Eklat: Bürgermeister stoppt Polit-Satire
Bürgermeister Roland Eichmann verhindert den Auftritt einer Vhs-Theatergruppe in der Schulmensa. Ist das nun Zensur oder Wahrung der politischen Neutralität?
Die Qual der Wahl“ heißt ein satirisches Theaterstück über Friedberger Polit-Themen, das vergangene Woche in der Mittelschul-Mensa Premiere haben sollte. Es war als Persiflage auf Bürgermeister Roland Eichmann gedacht – im Stück vertreten als Robert Reichmann. Handlung: Die Bürgermeisterwahl steht kurz bevor, und im Büro Reichmanns überschlagen sich die Probleme: Schlechte Presse wegen des Feng-Shui-Gutachtens im Schloss, Ärger mit Dienstwagen, Hund Paris und Gegenkandidatin Erika Eser-Huberth von den Grünen. Doch aus der Premiere wurde nichts. Der Grund: Die Laiengruppe um Tobias Hilgers erhielt die Mensa in der Schule nicht als Aufführungsort von der Stadt.
Feng-Shui-Gutachten ist Thema des Satirestücks
Ist das nun Zensur oder nur die Wahrung der politischen Neutralität? Die Volkshochschule (Vhs) des Landkreises muss Buhrufe einstecken für ihre Entscheidung, sich als Veranstalterin des Theaterstücks zurückzuziehen. Auch die Rolle von Bürgermeister Eichmann sorgt für Diskussionen. Die Flyer hatten Hilgers und seine Mitstreiter von der Laienspielgruppe bereits gedruckt. Trotzdem fiel die Aufführung aus, weil die Vhs kurzfristig die Unterstützung des Stücks zurückzog. Damit verloren Hilgers und seine junge Gruppe auch den Veranstaltungsort. Denn in der Mensa der Mittelschule dürfen, so erklärt es Eichmann, nur städtische Veranstaltungen stattfinden. Das war in diesem Fall nur möglich, solange die Vhs sich als Veranstalterin beteiligte. Geschäftsführerin Ruth Reisinger kann die Aufregung um die Absage nicht nachvollziehen. Die Volkshochschule sei als Veranstalter laut ihrer Leitlinien zu politischer Neutralität verpflichtet. „Das Stück war ganz gezielt auf eine Person ausgerichtet, das finde ich einfach unfair“, sagt Reisinger. Dass das Stück so kurzfristig abgesagt wurde, erklärt Reisinger damit, dass man bis dato immer gut mit Hilgers zusammengearbeitet habe. Erst als er die Flyer mit ihr habe abstimmen wollen, sei sie darauf aufmerksam geworden, dass es sich um eine Politsatire handele. Daraufhin habe sie Hilgers darum gebeten, sie das Drehbuch vorab lesen zu lassen. „Ich möchte keinem der Bürgermeister ein Stück unterjubeln, das ich nicht einschätzen kann“, erklärt Reisinger auf Anfrage. Wie Hilgers bestätigt, weigerte er sich, das Drehbuch von Reisinger freigeben zu lassen. Die Vhs-Chefin forderte ihn daraufhin auf, die Angelegenheit mit Eichmann persönlich zu klären. Hilgers traf sich mit Eichmann, der im Vorstand der Kreis-Vhs sitzt. Auch er schlug Hilgers vor, ihm das Stück vorab zu lesen zu geben. Wieder lehnte Hilgers ab. Er betonte, es gehe um Unterhaltung und es würden nur einige lokalpolitische Ereignisse aufgegriffen. Vor allem eines davon ging Eichmann jedoch gründlich an die Nieren, wie er selber einräumt: das Feng-Shui-Feng-Shui-Gutachten, über das unsere Zeitung – und in der Folge auch viele andere Medien – 2015 berichteten. „Ich will keine Zensur ausüben, aber ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Es gehöre zum Amt, aufs Korn genommen zu werden, aber Scherze bei einer Fastenpredigt oder im Fasching seien etwas anderes als ein Theaterstück, das in einem städtischen Gebäude gezeigt werde. Laut Hilgers drohte der Bürgermeister mit rechtlichen Konsequenzen. Eichmann schrieb eine E-Mail an die Volkshochschule. Er habe darin keine Anweisungen gegeben, doch dargestellt, dass er nicht amüsiert ist, bekräftigte er. Daraufhin verabschiedete sich die Volkshochschule endgültig als Veranstalter. Und damit war die Mensa als Aufführungsort erledigt.
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