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Gesundheit
29.12.2015

Orthorexie und der krankhafte Drang nach gesundem Essen

Manche Menschen plagen schwere Schildgefühle, wenn sie sich ungesund ernähren und beispielsweise Pommes mit Currywurst essen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Das Verlangen, gesund zu essen, kann auch krankhaft werden - und dem Körper sogar schaden, warnen Wissenschaftler. Doch nur wenige Orthorektiker erkennen ihr Problem.

Dinkelbrot, Vollkornnudeln, Salat, Bio-Äpfel: Klingt ja wunderbar gesund! Eigentlich ist es das auch. Wer aber derart auf Vollwertkost fixiert ist, dass er niemals ein Stück Pizza oder ein paar Pommes anrühren würde, der übertreibt. „Wenn man bei der Ernährungsweise rigide ist und die Beschäftigung mit gesundem Essen zum Selbstläufer wird, wird ein Problem daraus“, sagt Dr. Reinhard Pietrowsky, Professor für Psychologie an der Universität Düsseldorf. Dann nämlich fängt das Verhalten an, zwanghaft zu werden: Experten sprechen dann von „Orthorexia nervosa“. Das Wort bedeutet so viel wie „krankhaftes Gesund-Essen“.

Currywurst löst bei Orthorexie Schuldgefühle aus

„Sich mit gesunder Ernährung auseinanderzusetzen, ist zunächst etwas Positives“, betont Pietrowsky. Bedenklich wird die Sache erst, wenn die Beschäftigung mit gesundem Essen zur „überwertigen Idee“ wird, der man alles andere unterordnet: Die Betroffenen verbringen typischerweise viel Zeit damit, Speisepläne auszuarbeiten und die „richtigen“ Nahrungsmittel zu besorgen. Ob sie ihnen schmecken, spielt kaum eine Rolle. Sollten Orthorektiker doch einmal der Versuchung einer Currywurst erliegen, löst das bei ihnen nicht selten Schuldgefühle aus. „Oft nehmen die Betroffenen auch keine Einladungen mehr an, weil sie dem misstrauen, was andere kochen, und begeben sich immer mehr in die soziale Isolation“, sagt Pietrowsky.

Gefahr von Mangelernährung

Am Ende kann die vermeintliche Super-Diät dem Körper sogar schaden: Manchmal setzt sich der Speiseplan nämlich nur noch aus wenigen Nahrungsmitteln zusammen, sodass es zu einer Mangelernährung kommt. So berichtet eine Internet-Nutzerin im Forum von „Was wir essen“: „eine Zeit lang war es echt schlimm ... da hab ich fast nur Obst gegessen ...“

Bislang wird Orthorexie offiziell noch nicht als eigenständige Krankheit definiert. „Das ändert aber nichts daran, dass es dieses Phänomen tatsächlich gibt“, sagt Pietrowsky. Und das offenbar gar nicht selten: „In Deutschland dürften ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sein. Das hat auch unsere Online-Befragung mit mehr als 2000 Teilnehmern ergeben“, berichtet er. Die meisten Orthorektiker seien bis zu 35 Jahre alt. Frauen sind Pietrowsky zufolge nicht wesentlich öfter als Männer betroffen. Wer ohnehin eine spezielle Art hat, sich zu ernähren, ist anfälliger: „Es hat sich gezeigt, dass Vegetarier und Veganer eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit für Orthorexie haben als die Gesamtbevölkerung“, sagt der Psychologe.

Offenbar neigen Menschen, die sich ohnehin stark mit Ernährung auseinandersetzen, eher zu Übertreibungen: Eine Studie der Universität Innsbruck, bei der knapp 300 Diätassistentinnen zu ihrem Essverhalten befragt wurden, ergab erstaunliche Zahlen. Fast 13 Prozent waren demnach gefährdet, eine Orthorexie zu entwickeln, oder litten bereits an der Störung.

