Aus dem Besuch einer Partnerstadt entstand eine Freundschaft
Hochschwanger reiste eine Meitingerin vor 51 Jahren zur Partnerstadt Pouzauges. Heuer wird das Jubiläum in Meitingen gefeiert.
Als Renate Unger vor 51 Jahren im Bus saß, um in Frankreich dabei zu sein, wenn die Partnerschaftsurkunde von Meitingen und Pouzauges unterzeichnet wird, war sie „wahnsinnig aufgeregt“. Diese Aufregung saß vielen in den Knochen, die mit Renate Unger in einem Schulbus die 1200 Kilometer nach Frankreich tuckerten.
Doch für die heute 76-Jährige war es buchstäblich doppelt aufregend, denn die Meitingerin war mit ihrem zweiten Kind hochschwanger und wollte es sich dennoch nicht nehmen lassen, nach Pouzauges zu reisen. Große Aufregung kam dann auch bei ihrer Gastfamilie auf, bei Jeanette und René, die mit großen Augen und sogar ein wenig sorgenvoll die Hochschwangere in Empfang nahmen.
Ein Jahr später kamen die Freunde nach Meitingen
Für Renate Unger und ihre Familie war dieser erste Besuch in Pouzauges der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft. 1973 war Renate Unger erstmals dort, 1974 empfing sie – mit Töchterchen Astrid im Arm – Jeanette und René erstmals in Meitingen. Die zwei Familien, die die Städtepartnerschaft zweier Ortschaften zusammengebracht hat, sind heute beinahe zu einer Familie geworden, berichtet Renate Unger und ergänzt traurig, dass „ihre“ französische Familie krankheitsbedingt leider nicht zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Meitingen anreisen wird. „Im Sommer wird unser privates Jubiläum nachgeholt“, weiß Renate Unger und erklärt auch, dass dieses Treffen vor allem etwas mit der Freundschaft zu tun habe, die sich mit den Jahren entwickelt hat.
Alle zwei Jahre sehe man sich sicherlich – im Rahmen von Besuchen, die vom Partnerschaftskomitee Meitingen-Pouzauges organisiert werden oder auch ganz privat. Gemeinsame Urlaube im Haus am Meer in Frankreich oder im Lechtal, im Burgenland (Österreich) sowie Besuche zu den Hochzeiten der Töchter ihrer französischen Freunde gehen mittlerweile weit über das hinaus, was offiziell organisiert wird und doch hat die 76-Jährige dem Komitee die Treue gehalten.
Die Sprachkenntnisse der Meitingerin führten ins Partnerschaftskomitee
Ins Partnerschaftskomitee Meitingen-Pouzauges ist Renate Unger übrigens gekommen, weil man um ihre Schulkenntnisse in französischer Sprache wusste, verrät die 76-Jährige lachend. Zunächst sei es eine Überwindung gewesen, einfach zu sprechen, verrät Renate Unger und rät doch jedem dazu, diesen Sprung zu wagen. Mit Konversationskurse in Französisch habe sie ihre Grundkenntnisse optimiert und sogar ihr Mann habe einen Kurs belegt, um sich mit den Freunden zu verständigen, die sich ihrerseits auf das Sprachvermögen der Meitinger verlassen haben und sich selbst bis heute auf ein „danke“ und „bitte“ mit französischem Akzent beschränken.
Die Gastfamilie aus Frankreich wurde zu Freunden
Es ist die persönliche Ebene, die aus der Gastfamilie im Rahmen einer Städtepartnerschaft, Freundschaft entstehen ließ und das Gefühl, dass ein Teil der eigenen Familie in Frankreich lebt. So beschreibt die 76-Jährige gemeinsame Treffen, bei denen gekocht, gegessen und gesungen werde.
Und wenn sie an den Aperitif zu Beginn eines Essens denkt oder die Gelassenheit, ein Zusammentreffen gemütlich anstatt direkt mit dampfendem Essen auf dem Tisch zu beginnen, bemerkt Renate Unger auch, wie ähnlich sie mit den Jahren den französischen Freunden geworden sind, die auch in Frankreich immer mehr werden. „Es ist schon vorgekommen, dass wir dreimal hintereinander Aperitif getrunken haben – um all unsere Bekannte an einem Abend zu treffen, wenn wir unsere französische Familie besuchen“, verrät Renate Unger lachend.
Die Mutter ist Ehrenvorsitzende, die Tochter im Vorstandsteam
Renate Unger selbst war jahrelang im Komitee als Vorsitzende tätig und ist nun als Ehrenvorsitzende aktiv. Abgefärbt habe ihr Engagement, ihre jahrzehntelange Freundschaft oder ihr erster Besuch vor allem auf ihre Tochter. Astrid Fritsch, die 1973 im Bauch ihrer Mutter erstmals nach Pouzauges reiste, gehört heute zum Vorstandsteam des Partnerschaftskomitees Meitingen-Pouzauges. Zum Gremium gehören darüber hinaus Mitglieder aus Marktgemeinderat, Vereinen, Schulen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern.
So wird das Jubiläum in Meitingen gefeiert
Dass immer wieder neue Familien mit Kindern sich erstmals auf das Abenteuer der Städtepartnerschaft einlassen, freut Renate Unger. Zur Jubiläumsfeier im Mai 2023 sind 117 Personen nach Frankreich gereist. Etwa 20 von ihnen waren erstmals dabei und werden nun ihre französischen Gastfamilien bei sich aufnehmen, wenn in Meitingen die 50-jährige Städtepartnerschaft gefeiert wird. Aktuell werden 113 Gäste im Alter zwischen acht und 88 Jahren erwartet – darunter auch Stadträte, Familien mit Kindern und Jugendlichen sowie Bewohner eines Wohnheims für Menschen mit Beeinträchtigungen mit ihren zwei Betreuern.
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