Natur am Ammersee: Welcher ist Ihr Lieblingsbaum?
Zwischen Menschen und Bäumen besteht eine vielfältige Beziehung: Der Dießener Bund Naturschutz sucht jetzt Lieblingsbäume am Ammersee.
Zwischen Menschen und Bäumen besteht eine komplexe Beziehung: Es gibt Menschen, die können mit den hölzernen grünen Riesen wenig anfangen. Sie werden als Konkurrenten um den (Bau-)Platz wahrgenommen, als Gefahrenquellen, wenn Bäume oder Teile davon brechen und als lästige Laubproduzenten. Andererseits sind Bäume mit ihrem Holz Rohstoff- und Energiequelle, sie haben wohlschmeckende und nahrhafte Früchte und heilsame Wirkstoffe in Blättern und Blüten. Bäume verwandeln Kohlendioxid in Holz und Sauerstoff und machen heiße Tage erträglicher, spenden Schatten, bieten Insekten, Vögeln und anderen Tieren Platz, und wo Bäume wachsen, entstehen oft besondere Plätze, die uns Menschen immer wieder anziehen.
Doch Bäume haben es schwer, nicht nur, weil sie Häusern und Straßen im Weg stehen. In den vergangenen Monaten haben ihnen auch viele Unbilden des Wetters zugesetzt. Im Sommer richtete beispielsweise ein Gewittersturm im Juli große Schäden an den Bäumen in Dießen und Umgebung an, Anfang Dezember knickten riesige Schneelasten viele Baumgipfel ab. Dazu kommen Schädlinge und Pilze, die aus anderen Weltregionen hierher verfrachtet werden. Eine Folge davon ist unter anderem das Eschentriebsterben, das den Eschen stark zusetzt.
Welcher Baum liegt uns besonders am Herzen?
Vor diesem Hintergrund will die Dießener Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) in unserer Zeitung in loser Folge besondere und lieb gewordene Bäume in Dießen und Umgebung vorstellen. Sie sollen anregen, darüber nachzudenken, welcher Baum uns am Herzen liegt, bei welchem man sich wohlfühlt oder sich freut, ihn am Wegesrand, in einem Park oder Garten zu erblicken. Vielleicht ist es auch ein Baum, mit dem spezielle Erinnerungen an ein Ereignis oder an einen Menschen verbunden sind. Der BN würde sich sehr über Nachrichten und Fotos von solchen Lieblingsbäumen und deren Geschichten freuen. Wer eine solche Baumgeschichte erzählen will, wird gebeten, sie an Katharina Waibl (E-Mail katharina.waibl@bn-landsberg.de) zu schicken. Sie wird dann im Ammerseekurier veröffentlicht.
Zum Auftakt der geplanten Serie erzählt Katharina Waibl selbst von ihrem Lieblingsbaum. Katharina Waibl ist Gartenbauingenieurin. Sie arbeitete früher in der Dießener Baumschule Wörlein und dann 20 Jahre beim Staatlichen Bauamt in Weilheim, wo sie sich um die Straßen- und Alleebäume zu kümmern hatte.
Ein Exot am Lehrer-Parkplatz der Carl-Orff-Schule
Ihr Lieblingsbaum in Dießen ist ein Baum, der nicht dem derzeitigen Trend zur Regionalität entspricht: Die Flügelnuss am Parkplatz der Carl-Orff-Schule an der Buzallee ist nämlich ein Exot.
Katharina Waibl erzählt dazu: "Schon ganz am Anfang meiner Zeit in Dießen ist mir dieser große und breite Baum aufgefallen. Auf den ersten Blick sehen die Blätter aus, als wäre es eine Esche. Aber im Sommer kommen Blütenstände dazu, die wie kleine Girlanden an den Ästen hängen. Die Blätter sind sehr dunkelgrün und sehr groß. Der Baum hat nicht nur einen Hauptstamm, sondern auch kleinere Nebenstämme. Für einen Hausgarten ist er viel zu groß. Aber hier am Eingang der Schule spendet er am Lehrer-Parkplatz kühlen Schatten. Pterocarya fraxinifolia, wie er botanisch heißt, stammt aus Südwest- und Ostasien, ist einhäusig, das heißt, männliche und weibliche Blüten sind auf einem Baum. Er ist frosthart. Wie er wohl nach Dießen gekommen ist?"
Exotische Bäume waren ein exklusives Hobby
Gerade in früheren Jahrzehnten waren fremdländische Gehölze beliebt. Wer über das nötige Geld und den erforderlichen Platz verfügte, leistete sich solche Bäume aus anderen Erdteilen, sagt Waibl: "Es war ein Hobby, exotische Bäume zu sammeln, das war ein Kulturgut, und es sind die Bäume der Reichen gewesen." Insbesondere in parkähnlichen Villengrundstücken finden sich solche Bäume, unter anderem in Dießen im Schacky-Park.
Die größte Exotensammlung in der Region besteht im Walderlebniszentrum in Grafrath auf dem Gelände des Forstlichen Versuchsgartens. Dort wurden seit 1881 Baumarten vor allem aus Nordamerika und Asien angesät. Den Förstern ging es jedoch dabei vorwiegend darum, zu erfahren, welchen forstwirtschaftlichen Nutzen diese Exoten haben.
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