
Neusäß will keine toten Winkel mehr

Trixi-Spiegel sollen Unfälle zwischen Lkw- und Fahrradfahrern beim Abbiegen verhindern. Warum sich die Aktionsgemeinschaft Neusäß dafür stark macht.
Diesen Tag im Jahr 1994 wird Familie Willburger nie vergessen: Tochter Beatrix radelte von der Schule nach Hause, doch an einer Kreuzung wurde die damals 13-Jährige von einem Lkw beim Abbiegen übersehen und überrollt. Beatrix sitzt seit dem Unfall im Rollstuhl. Ihren Vater Ulrich ließ die Tragödie nicht los. Er setzt sich mit seinem Trixi-Spiegel für mehr Sicherheit für Radfahrer ein. Die Aktionsgemeinschaft Neusäß hat mit ihm Kontakt aufgenommen und will solche Spiegel im Stadtgebiet fördern.
Das Prinzip ist simpel. Ein kleiner runder Spiegel wird an der Ampel oder sonst wo an der Kreuzung befestigt, um dem Lkw-Fahrer die Radler, Fußgänger und Kinder, die neben seinem Fahrzeug stehen, zu zeigen. Wenn die Ampel dann auf Grün schaltet, muss der Fahrer nicht mehr „blind“ starten. Dadurch soll etwas Leben in den toten Winkel gebracht werden.
Lebensgefährlichen Situationen vorbeugen
Solche lebensgefährliche Situationen will Thilo Wank vorbeugen. Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Neusäß kennt aus eigener Erfahrung, wenn er im Verkehr unterwegs ist, wie Fahrradfahrer oder Fußgänger im toten Winkel fast übersehen werden. Dass deswegen ein schlimmer Unfall in Neusäß passiert, will sich Wank gar nicht erst vorstellen. Nach Recherche, wie man etwas dagegen machen kann, stieß er auf Ulrich Willburgers Firma und dessen, nach seiner Tochter benannten, Spiegel.
Nachdem er den Kontakt hergestellt hatte, bekam er einen Trixi-Spiegel zum Ausprobieren zugeschickt. Den gab Wank dann an den Bauhof in Neusäß weiter, um sich eine zweite Meinung einzuholen. Damit die Trixi-Spiegel dann an elf Kreuzungen in Neusäß befestigt werden, braucht es die Zustimmung der Stadt Neusäß. Die Gespräche zur Genehmigung laufen zurzeit noch. 44 Spiegel könnten es dann werden. 34 sind jetzt schon durch Spenden Neusässer Firmen, die in der Aktionsgemeinschaft Mitglied sind, finanziert. Wank geht davon aus, dass auch die restlichen zehn in Kürze folgen werden.
Eine einfache, kostengünstige und effektive Maßnahme
Auch in Königsbrunn gibt es die Spiegel. Dort wurde vor vier Jahren eine junge Radfahrerin von einem abbiegenden Lkw überrollt und getötet. Deren Mutter und Stadtrat Jürgen Göttle, der Ulrich Willburger persönlich kennt, fordern mehr solcher Spiegel, um Unfälle solcher Art zu verhindern. Sie sehen darin eine einfache kostengünstige und effektive Maßnahme, um Schicksale wie das der jungen verunglückten Radfahrerin zu verhindern.
In Freiburg gibt es die Trixi-Spiegel schon lange. Seit 2007 sind dort an 160 Ampelkreuzungen die runden Spiegel zu finden. Seitdem sie montiert wurden, gab es von 2007 bis 2015 nur einen Radfahrer, der durch eine Kollision mit einem Lkw tödlich verunglückt ist. Von 2002 bis 2008 waren es gleich neun, bei denen die Todesursache fast immer „toter Winkel“ hieß.
Erst gar nicht neben einen Laster oder Bus stellen
Der Verkehrsexperte vom Polizeipräsidium Schwaben, Gerhard Stern, hält die Idee der Trixi-Spiegel für „grundsätzlich gut“. Es müsse allerdings für jede Ampel und Kreuzung geprüft werden, ob so ein Spiegel sinnvoll ist und die Sicherheit auch wirklich erhöht. Viel Erfahrung gebe es im Großraum Augsburg mit den Trixi-Spiegeln noch nicht, so Polizist Stern. Er betont, dass der tote Winkel für Radfahrer generell sehr gefährlich sei. Stern rät, sich als Radler an einer Kreuzung erst gar nicht neben einen Laster oder Bus zu stellen, sondern lieber dahinter zu bleiben. Dies könne schwere Unfälle verhindern.
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