So sieht das sanierte Schloss Emersacker nach verheerendem Brand aus
Viereinhalb Jahre nach dem Brand konnte der älteste Teil des Schlosses Emersacker, das Mansardengebäude, nun eingeweiht werden. Was sich getan hat und wie es genutzt wird.
Verrußte Wände, Löcher in der Decke, von der Wand geplatzte Fliesen, verkohlte Balken und verschmorter Kunststoff. Von dem einst verheerendem Schaden ist nichts mehr zu sehen. Das Mansardengebäude des Schlosses in Emersacker strahlt in neuem Glanz. Bei der offiziellen Einweihung und Segnung haben wir erfahren, wie es nun im Schloss ausschaut, was mit den neuen Räumlichkeiten passiert und warum der Bürgermeister Karl-Heinz Mengele im Nachhinein schon fast froh über den Brand ist.
Ein Kühlschrank löste den Brand im Schloss Emersacker aus
Rückblick: Am 19. November 2018 stand das etwa 250 Jahre alte Mansardengebäude in Flammen. Brandursache war vermutlich ein Defekt in einem Kühlschrank in der Küche der Pilskneipe im Erdgeschoss. Von dort breiteten sich die Flammen rasch über die alten Fehlbodendecken bis ins Gebälk des historischen Gemäuers der Schlossanlage aus. Der Brand beschädigte das komplette Gebäude. Durch den Brückenbau, der das betroffene Neben- mit dem Saalgebäude verbindet, war zudem heißer Rauch nach oben in den Gemeindesaal gezogen. Er hatte sich dort mit der Feuchtigkeit durch die Löscharbeiten zu einem klebrigen Film verbunden. Der setzte sich an Wänden, Decke und sogar auf dem Holzboden ab. Rund 180 Freiwillige von rund einem Dutzend Feuerwehren aus der Region waren bei den Löscharbeiten beteiligt und konnten wohl Schlimmeres verhindern.
Schnell stand fest: Große Teile des Gebäudes müssen entkernt werden und bei der Sanierung wird es sich wohl um ein Millionenprojekt handeln. Auf etwa 1,5 Millionen Euro wurde der Schaden damals geschätzt. Am Ende wurden es rund zwei Millionen Euro.
Das Schloss Emersacker hat eine Kneipe mit Wirtschaft
Ein neues Schild am Eingang "Pils-Pub Night-Rider", auch bekannt unter "Jonny's Kneipe mit Pfiff", erstrahlt in neuem Design. Jonny, Christian Czichon, der Kneipenwirt durfte die Pacht nach dem Brand wieder übernehmen. Seit Februar hat er schon geöffnet und konnte bereits Gäste bewirten. Die neue moderne Einrichtung nimmt er gelassen: "Nach den 20 Jahren, die ich hier schon bin, darf sich auch mal was ändern". Jetzt sei es eben modern und nicht mehr im amerikanischen Stil. Ein neuer Parkettboden wurde verlegt, sodass von dem ursprünglichen Kuhmuster auf dem Boden nichts mehr zu sehen ist.
Die u-förmige Theke erstrahlt in schwarz-grauem Design und die neuen Tische zeigen: Hier kann man nicht nur etwas trinken, sondern auch etwas essen. Dazu wurde extra eine Gastro-Küche eingerichtet. Im Nebenraum der Gaststube, dem Fuggerzimmer, scheint hingegen nicht alles neu. Die Glasbilder wurden repariert, die alte Holzvertäfelung wurde wiederhergestellt und auch die Malereien im Fensterrahmen wurden erneuert. "Das waren Auflagen des Denkmalschutzes", erklärt Bürgermeister Karl-Heinz Mengele.
Schloss Emersacker: Denkmalschutz mit modernem Touch
Weiter oben, im ersten Stock erstrahlen die Wände in hellem weiß. An der Decke hängen große zylinderförmige Lampen, die dem Raum einen modernen Touch einhauchen. Der Stuck fällt ebenfalls ins Auge. "Der war nahezu verloren", erklärt Mengele. Einige Teile konnten jedoch abgenommen und erneuert werden, sodass er nun wieder vollständig hergerichtet ist. Auch die Holztüren konnten von einem Restaurateur saniert werden. In den Räumen sollen jetzt Vereine sowie die Volkshochschule unterkommen. Im zweiten Stock erstrahlt ebenfalls alles in Weiß. Ein separater Raum im Treppenhaus soll der Gemeinde als Archiv dienen. "Ansonsten soll das zweite Obergeschoss zukünftig komplett der Jugend zur Verfügung stehen", erklärt Mengele. Lediglich eine Teeküche soll noch eingebaut werden, alles andere können die Jugendlichen dann selbst einrichten.
Nach unten geht es über das Treppenhaus. "Die alte Holztreppe hat das Feuer tatsächlich überlebt", sagt der Bürgermeister. Sie musste lediglich abgeschliffen werden. Der untere Teil der Treppe musste hingegen komplett erneuert werden, der war gar nicht mehr vorhanden. Allerdings nicht durch das Feuer. Der Vorpächter, ein Metzger, habe die Treppe vor Jahren entfernt.
Bürgermeister sieht den Brand als Chance
Auf die Frage nach den Kosten erklärt Mengele, dass von der Versicherung knapp die Hälfte des Schadens übernommen wurde. Zusätzlich bekamen sie vom Amt für ländliche Entwicklung 624.000 Euro. "Einschließlich der weiteren Fördergelder, waren es für die Gemeinde am Ende circa 300 bis 400.000 Euro", sagt der Bürgermeister.
Er fasst zusammen: "Es ist schon fast das Beste, was hätte passieren können". Die Gemeinde hätte den Brand als eine Chance gesehen und genutzt. Die Räume standen vor dem Feuer leer, da sie alt und teils sehr renovierungsbedürftig waren. Lediglich als Lager wurden einige genutzt. "Ohne den Brand wäre eine solche Sanierung nicht umsetzbar gewesen", erklärt Mengele. Der Dachstuhl habe circa 450.000 Euro gekostet und die Brandbeseitigung 500.000 Euro. Rund eine Million Euro wurde demnach allein für die Sanierung des Gebäudes benötigt. Geld, das die Gemeinde nicht aufbringen hätte können.
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