"So ist das Geschäft"
Fans des 1. FC Nürnberg haben es nicht leicht. Jubel und Depression liegen beim fränkischen Traditionsverein eng beisammen. Im letzten Sommer nach 40 Jahren ohne Titel noch strahlender Pokalsieger, ist der Rausch längst verflogen.
Aktuell steht der Club in der Bundesliga auf einem Abstiegsplatz. Nach dem jüngsten 1:1 im Kellerduell am Wochenende gegen Hansa Rostock wurde am Montagabend Erfolgstrainer Hans Meyer entlassen. Die AN haben sich bei den Fans in der Region umgehört und Stimmen eingefangen.
Nachfolger von Kulttrainer Meyer ist Thomas von Heesen, der erklärte Wunschkandidat der FCN-Vereinsführung. Beim UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag bei Benfica Lissabon wird der frühere Bundesliga-Profi bei den "Cluberern" schon auf der Bank sitzen.
"Das ist ein Trainer, der Erfolge und Misserfolge hinter sich hat. Ob er es in Nürnberg schafft, wird sich zeigen. Ich glaube trotzdem, dass der Club in der Bundesliga drin- bleibt. Wie sagt man so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Saison ist noch lang und es ist noch jede Menge drin", sagt Aichachs prominentester Clubfan, Bürgermeister Klaus Habermann. Wenn auch nicht regelmäßig live, so verfolgt das Stadtoberhaupt dennoch mit Interesse die Spiele seines Lieblingsvereins. "Mein Bruder und mein Neffe, die sind ganz große Fans und haben Dauerkarten. Die fahren alle zwei Wochen rauf. Aber wenn die mal keine Zeit haben, dann komm ich zum Zuge ..."
Seit 1949 ist Werner Müller aus Algertshausen bekennender "Cluberer". "Ich hab damals in der BCA-Schülerelf gespielt und wir haben ein Spiel im Rosenaustadion besucht. Die Mannschaft hat mir imponiert. Ich konnte ja nicht ahnen, wie man als Clubfan leiden muss", schmunzelt er. Müller organisiert einmal im Jahr eine Busfahrt seines Stammtisches im Bauerntanz nach Nürnberg, alle Clubfans aus Aichach machen sich dann gemeinsam auf ins "Fränkische". "Ich find es ein bisserl ungerecht, dass der Meyer gehen musste. Aber so ist das Geschäft." Allen Widrigkeiten zum Trotz und obwohl er sich über den neuen Trainer kein abschließendes Urteil erlauben will, ist auch er vom Klassenerhalt seines Clubs überzeugt.
So sieht es auch Jonny Michl, ehemaliges Vorstandsmitglied beim BC Aichach und passionierter FCN-Anhänger. "Ich glaub, es gibt in Aichach sogar mehr Clubfans als Sechz'ger", ist er überzeugt. Die Trennung von Meyer hält er für richtig. "Das sind die Mechanismen des Geschäfts, wie man so schön sagt. Wo es nicht mehr klappt und der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht, muss er gehen." Von Heesen sei der beste Nachfolger, den der Markt hergegeben habe. "Ich bin schon froh, dass es kein Trapattoni oder Matthäus geworden ist", fügt Michl trocken an. Da in der Mannschaft viel spielerisches Potenzial schlummere und zur Winterpause mit der Verpflichtung Jan Kollers noch personell nachgebessert worden sei, glaubt auch er fest an die weitere Bundesliga-Zugehörigkeit des 1. FC Nürnberg.
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