Plus Augsburg wollte den CO2-Ausstoß massiv drosseln. Das wird so aber nicht zu schaffen sein, hat eine Studie jetzt ergeben. Überraschend kommt das nicht. Trotzdem sind ehrgeizige Ziele wichtig.
Knapp 1,8 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen Verkehr, Heizungen, Strom und Fabriken in Augsburg aktuell pro Jahr. Das ist viel zu viel. Pro Kopf macht das statistisch um die sechs Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr aus. Nur zur Orientierung: Ein Hektar Mischwald bindet pro Jahr um die 6,5 Tonnen CO2. Nur hat nicht jeder Augsburger einen Hektar Wald zur Verfügung, um seinen CO2-Abdruck auszugleichen. Es muss also massiv der Ausstoß gesenkt werden - nicht zu 100 Prozent, weil das unmöglich ist, aber in einer Größenordnung, die mit einem "Weiter so" keinesfalls zu erreichen ist. Die Welt wird nicht von Augsburg aus zu retten sein - wenn sich andere Staaten nicht bewegen, dann ist der Klimawandel nicht zu stoppen. Die Versäumnisse von anderen waren aber schon immer ein schlechter Grund, um eigene Versäumnisse zu begründen.
Diese Woche wurde die lange erwartete und von der Stadt beauftragte Klimaschutzstudie öffentlich. Sie kam zu mehreren Ergebnissen: Ein Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen CO2, wie es Augsburg gemessen an seinem Anteil an der Weltbevölkerung noch zusteht, bevor die Erderwärmung 1,5 Grad übersteigt, ist nicht einzuhalten. Diese Botschaft konnte niemanden ernsthaft überraschen - so schnell ist der Umstieg zur Klimaneutralität technologisch nicht zu schaffen. Und die Stadt alleine hat auch gar nicht die Handlungsinstrumente dafür in der Hand, weil hier vor allem der Bund und das Land strengere Gesetze zum Klimaschutz erlassen müssten. Das hatte Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) immer betont, als es um den politischen Umgang mit dieser Zahl ging. Selbst vom Klimacamp kam jetzt keine Grundsatzkritik daran, dass die von den Aktivisten geforderten 9,7 Millionen Tonnen zunächst nicht erreichbar sind. Das Umsteuern in der Klimapolitik kommt global einfach zu spät.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Dass die 9,7 mio. t nicht mehr erreichbar sind, war klar. Das Gutachten formuliert aber einen Schritt deutlicher und expliziter, was genau in Augsburg passieren muss, um in die richtige Richtung zu gehen. Insofern ist es gut zu hören, dass z.B. der Autoverkehr mindestens halbiert werden solle, was problemlos machbar und realistisch ist. Und von was für einer neuen Lebens- und Aufenthaltsqualität wir dann träumen dürfen, wenn die Autos weitgehend raus sind! Man schaue sich an, was Barcelona mit seinem Quartierskonzept erreicht hat, sensationell. Auch der Einzelhandel gewinnt.
Aber eben auch, dass investiert werden muss. Und wo da die Grenzen sind. Und auch ich fand übrigens, dass Scholz sich eindeutig nicht der Klimakrise gestellt hat, und einen ganz passiven schwachen Eindruck gemacht hat. Die Wut der Aktivist*innen war sofort ab dem Anfang nachvollziehbar, wo er schlicht nicht bestätigt hat, dass dies hier ein Notfall ist. Ganz enttäschend.
