„Quattrocento“ lebt in St. Ottilien auf
Noch bis 29. August sind Werke in der Malart des Münchener Schülerkreises in der Klostergalerie in St. Ottilien ausgestellt. Darunter sind Werke des Kunsterziehers Reinhold Heller und seiner Frau Erika.
Nur vier Jahre, von 1954 bis 1958, hatte „Quattrocento“, ein Schülerkreis rund um den Münchener Kunstprofessor Richard Seewald Bestand. Mit Seewalds Weggang von der Akademie der Bildenden Künste zerfiel die lose Gemeinschaft von Quattrocento. Was blieb, ist, dass etliche der Gruppe einen künstlerischen Weg einschlugen, Lehrer wurden oder auch freie Kunstschaffende.
In der Galerie Sankt Ottilien können noch bis Sonntag Einblicke gewonnen werden in die Art zu malen und zu zeichnen, so wie sie Seewald seinen Studenten seinerzeit vermittelt hat. Und die dem Schülerkreis zu seinem ein wenig spöttisch gemeinten Namen verhalf: Mit „Quattrocento“ wird im Italienischen die Zeit der Frührenaissance bezeichnet. Diesem Stil des 15. Jahrhunderts war der Kunstprofessor besonders verbunden und, wie Ruprecht Volz im Katalog zur Schau schreibt, wurden Schüler für Reisen nach Italien von ihm sogar vom Unterricht befreit. „Sie mussten nur viele Bilder mitbringen.“ Dass Arbeiten von fünf Mitgliedern des Schülerkreises aus dieser Zeit im Klosterdorf zu sehen sind, hat eine besondere, biografisch/geografische Bewandtnis: Quattrocentist Reinhold Heller war 33 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahr 1993, Kunsterzieher am Rhabanus-Maurus-Gymnasium Sankt Ottilien.
Seine Frau Margit, auch sie war Mitglied des Schülerkreises, lebt in Eresing. Von beiden sind in der Galerie Bilder ausgestellt. Dazu kommen Werke von Anne Köhler, Peter Rößler und Klaus Wich. Zu sehen sind zum einen viele von den Schülern angefertigte Skizzen auf Papier, mit denen sie die Art des Kunstunterrichts bei Richard Seewald dokumentierten. Interessant ist, wie dabei unterschiedliche Charaktere der Studenten wissentlich oder unwissentlich deutlich gemacht wurden.
Der weitaus größere Teil der Schau wird bestimmt vom „Quattrocento“, der Frührenaissance und ihrer Hinkehr zur Natur. Die Farbe Grün dominiert die mit Eitemperafarben auf Karton oder Hartfaserplatten entstandenen Kunstwerke. Hochgewachsene, schlanke Figuren verlieren sich fast zwischen sanft geschwungenen Hügeln und einzelnen Baumgruppen. Zu sehen sind gemalte Märchengeschichten, Motive aus dem christlichen Glauben, Porträts der Mitschüler.
Eine aus der Zeit gefallene Bildwelt
Idylle und Tradition, Humanistik und im Mittelalter gepflegtes Christentum sind vorherrschend. Richard Seewald lehrte seine Studenten eine Bildwelt, die Mitte der 1950er-Jahre, als avantgardistische Künstlergruppen wie S.P.U.R. entstanden, eigentlich ein wenig aus der Zeit gefallen war. Es ist eine Welt der Ruhe und Geborgenheit, eine Welt, in der es nicht um exakte Geometrie bei dargestellten Gebäuden geht, sondern einzig um die Art des Sehens.
Die Ausstellung wird noch bis einschließlich Sonntag, 29. August, in der Galerie Sankt Ottilien gezeigt. Öffnungszeiten sind Freitag bis Sonntag von 17 bis 20 Uhr oder nach Vereinbarung mit Pater Cyrill Schäfer unter Telefon 08193/71711 und E-Mail cyrill@eos-verlag.de.
Nächste Ausstellung zeigt Werke von Fritz Winter aus Dießen
Die nächsten beiden Schauen in der Klostergalerie sind ebenfalls Künstlern mit biografischem Bezug zum Klosterdorf gewidmet. Zwischen 10. Oktober und 28. November sind Zeichnungen von Fritz Winter ausgestellt; der lang in Dießen lebende Künstler wurde als Kriegsverwundeter eine Zeit lang im Militärhospital Sankt Ottilien behandelt. Vom 12. Dezember 2021 bis 27. Februar 2022 zeigt der dem Kloster freundschaftlich verbundene Professor Dr. Cornelius Mayer-Tasch Höhepunkte aus seiner umfangreichen Sammlung von Ammerseebildern unterschiedlicher Künstler.
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