Depressive warten oft Monate auf Arzttermin
Gut jeder zehnte Deutsche erkrankt einmal im Leben an einer Depression. Das Problem: Depressive Patienten warten oft monatelang auf einen Arzttermin.
Die Wartezeit scheint oft endlos: "Es ist intolerabel, dass Betroffene monatelang auf einen Termin beim Facharzt oder Psychologen warten müssen", sagte der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Ulrich Hegerl. Bei der mitunter lebensbedrohlichen Krankheit müsse überall schnelle medizinische Hilfe gewährleistet sein. Die Stiftung gehört zu den Organisatoren des ersten Deutschen Patientenkongresses Depression, zu dem am Wochenende mehr als 1000 Besucher ins Leipziger Gewandhaus kamen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Depression inzwischen zu den Volkskrankheiten. Gut jeder zehnte Bundesbürger erkrankt einmal im Leben an einer Depression. Dass das Leiden inzwischen ernst genommen wird, ist Aufklärung und genaueren Diagnosen zu verdanken. Mit Leistungsdruck, sagt ein Experte, hat Depression nicht zwangsläufig zu tun.
Urlaub hilft nicht gegen Depression
"Das Gefühl des Überfordertseins und der Überlastung begleitet jede Depression", sagte Hegerl. Dass es nur die trifft, die täglichen Stress erleben, sei ein Trugschluss. Einer sich anbahnenden Depression mit einer Auszeit wie einem längeren Urlaub vorzubeugen, sei zwecklos. "Denn die Depression reist mit", erklärte der Experte.
Die Behandlung erfolge mit Antidepressiva und Psychotherapie, wobei vor allem die täglichen Verhaltensroutinen im Mittelpunkt stünden. "In einer kognitiven Verhaltenstherapie wird mit den Betroffenen besprochen, wie ein ausgeglichener Tagesablauf aussieht und wie man auch mal Nein sagen kann", sagte Hegerl, der die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Leipzig leitet. "Viele Betroffene opfern sich auf und sind immer nur für andere da."
Nicht mehr Depressive als früher
Es gebe aber nicht mehr depressiv Erkrankte als früher, sagte Hegerl und widersprach damit Warnungen der Kassen, wonach die Fallzahlen nach oben schnellten. "Es suchen mehr professionelle Hilfe und die Erkrankung wird häufiger erkannt."
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