hatten zuletzt angekündigt, die Löhne ihrer Beschäftigten anzuheben. Die Lebensmitteleinzelhändler waren damit einer Empfehlung des HDE gefolgt, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss freiwillig zu erhöhen und dies später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen. (mit dpa)