
Wittelsbacher Land: Noch viele freie Stellen zum Ausbildungsstart

Plus Im Wittelsbacher Land fehlen wie in ganz Deutschland Lehrlinge. Wie die Situation bei den Unternehmen in Aichach-Friedberg ist und in welchen Jobs Personal fehlt.
Beim Holzverarbeiter Pfeifer im Kühbacher Ortsteil Unterbernbach sind noch zwei Ausbildungsplätze zum 1. September frei. Das teilt Monika Schreck aus der Personalabteilung auf Nachfrage mit. „Schade“, sagt sie. Besonders weil es zwei Stellen als Holzbearbeitungsmechaniker seien. Holz ist das Kerngeschäft der Firma.
Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen die beiden Jobs noch besetzen. Warum das heuer nicht klappt? „Der Beruf ist nicht so bekannt“, sagt Monika Schreck. Um den Beruf bekannter zu machen, informiere die Firma in Schulen und auf Messen über die dreijährige Ausbildung.
Aichach-Friedberg: Die Firma Pfeifer ist mit dem Mangel nicht allein
Die Firma Pfeifer ist mit dem Lehrlingsmangel nicht allein. Im vergangenen Jahr gab es laut Bundesagentur für Arbeit in Deutschland erstmals mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Auch Unternehmen in Aichach-Friedberg fehlen Auszubildende. Der Agentur zufolge waren im Juli noch 374 Lehrstellen unbesetzt, und 150 Jugendliche auf der Suche. Die Zahlen reduzieren sich aber meistens noch stark bis zum Ausbildungsstart. Wolfgang Haschner von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben mit Sitz in Augsburg sagt: „Dass jeder dritte Betrieb in Deutschland keine geeigneten Kandidaten findet, passt auch für Schwaben.“ Für das Wittelsbacher Land seien die Zahlen in etwa gleich. „Das macht uns ein Stück weit Sorgen“, sagt Haschner.
Einen Rückgang von zwei Prozent verzeichnet der Leiter des Fachbereichs Ausbildung bei den Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr. 8000 neue Arbeitsverhältnisse zählt Wolfgang Haschner zum Start am 1. September in Schwaben, im Landkreis Aichach-Friedberg sind es etwa 400. Die Zahl der gewerblich-technischen Ausbildungen sei gleich geblieben, hingegen gebe es bei den kaufmännischen Berufen einen Rückgang. Dieses Minus ist Haschner zufolge vertretbar. Er begründet es mit dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und dem Geburtenrückgang in den entsprechenden Jahrgangsstufen. Die Unternehmen suchten besonders Köche, Hotelfachangestellte, Berufskraftfahrer, Verkäufer und Großhandelskaufleute.
Wolfgang Haschner ist überzeugt: „Die Unternehmen würden gerne mehr Azubis einstellen.“ Dennoch bemerkt der 52-Jährige, dass kurz vor dem 1. September noch viele Verträge bei der IHK ankommen. Doch Interessierte können auch später eine Ausbildung beginnen, sagt der Experte. Ein Trend sei, dass immer mehr Abiturienten etwa nach abgebrochenem Studium eine Lehre starten. 18 Prozent der Azubis hätten die Hochschulreife.
Ausbildung: Die Handwerkskammer hat noch 72 unbesetzte Stellen
Wer wissen will, wie es bei den handwerklichen Berufen im Wittelsbacher Land aussieht, muss mit Moni Treutler-Walle von der Handwerkskammer für Schwaben sprechen. Sie meldet für dieses Jahr 242 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge – so viele wie im vergangenen Jahr. 72 Stellen seien im Landkreis noch nicht besetzt. Darunter sind Lehrstellen als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Metallbauer, Schreiner, Maler- und Lackierer sowie Hörakustiker. Gesucht würden auch noch Bäcker, Metzger, Konditoren, Maurer, Klempner, Elektroinstallateure, Feinwerkmechaniker und Friseure.
Aufgrund des Fachkräftemangels und der guten Konjunktur im Handwerk stellen die Betriebe auch immer mehr Azubis ein, sagt Volker Zimmermann, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer. „Jugendliche haben dadurch Chancen“, sagt er. Für die Unternehmen werde es immer wichtiger, ihre Lehrstellen anzupreisen, besonders in den sozialen Medien. „Die Qualität der Ausbildung spricht sich unter Jugendlichen rum“, sagt Zimmermann. Wer gut ausbilde, habe zumindest die Aussicht, Azubis zu bekommen und zu halten.
Lehre: Den Azubis rechtzeitig die Übernahme signalisieren
Zimmermann rät Unternehmen, guten Azubis rechtzeitig die Übernahme zu signalisieren und nicht unnötig hinzuhalten. „Junge Menschen wollen spüren, dass ihr Einsatz für den Betrieb wichtig.“ Gleichzeitig müsse das Verhältnis von Arbeit und Freizeit passen. Zimmermann sagt aber auch, dass der Traumjob nicht um die Ecke liege. Die Top-Fünf Ausbildungsberufe im Handwerk sind laut Auskunft der Handwerkskammer Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Anlagenmechaniker, Friseur und Maurer.
Beim Holzverarbeiter Pfeifer fangen am Montag zwar keine Holzbearbeitungsmechaniker an, dafür aber fünf Azubis als Kaufleute oder Industriemechaniker. Sie sind laut Schreck bereits am Donnerstag und am gestrigen Freitag gestartet – in ihrer Freizeit. Es ging zum Teambuilding in die Unternehmenszentrale nach Tirol in Österreich. Übrigens: Die beiden Lehrstellen als Holzbearbeitungsmechaniker sind noch zu haben.
Wer noch eine Ausbildung sucht, findet in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer für Schwaben im Internet zahlreiche Angebote: www.lehrstellenboerse-schwaben.de. Oder die App Lehrstellenradar kostenfrei herunterladen.
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