Abtei und Landschaft als Kunstwerk
In einer Podiumsdiskussion im Braumeisterstadel Oberschönenfeld wurde über die Bedeutung des Klosters Oberschönenfeld für das Schwarzachtal gesprochen.
Oberschönenfeld (mon) -
Die geplante Südtrasse der Ortsumgehung B 300 in Gessertshausen wird - wenn sie denn kommt - auch das Schwarzachtal tangieren. Man wolle hier keinen Trassenvergleich anstellen, sondern die Bedeutung der Abtei Oberschönenfeld für den Talraum und den Ort Gessertshausen im Kontext sehen, sagte Professor Dr. Reiner Schmidt, Vorsitzender der "Schutzgemeinschaft lebenswertes Gessertshausen" zum Auftakt eines Podiumsgesprächs im Braumeisterstadel.
Gessertshausens Gemeinderat Dr. Wolfgang Buhl präsentierte zunächst eine visuelle Darstellung der geplanten Südumgehung der B 300, die durch den Bannwald führen, den Wanderweg von Gessertshausen nach Oberschönenfeld queren, über einer Spange durch das Schmuttertal zur B 300 alt führen soll und damit den Talraum in Richtung Süden abschnüren wird. Die Variante der Nordumgehung im Schmuttertal wurde nur mit wenigen Worten angesprochen.
Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl hob in seinem Statement die Qualität und den Wert der Landschaft und deren historische Bedeutung durch die Zisterzienserabtei als einmalig in Bayern hervor. Die Abtei sei immer bemüht gewesen, den Ort Gessertshausen an sich zu binden und Netzwerke zu schaffen; der ursprüngliche Talraum und die Verbindung zwischen Kloster und Ort seien auch heute noch erlebbar. "Nach 800 Jahren hat man nicht das Recht, so etwas kaputt zu machen, das ist Vandalismus", so Fassl.
Stephan Mitterwieser, als Lehrer in der Schulverwaltung in Augsburg tätig, weiß durch viele Klassenausflüge, welche Faszination der Fußweg von Gessertshausen nach Oberschönenfeld auf Jugendliche ausübt. Dieser "Kraftweg" sollte unbedingt erhalten werden. Auch Professor Dr. Bernd Roeck von der Universität Zürich hat persönliche Erfahrungen. Die Entwicklung der Abtei, deren isolierte Lage und die Landschaft seien ein Gesamtkunstwerk. Oberschönenfeld sei von Anfang an ein zentraler Ort für Kultur gewesen und habe seine "Alleinstellungsmerkmale" bewahrt. 800 Jahre haben hier ihre Spuren hinterlassen und eine Sondersituation geschaffen. In Frankreich gebe es ein Projekt, das ein ganzes Dorf samt Landschaft als Kunstwerk ausgewiesen habe, so Roeck. Die Menschen müssten begreifen, dass Oberschönenfeld als historisches und landschaftliches Kunstwerk im Kontext gesehen werden muss. "Werden Sie neue Kunstauftraggeber und erhalten Sie alles wie es ist", so Roeck.
Bisher sei Oberschönenfeld noch nicht von der Siedlungspolitik eingeholt worden, durch die geplante Straßenführung werde jedoch die Landschaft massiv verändert, meinte Fassl in der Diskussionsrunde.
Der Landschaftsverbrauch wurde seit 2002 - trotz neuer Umweltgesetze - nicht mehr diskutiert, meint Schmidt. Unisono wurde bedauert, dass im Raumordnungsverfahren diese Aspekte ausgeklammert wurden. Auch dem Bereich Dietkirch als sakrales Kleinod werde zu wenig Bedeutung beigemessen.
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