17-jährige Fatma aus Augsburg schließt sich radikalen Islamisten an
Die 17-jährige Fatma aus Augsburg hat in Syrien einen Dschihadisten geheiratet und gehört nun zum Islamischen Staat. Ihr verzweifelter Vater gibt Deutschland eine Mitschuld.
Fatma B. ist noch nicht mal volljährig und dennoch schon im Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft. Sie gilt als „Gefährderin“. Die 17-Jährige aus dem Bismarckviertel ist von daheim ausgerissen und hat in Syrien einen Dschihadisten geheiratet. Sie soll sich bei den Kämpfern im Namen Allahs aufhalten. Das berichtet Der Spiegel in seiner am Samstag erschienenen Ausgabe.
Für Fatma B. ist es bereits der zweite Aufenthalt in Syrien. Schon im Dezember 2013 hatte sie sich dorthin abgesetzt. Sie lebte in der Nähe der Stadt Latakia im sogenannten „Deutschen Haus“, einem Anlaufpunkt für deutsche Islamisten.
Vater und Schwester konnten sie damals aber überzeugen, nach Augsburg zurückzukehren. Die Rückkehr meldete sie bei der Polizei vorher an, um keine Probleme bei der Einreise zu bekommen. Von Dauer war dieser Erfolg nicht.
Augsburgerin lernte jetzigen Mann über das Internet kennen
Das Hamburger Nachrichtenmagazin berichtet, Fatma sei ebenso wie ihre Schwester Amine und andere Frauen aus Augsburg in den Bann einer Werberin für den Islamismus geraten und so mit dem radikalen Gedankengut in Berührung gekommen. Im Internet lernte sie zudem einen Marokkaner kennen, den sie im Alter von 16 Jahren heiraten wollte, was ihre Eltern aber verhinderten.
Gegenüber dem Magazin gibt der Vater dem deutschen Staat eine Mitschuld an den Ereignissen. „Was ist das für ein Land, in dem ein minderjähriges Mädchen ohne Erlaubnis ausreisen darf?“
Zwar sind es meist junge Männer, die ausreisen und sich den Terroristen des sogenannten Islamischen Staates anschließen, doch es werden auch immer wieder Fälle von jungen Frauen bekannt, die die Idee eines eigenen Kalifats begeistert und die die Kämpfer als Märtyrer verehren. Die Frauen sind im Kriegsgebiet begehrt. Gibt es doch einen großen Männerüberschuss. Zudem gebären sie dem Kalifat Nachwuchs und kümmern sich um den Haushalt.
Vereinzelt kämpfen sie auch. An Waffen ausgebildet wurde beispielsweise auch die Konvertitin Andrea B. aus Immenstadt im Allgäu, die mit ihren beiden kleinen Kindern ins Kriegsgebiet zog. Nach ihrer Rückkehr wurde sie verhaftet. Ihr soll der Prozess gemacht werden.
Aus Augsburg kämpfen noch weitere Menschen für den IS
Wie der aktuelle Ermittlungsstand im Fall der Augsburgerin Fatma B. ist, dazu waren am Wochenende von Polizei und Staatsanwaltschaft keine Informationen zu bekommen. Sie ist aber nicht die Einzige aus der Fuggerstadt, die nach Syrien reiste. Nach Informationen unserer Zeitung haben sich zuletzt auch junge Männer aufgemacht – um dort zu kämpfen.
Ein Sprecher des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz bestätigt das. Die Zahl der Islamisten im Raum Augsburg ist nach Einschätzung des Verfassungsschutzes allerdings überschaubar.
Bernd Waitzmann, Sprecher des Polizeipräsidiums, sagte kürzlich gegenüber unserer Zeitung: „Wir wissen schon seit Längerem, dass Augsburg kein weißer Fleck auf der Landkarte ist.“ Auch in Augsburg gebe es Islamisten, die als potenziell gefährlich eingestuft werden.
Zahlen, wie viele Islamisten in der Region beobachtet werden, wollte er nicht nennen. Sollten diese jungen Männer zurückkehren, müssten sie aber wohl alle überwacht werden.
Syrien-Rückkehrer gelten wegen ihrer Kampferfahrung als besonders gefährlich. In Augsburg gibt es eine Spezialeinheit der Polizei, die sich mit Extremismus beschäftigt. Jeder Islamist, der in den Fokus gerät, wird von den Experten bewertet. Teils werden die Personen dann angesprochen, teils werden sie auch verdeckt überwacht.
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