Einfach mal loslassen bei der Lindennacht
Das Eukitea verzaubert mit zwei entspannten Abenden. Gezeigt wurden Szenen aus Produktionen der vergangenen Jahre.
Theatermacher Stephan Eckl hatte da wohl schon so ein Gefühl. Jahrelang hatten er und sein Team an sogenannten Sommer-Wochenenden gezittert, ob das Wetter auch halten möge für die Aufführungen auf der Freilichtbühne in Anhausen. In diesem Jahr sollte es entspannter ablaufen. Auch, weil das Eukitea sich nach neun Jahren in ihrem festen Theaterhaus schon auf das kleine Jubiläum in 2017 vorbereitet und wegen vieler anderer Aufgaben, ist es in diesem Jahr zu keiner eigenen Sommerproduktion gekommen.
Stattdessen hatten die Schauspieler sich Szenen aus den Stücken aus mehr als zehn Jahren Theaterarbeit vorgenommen, sie neu belebt durch die Aneinanderreihung zu ganz neuer Bedeutung gebracht. Belohnt wurden die Besucher (und auch das Theaterteam selbst) nun mit zwei schönen Sommerabenden, die mit einem Rosenlikörsekt und einem Häppchen auf der Terrasse des Theaterhauses mitten in Diedorf begannen und schließlich im Bühnenraum mit einer Aufführung der ganz besonderen Art endete. Umspielt wurde der Abend von der wunderbaren Musik von Fred Brunner und Christian Elin, die mal ganz offensichtlich im Mittelpunkt stand, wie zu Beginn des Abends, mal für den richtigen Hintergrund, ja für eine Art Klangkulisse sorgte, wie in den Theaterszenen.
So war der erste Teil der ausgewählten Szenen den Shakespeare-Stücken gewidmet, die das Eukitea in den vergangenen Jahren aufgeführt hatte. „Wie es Euch gefällt“ und „Der Sturm“ waren die Vorlagen für die Szenen. Zeitlos ist das, was Shakespeare vor Jahrhunderten geschrieben hat. Zu sehen war das vor allem im Motto, das sich das Eukitea für diese „Lindennächte“ gewählt hatte: Die Kraft der Liebe. Ob nun Orlando (Olaf Dröge) und Rosalind (Sarah Hieber) ihrer Liebe vergeistigt und einwenig verwirrt nachspüren oder sich Silvius (Giorgio Buraggi) und Phöbe (Kathrin Müller) endlich den irdischen Freuden der Liebe hingeben, die Liebe hat bei Shakespeare eben viele Gesichter. Dass das, was wie Liebe aussieht, noch lange nicht ehrliches Gefühl ist, muss ein Reisender (Raffaella Tempesta) erkennen, der in der sich wiederholenden Szene „Ein Araber in Persien“ nach Fariduddin Attar von scheinbar freundlichen Menschen fast um den Verstand gebracht wird.
Die Überraschung des Abends war jedoch „Der Weg der Vögel zum Simurgh“ aus der „Konferenz der Vögel“ nach Attar im zweiten Teil des Abends. Was vor zwei Jahren auf der Freilichtbühne in Anhausen noch leicht flatterig gewirkt hatte, zeigte sich nun als runde Sache. Dabei hatten die Schauspieler nur wenige Tage Zeit, die alten Szenen wieder aus ihrem Gedächtnis hervorzuholen. Diese Spontaneität hat sich ausgezahlt. Es wurden zwei entspannte Abende.
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