Impfen daheim im Pfarr- und Gemeindezentrum
Die Gemeinde Pähl bietet Bürgern ab 70 Jahren aus dem Dorf und aus der Nachbargemeinde Raisting an, sich vor Ort gegen Covid-19 impfen zu lassen. Rund 75 Prozent nehmen den Service in Anspruch.
198 Bürger am ersten Tag und 120 am zweiten. Zahlreiche Senioren aus Pähl und Raisting nahmen am Montag und Dienstag die Gelegenheit wahr, sich am Ort beziehungsweise in der Nachbargemeinde Pähl gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Auf Initiative von Bürgermeister Werner Grünbauer waren drei Impfteams des Impfzentrums Peißenberg der Johanniter-Unfall-Hilfe in Peißenberg im Pfarr- und Gemeindezentrum (PGZ), um die Impfwilligen ab 70 Jahren zu behandeln. Verabreicht wurde das Vakzin von Biontech -Pfizer.
Es ist noch nicht 9 Uhr, da sind die Helfer am Dienstag im Pfarr- und Gemeindezentrum schon für die neuerliche Reihenimpfung bereit. Im Foyer sitzen erste Patienten, im angeschlossenen Raum der Bücherei sind die Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe einquartiert, die die Patienten registrieren, und im großen Saal gibt es zwei Impfstationen, an denen Frauen und Männer hinter Stellwänden geimpft werden. Dort gibt es auch einen weiteren abgetrennten Bereich, in dem sich die Geimpften nach der Impfung unter Aufsicht zehn Minuten aufhalten.
Am ersten Tag sei es zu Verzögerungen gekommen, erklärt der Bürgermeister vor Ort. Da befanden sich drei Impfstationen im Saal und seien Impftermine kurzfristig vorverlegt worden, um die zeitlichen Kapazitäten auszuschöpfen. "Dann gab es Probleme mit dem Server", sodass am Ende Wartezeiten in Kauf genommen werden mussten. Am zweiten Tag lief alles reibungslos.
Grünbauer verfolgte die Impfaktion zeitweise und kam mit den Bürgern ins Gespräch. Er sagt, dass er unterschätzt habe, "wie wichtig den Bürgern die Impfung ist". Etwa 75 Prozent der angeschriebenen Personen aus Pähl und Raisting hätten sich in Pähl impfen lassen. "Die Leute wollen ein normales Leben, die Impfung ist der Schlüssel dazu".
Am Pfingstmontag und am Tag danach erhalten die Geimpften ihre zweite Dosis. Den Termin bekommen sie gleich vor Ort mitgeteilt. Grünbauer signalisiert, auch weitere Impfungen jüngerer Bürger vor Ort durchführen zu wollen, wenn die nächste Altersgruppe freigegeben werde.
Dr. Johanna Schuster aus Weilheim ist am Dienstag eine der zwei Kräfte, die den Patienten die Impfungen verabreichen. Rund 3000 Corona-Impfungen habe sie schon durchgeführt, sagt sie, während Hartmut Schmidt aus Pähl den linken Hemdsärmel hochkrempelt. Sie klärt ihn über mögliche Nebenwirkungen auf. "Ich bin informiert", entgegnet Schmidt. Er ist Physiker und hat eine Tochter, die Medizin studiert hat. Die Teilnahme an der Impfaktion sei für ihn das Ergebnis einer "Risikoabwägung". Ihm sei es nicht wichtig, welchen Impfstoff er bekommt, lediglich, dass er geimpft wird, sagt er. "Wir betreuen unsere Enkelkinder", erklärt er. Die Reduktion der Kontakte, gelegentliche Corona-Tests und die Benutzung von Desinfektionsmittel und FFP2-Masken gehörten ebenfalls zum eigenen Schutz und dem der anderen, fügt seine Frau Ursula an, die sich heute ebenfalls impfen lässt. Durch "das Hin und Her mit AstraZeneca" sei sie jedoch froh, dass ihr ein anderes Vakzin verabreicht wird. Dass die Gemeinde die Aktion in den Ort geholt hat, erwähnen beide als lobenswert. "Gut, dass auf lokaler Ebene schon funktioniert, was im Hightech-Deutschland noch nicht möglich ist", sagt Hartmut Schmidt. Er habe sich dafür sogar persönlich beim Bürgermeister bedankt, sagt er. Denn sie sparten sich im Vergleich zum Impfen im Impfzentrum Peißenberg den Weg, Zeit und die Begegnungen mit vielen Menschen. Wäre eine Impfung vor Ort nicht möglich gewesen, hätten sie dafür ihren Hausarzt aufgesucht.
"Ich denke, es gibt keinen anderen Ausweg", deshalb lasse sich auch Christine Wörner aus Pähl impfen. Mit dem Coronavirus infiziert zu werden, könne "tödlich enden" und um Kontakt mit ihren Kindern und Enkeln haben und "in absehbarer Zeit wieder verreisen" zu können, sei sie gekommen.
Karl Huttner nennt es "eine gute Sache", sich im Nachbarort impfen lassen zu können. So komme er um die "sehr umständliche Anmeldung" beim Impfzentrum herum. Der Impfstoff war für den 74-Jährigen zweitrangig, obwohl er Biontech-Pfizer den Vorzug einräume, wie er sagt. Hätte er das Angebot in Pähl nicht bekommen, wäre er zum Impfen zum Hausarzt gegangen. Nun sei er der letzte der sieben Geschwister, dem die erste Impfung verabreicht wurde. Eine Schwester sei eine Stunde vor ihm dran gewesen, erzählt er. Jetzt habe er ein "sicheres Gefühl", beispielsweise wenn er nach dem Gottesdienst noch mit anderen beisammen stehe.
Ein weiterer Raistinger (71) sagt, dass er eigentlich abwarten und sich erst in einem halben Jahr impfen lassen wollte. Nach der schriftlichen Einladung seiner Gemeinde habe er sich gedacht, "vielleicht ist das doch nicht schlecht". Die Nebenwirkungen seien sicher geringer, als "wenn mich Corona erwischt". Doch wenn nicht der Impfstoff von Biontech-Pfizer verimpft worden wäre, wäre er wieder gegangen, versichert er. Doch nach der Impfung sei alles gut. "Es ist gut organisiert. Die Atmosphäre ist locker."
Grünbauer lobt den Einsatz der Gemeindemitarbeiter, Johanniter und ehrenamtlichen Helfer Manfred und Martina Hafenmayer. Die beiden haben sich vorab erkundigt, wie der Ablauf in einem Impfzentrum funktionieren kann. Alleine seine Frau sei sechs Mal mit Personen über 80 zum Impfen gewesen, erklärt Hafenmayer, der die Aktion in Pähl größtenteils organisiert hat.
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