Zähes Ringen um Standort für Erweiterung der Westpark-Schule
Jetzt soll der Stadtrat im zweiten Anlauf über das Bauvorhaben abstimmen. Wofür sich Eltern und Schulleitung in Pfersee stark machen und was der Bildungsreferent vorschlägt.
Von Andrea Baumann
Eigentlich ist die Westpark-Grundschule auf dem Sheridan-Areal für 16 Klassen ausgelegt, im aktuellen Schuljahr sind 19 in dem erst vor vier Jahren eröffneten Neubau untergebracht. Schulleitung und Elternbeirat machen sich deshalb seit geraumer Zeit für eine Erweiterung stark. Auch die Stadt ist der Meinung, dass die Entwicklung der Schülerzahlen in dem Pferseer Sprengel einen dauerhaften räumlichen Zuwachs erfordert und hat sich von einer provisorischen Lösung verabschiedet. Doch jetzt hat eine hitzige Diskussion über den Standort des Erweiterungsbaus das Vorhaben ins Stocken gebracht.
Die Eltern und die Schulleitung würden ihn gerne in einem zweistöckigen Anbau vor der Schule links neben dem Haupteingang verwirklichen. Nach den Vorstellungen des Bildungsreferenten Hermann Köhler soll die Erweiterung auf dem Schulgelände im Bereich der Außenspielflächen errichtet werden. „Für die Variante im Vorfeld der Schule gibt es kein Baurecht. Das zu erlangen, würde das Vorhaben hinauszögern“, begründet er seinen Vorschlag.
400 Quadratmeter weniger
Diese Variante, die ein Gebäude mit vier Klassenzimmern und einen Gruppenraum beinhaltet (Gesamtkosten rund 1,13 Millionen Euro), hat kürzlich der Bildungsausschuss abgesegnet. Eigentlich sollte danach auch der Stadtrat Ende Oktober darüber abstimmen, dazu kam es aber nicht. Denn am Tag der Sitzung erhielten Oberbürgermeister Kurt Gribl, Referent Köhler, das Schulverwaltungsamt und die Stadträte ein Schreiben der Elternbeiratsvorsitzenden Susanne Braun. Dessen Kernaussage: Die Eltern begrüßen die Erweiterung zwar, wollen den Bau aber nicht auf dem Schulgelände haben. Einige Gründe: Der Baubetrieb würde zu Einschränkungen führen, außerdem gingen rund 400 Quadratmeter Freifläche verloren.
Für den Bau vor der Schule spricht laut Braun die Zugänglichkeit von außen. Dadurch könnten im Sinne des Bildungshauscharakters auch Räume untergebracht werden, die nach dem Schulbetrieb dem Stadtteil zur Verfügung stehen. Darüber hinaus möchten die Eltern auch einen größeren Erweiterungsbau als bisher vorgesehen, um für Mittags- und Ganztagsangebote ausreichend Räume zur Verfügung zu haben. In den Schreiben bedauert Braun außerdem, dass die Stadt den Elternbeirat nicht in die vorliegenden Planungen eingebunden habe.
Stichtag 30. September
Dem Vorwurf mangelnder Transparenz widerspricht Referent Köhler. Ebenso wie die Schulleitung seien auch die Eltern informiert worden. Dass die aktuellen Planungen jetzt rasch vorgelegt werden mussten, liege an der Regierung von Schwaben: Es gebe nur einmal jährlich einen Termin, um Anträge für die staatliche Förderung einzureichen. Und hier sei der Stichtag der 30. September gewesen.
Für den Wunsch der Eltern, den auch Rektorin Jutta Schoft unterstützt, sieht Köhler keine Realisierungschance. „Diese Variante würde ein Vielfaches von unserem Vorschlag kosten. Und mehr Geld kriege ich nicht“, sagt er mit Blick auf die städtische Haushaltslage.
Ursprünglich war er davon ausgegangen, dass der Erweiterungsbau zum nächsten Schuljahr beziehungsweise zum Jahresende 2016 bezugsfertig ist. Wie es weitergeht, und ob dieser Zeitplan zu halten ist, sei momentan ungeklärt.
Eltern wollen eingebunden werden
Voraussichtlich in der nächsten Stadtratssitzung am kommenden Dienstag soll nun im zweiten Anlauf über den Erweiterungsbau abgestimmt werden. Bei einem Gespräch mit Köhler, Stadträten und Vertretern der Schulverwaltung sandten Eltern und Schulleitung das Signal aus, dass die rasche Verwirklichung des Erweiterungsbaus für sie oberste Priorität genieße. Sie würden zwar nach wie vor den Bau vor der Schule bevorzugen, könnten aber auch mit der Variante innen leben. Wichtig sei ihnen jedoch, in die Planung und Detailfragen eingebunden zu werden. Referent Köhler machte klar, dass die aktuellen Pläne ohnehin eine „sehr optimierte Lösung“ seien. „Das ist nicht selbstverständlich, und ich weiß noch nicht, wie der Bau finanziert werden soll.“
Bereits vor der Absetzung des Tagesordnungspunktes im Stadtrat hat sich die Ausschussgemeinschaft Freie Wähler/Linke/ÖDP/Polit-WG in die Diskussion eingeklinkt. Sie bringt eine Wiederbelebung des Schulstandorts Spicherer Schule ins Gespräch.
Für Köhler stellt dies keine Option dar. Der Schulstandort sei nicht zuletzt wegen des teilweise äußert maroden Bauzustands geschlossen worden. Wie berichtet, soll das Gebäude nach einer Interimsnutzung als Flüchtlingsunterkunft abgerissen werden. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft will dort Wohnungen und eine Kindertagesstätte errichten.
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