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  3. Landkreis Augsburg/Pforzen: Udos Entdeckerin erzählt: So fand sie den Menschenaffen im Allgäu

Landkreis Augsburg/Pforzen
27.04.2023

Udos Entdeckerin erzählt: So fand sie den Menschenaffen im Allgäu

So könnte Udo ausgesehen haben. Unter dem Titel "Udo der erste Fußgänger. Sensationsfund Danuvius guggenmosi" wurde der Menschenaffe aus dem Allgäu erstmals in Tübingen präsentiert.
Foto: Mut Gfh

Madelaine Böhme berichtet im Augsburger Land von ihren sensationellen Entdeckungen und erklärt, warum der "erste Allgäuer" ausgerechnet Udo heißt.

Er war ein Zufallsfund: Udo, das menschenähnliche Affenwesen aus dem Ostallgäu. Ob er einer unserer Vorfahren sein könnte, ist immer noch fraglich. Fest steht: Er war ein Baumbewohner und konnte aufrecht gehen, erklärt Udos Entdeckerin, Madelaine Böhme, bei einem Vortrag, zu welchem der Heimatverein für den Landkreis Augsburg eingeladen hatte.

Wo Udos Knochen lagen, habe vor 11,6 Millionen Jahren eine unglaublich artenreiche Savannenlandschaft existiert haben müssen, berichtet die Forscherin. Dies würden die vielen Fossilienfunde zeigen, welche die Tübinger Professorin mit inzwischen 100 Mitarbeitenden seit über einem Jahrzehnt aus der Tongrube bei Pforzen herausgeholt hat und immer noch herausholt. Die Grabungsstelle sei einzigartig, meint sie und schließt nicht aus, dass weitere ähnliche Fossilien im Molassebecken nördlich der Alpen zu finden seien. 

Urzeitlicher Fluss bei Kaufbeuren

2011 hatte die Geologin und Paläontologin mit einem damals 15-köpfigen Team die Grabungen nahe Kaufbeuren begonnen. Ursprünglich habe sie Gesteine aus der jüngsten Molasse-Schicht datieren wollen, berichtet sie auf Nachfrage aus dem Publikum. "Ich bin keine Schreibtischtäterin", beschreibt sie ihren Arbeitsstil und fügt hinzu, "ich gehe gerne raus." Dabei würde sie alles, was sie so finde, wie eine Stadtschreiberin notieren, sagt sie. Die Fundstelle in Pforzen wäre für ihre Forschung optimal gewesen. Auch ahnte sie, dass sie auf diese Gesteinsschichten im Schwemmgebiet eines urzeitlichen Flusslaufes stoßen werde. 

Weil Sänger Udo Lindenberg (links) gerade 70. Geburtstag hatte, bekam das Fossil des Uraffen den Namen "Udo" verpasst.
Foto: Dpa / Marcus Brandt

Die Gesteine lagen in einer aktiven Tongrube, was das Graben einfacher machte. Dass es auf dem Grund der ehemaligen Ziegelei Hammerschmiede auch Fossilien geben könnte, hatte schon ein Hobbyarchäologe, Sigulf Guggenmos, 1972 bemerkt. Dennoch war es für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Tübingen überraschend, auf wie viel fossiles Material von Lebewesen aus dem oberen Miozän sie nach und nach stoßen würden. Das Miozän gilt als das Erdzeitalter der Gebirgsbildungen, auch die Alpen begannen sich in diesen Jahrmillionen aufzuwerfen. Das Klima war warm.

Eine wahre Fundgrube für Forscher: die Tongrube "Hammerschmiede".
Foto: Harald Langer

Nach vielen Pflanzen- und Tierfossilien hat Böhme 2019 die Knochenreste von Udo gefunden. Es sei der Tag von Udo Lindenbergs 70. Geburtstag gewesen, deshalb hätte er diesen Spitznamen von ihrem Grabungsteam erhalten, erklärt sie. Wissenschaftlich und daher lateinisch habe sie den Menschenaffen Udo "Danuvius Guggenmosi" genannt, um an den Entdecker der Grabungsstelle zu erinnern und den Fundort anzugeben. Denn Danuvius hieß der Flussgott der Kelten, und die Kelten bewohnten die Region in der Zeit, als Latein Weltsprache war. 

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Hatte Menschenaffe Udo eine Familie?

Neben Udo lagen die Knochen zweier Weibchen und eines Jungtiers. Leider seien die Knochen zu alt für eine Genanalyse gewesen, sagt Böhme – so konnte sie die Verwandtschaftsverhältnisse nicht bestimmen; möglich sei es aber, dass es vier Mitglieder einer Familie gewesen sind. Genau könne sie als Wissenschaftlerin allerdings von den Knochen ablesen, wie Udo gelebt und was er gegessen hätte. Die Dicke seines Zahnschmelzes sei die gleiche wie die des Menschen gewesen, was bedeute, dass er ein Allesfresser war. Fürs Klettern und Hangeln hatte er den entsprechenden Fuß, die nötige Biegung der Fingerknochen und eine ausreichende Armlänge. "Wie er sich auf dem Boden fortbewegt hätte, sei nicht geklärt", betont Böhme. Aber dass er sich vorzugsweise zweibeinig bewegt habe, würden Udos Schienbein, die Knochen seiner Wirbelsäule und seine Brust- und Lendenwirbel beweisen. 

