Stubenmusik! Und alles wird gut
Thalhausen Stubenmusik schützt. Vor ungewollter Schwangerschaft, vor Winterdepression und vor den "Silbereisens dieser Welt". Drei Schwestern der Musiker-Familie Well wissen dem Publikum von dem probaten Mittel mehr als ein Lied zu singen. Besser bekannt unter dem Namen "Wellküren" stellte das Trio beim Auftritt in der Weilachmühle in Thalhausen auf bissige und temperamentvolle Weise eigene Lebensweisheiten vor.
In dem Wirtshaus können sich Bärbi, Burgi und Moni Well wie zu Hause in der familiären Stube fühlen. Ihr Bruder Berti hat bekanntlich vor einiger Zeit nach vierjähriger Auszeit die Bewirtschaftung der Weilachmühle wieder übernommen und sorgt für ein anspruchsvolles Kulturprogramm. Mit seinen Schwestern hat er eine Gruppe engagiert, mit der sich der Saal problemlos füllen lässt. Dicht an dicht sitzen die Besucher auf den Bänken. Mit aufmerksamem Blick verfolgt in der ersten Reihe die Mutter von insgesamt 15 Well-Kindern den flotten Auftritt ihrer recht unterschiedlichen Töchter.
Das Kommando hat ganz klar Moni: Im Heimatdorf Oberschweinbach ist sie bekannt für ihre Vorführungen von Tupperwaren und dem Wunder-Putzlappen "Wisching Well", getestet im Vollmond und nach Feng Shui. Von Moni kriegt an dem Abend so mancher sein Fett wett: Sie lästert über Guido Westerwelle und Roland Koch genauso bissig wie über die ersten Freunde ihrer Schwestern. Den Bankkaufmann mit Krawatte oder den Städter mit Goldkettchen.
Als die "Sozialen" im Dorf bremsen Bärbi und Burgi ihre gschnappige Schwester. Burgis große Verdienste als Frauenbeauftragte sind drei Frauenparkplätze neben der Kirche und das Kopftuchverbot im Kuhstall. Bärbi kümmert sich als Kinder- und Jugendbeauftragte mit dem Pfarrer um "mobile Empfängnisberatung". Die "G'scheide" unter den Schwestern sorgt sich um den schwindenden Dorfnachwuchs. Was macht man, wenn der Bua zu deppert ist zum Fußballspielen? Na dann muss er eben zur Bank: "Da kumma mehra zsamm, die wo koa Hirn net ham."
Die "Wellküren" begeistern das Publikum nicht nur durch ihre frechen Lieder, sondern auch durch ihr Können auf den Instrumenten. Bei den Stücken mit Harfe, Hackbrett und Gitarre wird es ganz still im Lokal, alle lauschen, der eine oder andere summt die Melodien leise mit.
Ein paar besondere "Lieblinge" haben die Well-Schwestern: "Du-Du-Waldemar" und Florian Silbereisen sind immer wieder Ziel ihres Spotts. Selbst Geschlechtsgenossin Angela Merkel bekommt von Moni einige Seitenhiebe ab: "Wenn ich sie sehe, habe ich immer ein schlechtes Gewissen und frage mich, was habe ich getan?"
Nach bekannten Liedern wie "Wochenend' im Altenheim" lassen die drei das Dirndl fallen. Im schwarzen Abendkleid spielen sie auf der "Nonnentrompete" - ein Instrument mit nur einer Saite - einen schräg klingenden Abgesang auf den Monarchen Edmund I., den die Krankheit "Morbus franconia Pauli" und falsche Parteikollegen zur Strecke gebracht hätten. Balsam für die Ohren ist es da, wenn die Wellküren wieder zu bewährten Instrumenten wie Tuba, Posaune, Saxofon, Harfe, Hackbrett und Akkordeon greifen. "Auf geht's Mutti, machen wir Stubnmusi miteinand", rufen sie zum Schluss und holen ihren größten Fan auf die Bühne. Von ihrer Mutter haben sie schließlich gelernt: Stubenmusik hilft immer.
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