Hähnchen für den Torwart
Kutzenhausen-Maingründel (gau) - Eigentlich würde Baljit Singh Bhalla jetzt am Strand von Jesolo entspannen. Stattdessen steht die gesamte Familie Kopf. Denn völlig überraschend hat sich vor ein paar Tagen der Radtross von Torwartlegende Jean-Marie Pfaff zum Mittagessen angekündigt. Bereits zum vierten Mal fährt er mit seiner Benefiztour durch Deutschland. Und in diesem Jahr machen die Radler im Landgasthof der Familie in Maingründel Station. "Dafür sind wir sofort aus dem Urlaub gekommen", sagt Wirtin Balbinder Bhalla.
Ein Menü mit Hähnchenbrust und Cahewkernen in Tomatensoße an Basmatireis, das Maharadscha-Menü, soll den Radfahrern Kraft für die zweite Tagesetappe geben, die sie noch bis Ulm führen wird. In der Küche des Gasthofs ist alles bereit. Nun fehlt nur noch der ehemalige Bayerntorhüter mit seiner Truppe.
Mit der Wartezeit steigt die Nervosität. Auch Kutzenhausens Bürgermeister Sebastian Winkler gibt zu, ein bisschen angespannt zu sein. "So einen Gast hat man schließlich nicht alle Tage. Und das Ganze war ja schon sehr spontan", sagt der Rathauschef. Doch dann kündigt ein lautes Hupkonzert die Ankunft der Gruppe an. Mit einem beachtlichen Tempo rauschen 90 Radfahrer heran. Und mit ihnen auch der, auf den alle gewartet haben. Leichtfüßig springt Jean-Marie Pfaff vom Fahrrad und begrüßt sein Empfangskomitee überschwänglich. Sofort ist der Belgier mit allen per Du und versprüht seinen Charme. Kutzenhausens dritte Bürgermeisterin, Silvia Kugelmann, ist begeistert. "Das ist so ein lieber Mensch."
Ein Glas Cola gegen die Magenverstimmung
Drin in der Gaststätte lässt sich der 53-Jährige dann erst einmal eine kühle Cola für seinen Magen bringen. Die ganze Nacht hat er wegen einer Magenverstimmung nicht geschlafen. "Heute morgen war ich immer noch krank und konnte nichts frühstücken."
Trotzdem ist er um acht aufs Fahrrad gestiegen und strampelt nun seit vier Stunden für die gute Sache. "Dazu habe ich mich einfach gezwungen." Aufgeben, das gibt es für den ehemaligen Bayern-Star nicht. Denn seine vierte "Bene-fiet(s)-tocht", die ihn von München in seine belgische Heimat Brasschaat führt, lebt von dem charismatischen Lockenkopf, der zeigen will, dass er "nicht nur Fußball spielen kann."
Die Gelder, die er auf der Tour einnimmt, fließen in seine Stiftung. "Damit kaufen wir dann Waschmaschinen für Kinderheime, helfen krebskranken Kindern oder greifen alleinerziehenden Müttern unter die Arme." In Belgien wird Pfaff für dieses Engagement wie ein Volksheld verehrt. Über 30 000 Menschen werden am Sonntag in Brasschaat die Straßen säumen.
Bis dahin hat er allerdings noch viele Kilometer vor sich. Und wird wohl noch den ein oder anderen Bierseidel geschenkt bekommen. An die 600 hat er schon, und auch in Maingründel kam wieder einer dazu - zusammen mit einer Spende der Gemeinde für seinen Fonds. Jean-Marie Pfaff hat versprochen, im nächsten Jahr wiederzukommen. Und dann gibt es zu dem Seidel auch eine schwäbische Begrüßung mit Blasmusik.
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