Bonstetten kämpft weiter um die "neue Mitte"
Bei der Bürgerversammlung ging es jetzt erneut um die Entwicklung von Bonstettens Ortsmitte. Die Fronten im Gemeinderat sind verhärtet. Wie es jetzt weitergehen soll.
In Bonstetten scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Eine solide Haushaltplanung, geregelte Finanzen und eine Gemeinde ohne Schulden. Nur bei der „neuen Ortsmitte“, mittlerweile ein Dauerbrenner, hakt es noch immer. Gut eine Stunde referierte Bürgermeister Anton Gleich in der Bürgerversammlung im Bräustüble vor etwa 30 Zuhörern über die Entwicklung in der Gemeinde. Sein Vortrag umfasste Themen wie den Trinkbrunnen am Dorfplatz, die Trinkwasserversorgung der Gemeinden Adelsried und Bonstetten, die Sanierung an Friedhofswegen und die Beschaffung eines Feuerwehreinsatzfahrzeugs. Auch die Schulhauserweiterung und die Kanalsanierung waren für Bürgerinnen und Bürger wichtige Informationen.
Bürgermeister bittet die Bonstetter um Engagement
Zentrales Thema war jedoch die „neue Ortsmitte“, die die Gemeinde seit vielen Jahren beschäftigt. Wie geht es jetzt nach zwei Jahren Stillstand weiter? Wichtig sei die Regierung von Schwaben als Fördergeber, die der Gemeinde immer noch zur Seite stehe, wie Anton Gleich berichtete. „Ein Zuschuss von 80 Prozent ist ein deutliches Signal.“ In der letzten Gemeinderatssitzung wurde beschlossen, ein Büro, das auf Bürgerbeteiligung spezialisiert ist, zu beauftragen. Gleich hofft, dass es damit gelingt, eine vitale Ortsmitte zu schaffen. Er appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv zu beteiligen. „Ich denke, es ist eine ganz große Chance. Sollte es keine Gesamtlösung geben, wird das Vorhaben platzen.“ Gleich könnte sich vorstellen, dass Vereine hier eine Unterkunft bekommen, Plätze und Aufenthaltsräume geschaffen und Feste gefeiert werden. In diesem mehrstufigen Bürgerbeteiligungsprozess können neue Denkanstöße und Ziele entwickelt werden. „Fragen Sie sich aber bitte auch, was ist, wenn wir es nicht machen. Daher sollen wir es ergebnisoffen angehen“, appellierte er.
Ob die Gemeinde ein externes Büro brauche, das Geld koste, nur um zu erfahren, was man schon längst wisse: dass Bonstetten einen Saal für die Musik und einen Raum für die Feuerwehr brauche, fragte ein Bürger. Der Rathauschef jedoch war überzeugt, dass es schon helfen könnte herauszufinden, „was wir wollen und brauchen.“ Gleichzeitig räumte er ein: „Wir hatten in der Vergangenheit ganz klar vorbeigeplant.“ Der Bürger wünsche sich eine baldige Perspektive, da auch das Gemeindehaus auseinanderzubrechen droht. „Wird es saniert oder wollen wir warten, bis ein neues gebaut wird?“ Gleich hofft, dass er spätestens in einem halben Jahr mehr darüber weiß, wo die Reise hingehen wird.
Freie Wähler erinnern an ihren Zehn-Punkte-Plan
2022 hatten die Freien Wählern ein Zehn-Punkte-Plan aufgestellt, in dem angeregt wurde, dass ein breitgefächerter Beteiligungsprozess für die Bürger durchgeführt, das Förderprogramm überprüft und ein Standort für das Feuerwehrhaus gesucht werden soll. Zwei Jahre zuvor wurde für die Einrichtung eines Ausschusses „Dorfmitteentwicklung“ ein Antrag gestellt, erinnerte Gemeinderatsmitglied Hannes Merz. „Das, was jetzt kommt, war von unserer Seite schon damals längst angedacht.“
Seit dieser Zeit seien Monate vergangen, in denen nichts passiert ist, wie der Bürgermeister feststellte. Da es nicht so gelaufen ist, wie es sich der eine oder andere vorgestellt hat, waren die Fronten verhärtet. Anton Gleich hätte sich gewünscht, dass die Themen, die auf der Internetseite der Freien Wähler zu lesen sind, auch im Gemeinderat zur Sprache gekommen wären.
Der Ton wird rauer, als es um die Sitzung geht
Da die Diskussion über die vergangene Gemeinderatssitzung zwischen Merz und Gleich kein Ende nehmen wollte, und der Ton rauer wurde, beendete Gemeinderat Werner Halank (FW) das Rededuell. „Ein politischer Streit im Rathaus soll nicht in der Bürgerversammlung behandelt werden. Jetzt warten wir ab, wie die Meinungsbildung sein wird und ob die Beteiligung funktioniert.“
Weiterhin ging es um das Thema Nahversorgung. Gleich appellierte, die örtlichen Geschäfte zu nutzen. Eine Bürgerin hatte offenbar in einem Gespräch mit der Bäckereiverkäuferin erfahren, dass die Bäckerei künftig nur noch an zwei Tagen geöffnet haben soll. In drei Jahren würde der Bäcker sein Geschäft aus Altersgründen aufgeben, hieß es. Die Gemeinde müsse überlegen, ob es weiter eine Einkaufsmöglichkeit im Ort geben soll. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung soll das Thema behandelt werden, so der Bürgermeister.
Auch die Telekom war Thema, denn die offenen Gehwege, an denen Kabel verlegt werden, würden für die Bevölkerung eine Gefahr darstellen. Hier will der Bürgermeister der Firma Druck machen.
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