
Die Tafel tischt für Arme reich auf

Die Einrichtung im wohlhabenden Neusäß ist gut besucht. Menschen jeden Alters suchen dort Hilfe
Von Tanja Moosrainer
Neusäß In Westheim ist der Wohlstand zu Hause. Hier steht auch das Notburgaheim, umgeben von stattlichen Wohnhäusern und Villen, im wohlhabendsten Stadtteil von Neusäß. Und doch stehen hier Woche für Woche bis zu 70 bedürftige Menschen Schlange vor dem Seniorenheim. Sie warten auf die Essensausgabe der Tafel.
Die 71-jährige Rentnerin und Kundin der Tafel ist froh, dass es diese Einrichtung gibt. „Verwöhnt werden wir hier“, findet sie. An manchen Tagen zählen sogar Krabben und Fisch oder Gebrauchsgegenstände wie Zahnbürsten zu ihrer Ausbeute.
Die Seniorin kommt seit fast zwei Jahren jeden Dienstagmorgen, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Als sie damals einen Mietzuschuss beantragen musste, hat sie das Amt auf die Tafel aufmerksam gemacht. Der eigene Bekanntenkreis riet ihr von der Essensausgabe ab, weil dort nur „Arbeitsverweigerer und Ausländer“ abkassieren würden. Das sieht die Rentnerin anders. Sie hat keine Scheu, Hilfe anzunehmen und besucht die Tafel gerne: „Hier kann ich nicht nur Lebensmittel mitnehmen, sondern auch mit Gleichgesinnten sprechen und mich mit ihnen austauschen.“
Grundsätzlich gilt, dass so viele Produkte eingepackt werden können, wie man imstande ist zu tragen. Das sind in etwa zwei gefüllte Taschen. Berechtigt ist jeder, der sich beim Sozialreferat seine Bedürftigkeit bescheinigen lässt. Die Tafel stellt dann einen Ausweis aus, der ein Jahr gültig ist. Zur wöchentlichen Ausgabe bringt man seinen Ausweis mit und entrichtet ein kleines, symbolisches Entgelt in Höhe von einem Euro.
Rund 175 registrierte Kunden zählt die Tafel, zwischen 50 und 70 Bedürftige kommen einmal pro WocheEine ganze Reihe verschiedener Lebensmittelketten beliefert die Tafel in Neusäß: Metro, Kaufland, Lidl, Aldi, Rewe und die Bäckerei Balletshofer sind nur eine Auswahl. Über ein Spendenkonto werden Produktzukäufe finanziert, die etwas teurer und ausgefallener sind und nur selten oder nicht durch Supermärkte bereitgestellt werden, wie Kaffee, Waschmittel oder Kosmetika.
Die Diskussion ist geschlossen.