Prof. Madelaine Böhme von der Uni Tübingen hat Udo entdeckt.
Foto: Christoph Jäckle

Was Udo auf keinen Fall hatte, seien Fußballen gewesen, die ihm ein dauerhaftes Gehen ermöglicht hätten, berichtet sie auf Nachfrage. Der große Zeh mit Ballen wurde beispielsweise in den Fußabdrücken auf Kreta entdeckt, die dort erst vor sechs Millionen Jahren von einem menschlichen Vorfahren hinterlassen worden waren. Was bis dahin passiert sein könnte, gibt Anlass zu Spekulationen. 

Böhme gehört zu den Forscherinnen und Forschern, die klimatische Veränderungen als Auslöser für entwicklungsgeschichtliche Prozesse sehen. Menschenaffen wie Udo könnten aus den Gebieten Europas und Asiens in den Süden eines damals großen Kontinents ausgewichen sein. In dem Gebiet, das wir heute Afrika nennen, hätten sie sich vielleicht erst an die großen Waldgebiete anpassen müssen. 

Udo könnte ein Vorfahre des Urmenschen Lucy sein

Die afrikanische Savanne habe sich erst vor zwei bis drei Millionen Jahren entwickelt, erklärt Böhme und fragt deshalb: "Was, wenn die Tiere, die wir mit der afrikanischen Savanne verbinden, dort erst eingewandert sind?" Lucy, deren Skelett 1974 in Äthiopien entdeckt wurde und die als sehr wahrscheinliche Vorfahrin des Menschen gilt, könnte also in einer langen Abstammungsreihe stehen und eine Nachfahrin von Udo sein. Denn die Trennung zwischen Tier und Mensch sei nicht etwa plötzlich, sondern stückchenweise und in vielen Übergangsstadien verlaufen, betont Böhme. Ihrer Meinung nach erstrecke sich dieser Prozess über eine Spanne zwischen 13 und sieben Millionen Jahren vor unserer Zeit. 

Unabhängig von den strittigen Abstammungsfragen haben die Ausgrabungen in Pforzen für Professorin Böhme eine Sache zutage gefördert, die nicht aus dem Blickfeld geraten sollte. "Weltweit nirgendwo wurden an einer Grabungsstelle so viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten entdeckt", sagt sie. Von den dort gefundenen 145 Arten wären wissenschaftlich bisher nur ein Bruchteil bekannt. Zuletzt war ihre internationale Forschungsgruppe auf eine hohe Artenvielfalt unter den kleinen Fleischfressern gestoßen; sie hatte deshalb von der Hammerschmiede als einem Paradies für kleine Raubtierarten gesprochen, 20 verschiedene Arten konnte sie nachweisen. 

Ausgrabungsarbeiten in der Hammerschmiede bei Pforzen, dem Fundort von Udo dem Menschenaffen. Unter der Leitung von Prof. Madeleine Böhme und Grabungsleiter Thomas Lechner wird der Schädel eines Hirschferkels freigelegt.
Foto: Mathias Wild

Im vergangenen Sommer wurde eine Studie zu einer unbekannten Gattung eines großen ausgestorbenen Marders und eines neuen Miniwiesels veröffentlicht. Ähnliche Funde könnte es auch an anderen Stellen im südlichen Bayern geben, meint Böhme auf Nachfrage. Am wahrscheinlichsten seien sie aber in der Nähe der Alpen und in urzeitlichen Schwemmgebieten. Eines dieser Gebiete liege unter der Stadt München; dort gäbe es die gleichen Tonlagen wie in der Hammerschmiede. Deshalb hätte man auch schon vor 100 Jahren im Englischen Garten Fossilien gefunden. Die Bodenschichten unter Augsburg seien älter, erklärt Böhme. In der Umgebung von Augsburg gebe es aber die Chance auf Funde zu stoßen, wie beispielsweise in Gallenbach bei Dasing, wo man in den 1980er-Jahren auf einer Deponie fossile Knochenreste entdeckt hätte. "Bayern hat ein hohes Potenzial", ist sich Böhme sicher, "denn jedes Dorf hat seine eigene Tongrube, wo man etwas finden könnte." 

Auf Udos Spuren in Nördlingen und Pforzen

Ausflugstipp: Wer das Ökosystem der Hammerschmiede kennenlernen oder die Knochenfunde von Udo und der vielen verschiedenen urzeitlichen Tierarten sehen möchte, muss nur ins Rieskratermuseum nach Nördlingen fahren. Die Sonderausstellung "Molassic Park" läuft dort bis 5. November und ist auch für Kinder geeignet (www.rieskrater-museum.de). In Pforzen gibt es eine weitere Ausstellung des Fördervereins Udo, der mit einem 360-Grad-Rundgang auf seiner Website (udo.pforzen.de) auch virtuell durch die Grabungsstelle führt. Wer Interesse hat, kann sich gerne als Grabungshelferin oder -helfer melden. Der reale Blick ins Grabungsfeld für Besucherinnen und Besucher lässt noch auf sich warten. Geplant sind eine Aussichtsplattform und ein Info-Pavillon; im Februar wurden Gelder vom Freistaat Bayern dafür freigegeben. 

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