Bald Anklage wegen Vergewaltigung
Die sechs jungen Männer wollen Spaß haben, feiern und natürlich "Mädels abchecken". Deshalb fahren sie an einem Abend Anfang August rund 170 Kilometer von Erlangen bis nach Gersthofen, zur Diskothek Soundfactory. Doch die Nacht nimmt ein äußerst brutales Ende, die bald ein Nachspiel vor Gericht hat.
Gersthofen. Die sechs jungen Männer wollen Spaß haben, feiern, und natürlich "Mädels abchecken". So wie an fast jedem Wochenende. Deshalb fahren sie an einem Abend Anfang August rund 170 Kilometer von Erlangen bis nach Gersthofen, zur Diskothek Soundfactory. Doch die Nacht nimmt ein äußerst brutales Ende. Vier Männer aus der Gruppe vergewaltigen in einer dunklen Ecke des Parkplatzes eine 18-jährige Frau, eine Zufallsbekanntschaft.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen in dem Fall inzwischen abgeschlossen. Nach Informationen unserer Zeitung wird die Staatsanwaltschaft demnächst Anklage erheben. Den vier jungen Männern im Alter von 19 bis 23 Jahren wird Vergewaltigung in besonders schwerem Fall vorgeworfen. Die Mindeststrafe dafür liegt laut Gesetz bei zwei, die höchstmögliche Strafe bei 15 Jahren Haft. Die beiden anderen Männer aus der Gruppe standen offenbar "nur" dabei, beteiligten sich aber nicht an der Vergewaltigung.
Da zahlreiche Beteiligte in dem Fall jünger sind als 21 Jahre, wird der Prozess aller Voraussicht nach vor der Jugendkammer des Augsburger Landgerichts stattfinden. Dabei wird wohl auch das 18-jährige Opfer aussagen müssen. Es gilt aber als sicher, dass bei ihrer Aussage die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Nur eine Verfahrensabsprache, ein sogenannter Deal, könnte ihr eine Aussage ersparen. Dann müssten die Angeklagten gestehen, im Gegenzug würden ihnen die Richter eine mildere Strafe zusichern.
Dem Opfer geht es immer noch sehr schlecht
Etwa eine halbe Stunde dauerte das Martyrium der jungen Frau in jener Nacht - davon gehen die Ermittler aus. Die vier jungen Männer sollen nacheinander über sie hergefallen sein. Die 18-Jährige lernt einen der Männer in der Disco kennen, beide trinken etwas, sie gehen gemeinsam nach draußen. Dort, so die Ansicht der Ermittler, zwingen er und die anderen drei Männer die Frau dann zum Geschlechtsverkehr.
Verkraftet hat die junge Frau das fürchterliche Erlebnis noch immer nicht. "Wer weiß schon, ob sie es jemals verarbeiten kann", sagt ein Ermittler. Nach der Tat musste sich die 18-Jährige acht Wochen lang in einer Klinik behandeln lassen. Es kostete sie Überwindung, selbst mit engsten Familienangehörigen darüber zu reden. Derzeit ist sie weiter in psychotherapeutischer Behandlung, noch immer stufen die Ärzte die Frau als arbeitsunfähig ein. Vertreten wird sie von der Opferanwältin Marion Zech. "Meiner Mandantin geht es immer noch sehr schlecht", sagt Zech. "Es bestehen ganz erheblich Ängste, die es ihr bisher unmöglich machen, ihre berufliche Ausbildung fortzusetzen."
Wie die jungen Männer so brutal werden konnten, das verstehen die Ermittler bis heute noch nicht. Offenbar, so ist zu hören, hatten sie in der Vergangenheit immer wieder Erfolg - vielleicht konnten sie es nicht akzeptieren, dass diese junge Frau nicht mitmachen wollte. Anhaltspunkte, ob die Männer regelmäßig Pornofilme schauen, hat die Kripo nicht. Zeitweise gab es den Verdacht, die brutale Tat sei gefilmt worden - doch diese Hinweise ließen sich wohl nicht erhärten. (jöh)
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