"Ortho" bedeutet richtig und "orexis" Appetit

Den Begriff Orthorexie prägte der amerikanische Alternativmediziner Steven Bratman, der die Essstörung 1997 erstmals ausführlich in einem Artikel beschrieb. Das Wort kommt aus dem Griechischen: „Ortho“ bedeutet richtig und „orexis“ Appetit. Auf eine wirklich neue Krankheit war Bratman aber nicht gestoßen: „Das Phänomen hat es schon immer gegeben“, sagt Dr. Susanne Dornhofer, Leiterin der Indikationsgruppe Essstörungen an der Schön-Klinik Starnberger See. „Im Zuge der Lebensmittelskandale und der allgemeinen Unsicherheit in Sachen Ernährung hat die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahren aber stark zugenommen.“

Oft beginnt eine Orthorexie damit, dass Menschen mit einer bestimmten Ernährungsweise gute Erfahrungen machen: Sie haben dadurch zum Beispiel abgenommen, fühlen sich fitter oder innerlich reiner. Vor diesem Hintergrund kann eine Diät zu einer Art Religion werden, zu der man auch die Umwelt bekehren will: „Das Sendungsbewusstsein der Betroffenen ist sehr groß“, sagt Dornhofer. Typisch für Orthorektiker ist auch, dass sie stark zwischen „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln unterscheiden.

So erklärt Dr. Lisa Pecho, fachärztliche Expertin für Essstörungen bei den beiden Beratungsstellen ANAD e.V. und dem Therapienetz Essstörung in München: „Die Betroffenen definieren gesundes Essen oft als Abwesenheit von Fett und Kohlenhydraten. Dabei braucht unser Körper auch diese Nährstoffe.“ Pecho findet es daher falsch, bestimmte Lebensmittel zu verteufeln. „Die Kampagne beginnt oft schon im Kindergarten“, kritisiert sie.

Kinder lernten dort, „gutes“ von „schlechtem“ Essen zu unterscheiden - Süßigkeiten würden mitunter konsequent verbannt. „Wenn nicht mal am Geburtstag Kuchen mitgebracht werden darf, handelt es sich um ideologische Auswüchse“, sagt die Ärztin. Sinnvoller sei es, dass Kinder zum Beispiel durch gemeinsames Kochen - im Sinne eines „Lernen am Modell“ - ein besseres Gespür für ausgewogene Ernährung bekämen.

Hinter Orthorexie steckt oft noch etwas anderes

Aber meist steckt hinter einer krankhaften Orthorexie noch etwas anderes. „Wer sich so stark mit einem Thema beschäftigt, will oft andere Themen abwehren“, sagt Pecho. Das könnten zum Beispiel Ängste, Unsicherheiten, aber auch Wut sein. Dazu passt Dornhofers Beobachtung, dass Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstruktur - das sind eher ängstliche und perfektionistische Zeitgenossen - besonders anfällig für die Störung sind. Verschlimmert sich ihre Situation, etwa durch Probleme in der Familie, kann ihr Essverhalten entgleisen: „Es ist beflügelnd für sie, dass sie immerhin diesen Bereich kontrollieren können, wenn sie sich in anderen Bereichen hilflos fühlen“, sagt Dornhofer.

Nur wenige Orthorektiker erkennen ihr Problem und lassen sich beraten oder behandeln. Schließlich sind sie in der Regel von ihrem Verhalten überzeugt. Pietrowsky sagt: „Die Personen meinen, dass mit ihnen alles in Ordnung ist, und zeigen kaum eine Krankheitseinsicht.“ Viele von ihnen kämen aber wegen anderer Probleme zum Arzt oder Psychotherapeuten.

Angehörige und Freunde können oft nur wenig tun, um einem Orthorektiker zu helfen. „Sie sollten den Betroffenen vorsichtig ermutigen, nicht so rigide zu sein und sich abwechslungsreicher zu ernähren“, sagt Pietrowsky. Und Pecho rät: „Wenn man eine vertrauensvolle Beziehung hat, sollte man die auffällige Beschäftigung mit dem Essen ruhig direkt ansprechen.“ Weniger Überwindung kostet es die Betroffenen ihrer Erfahrung nach, sich zunächst über eine professionelle Beratungsstelle Hilfe zu holen. „Sie denken dann nicht gleich, dass sie therapiebedürftig sind“, sagt sie.

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