Kritische Kommentare. Klimaschutz geht nur im Verbund mit den Nachbarstaaten. Da zeigen sich jetzt bereits die ersten Hürden ab. DEU kann da nicht herausragendes Musterland werden, wenn die Nachbarn nicht mitmachen (wollen) oder auch mitmachen können. Wie z.Bsp Gebäudesanierung - wenn die Mittel fehlen geht da nichts voran- man muss dann auch an die Mehrbelastung für Mieter und Vermieter denken. Bei Reduzierung der Industrieproduktion wie der Automobilindustrie gehen Arbeitsplätze verloren oder werden ins Ausland verlagert wo die Klimaauflagen geringer sind. Der Großteil der Länder wird noch über viele Jahrzehnte Verbrenner KFZ benötigen und kaufen. Und auch bei der hiesigen Bevölkerung dürfte der Wille zum Verzicht spätestens wenn der Job gefährdet ist und/oder das Einkommen nicht mehr ausreicht , schnell an seine Grenzen kommen. Ziel kann nicht sein eine klimagerechte Stadt hinzu bekommen,
in der aber das gesamte Leben reduziert auf das unbedingt Notwendige. Ausser überzeugten Klimaaktivisten sehnt sich niemand nach Lebensverhältnissen wie in Notzeiten ( wie nach WK 2) , wenn die Nachbarländern das deu Vorbild einfach weitestgehend ignorieren. Von China und Russland im Großen Mal ganz abgesehen; auch in den USA ist die Neigung zur Einschränkung sehr gering ausgeprägt. Im Übrigen war die Erde schon seit Millionen Jahren von Klimawechseln gekennzeichnet.
Guter Kommentar!
Das Problem bleibt, dass durch überzogenen Forderungen der Klimaaktivisten es keine gemeinsamen (Zwischen-)Ziele und auch keine Einigkeit zu den Maßnahmen gibt. Die Stadt hat sich im ersten Schritt ohne große Überlegung auf ein Restbudget-Ziel eingelassen, was in einer Demokratie und mit Fortbestand der bestehenden ökonomischen und sozialen Strukturen nicht erreichbar ist.
Jetzt kommt der für Realisten nicht überraschende Rücksetzer und man droht von der Diskussion über Maßnahmen wieder in die Diskussion über die Ziele zurück zu fallen.
Mann muss sich das Interview zwischen Herrn Scholz und den hungerstreikenden Klimaaktivisten in ganzer Länge aufzwingen um zu verstehen, dass realistischer Klimaschutz mit denen nicht machbar ist.
https://www.youtube.com/watch?v=q0KpnFzFQgc
Im Grunde sieht man eine Neuauflage der während der NATO-Nachrüstung beliebten Diskussion: lieber rot als tot oder besser tot als rot.
Überlagert wird die Diskussion vom linken Denkmodell, dass es an Geld oder dessen Verteilung scheitern würde. Das ist abwegig - es mangelt an Rohstoffen, Vorprodukten, qualifizierten Arbeitskräften und Unternehmen die mit diesen klimaschützende Produkte verkaufen können.
Man sieht es doch beim E-Auto, wo wir bereits Wartezeiten von 1,5 Jahren für Kaufwillige sehen.
Jede Beschleunigung der energetischen Gebäudesanierung würde eine enorme Steigerung der Kapazitäten im entsprechenden handwerklich/industriellen Sektor erfordern. Das gleiche gilt für Windkraft, PV-Anlagen auf Dächern, rotierende Massen zur Netzstabilisierung, Stromspeicher, Bahn/ÖPNV-Ausbau, Digitalisierung u.s.w.
Mit dem Versuch unsere Gesellschaft bei jeder Gelegenheit mutwillig zu spalten wird letztlich nur ein primitiver Egoismus mitgeteilt.
Habe mir das Gespräch der Hungerstreiker mit Herrn Scholz angesehen Die Aktivisten konnten bei mir da sehr viele Punkte gutmachen. Wer eine schlechte Figur abgab, war Scholz. Entweder er widerspricht den Aktivisten, dass nur noch 3 bis 4 Jahre Zeit bleiben, um dramatische Folggen für Milliarden von Menschen und unter Umständen auch für uns in Deutschland zu verhindern (tut er aber nicht) oder er sagt: Alles schön und gut, aber wir alleine schaffen das eh nicht und solange nicht alle maßgeblichen Staaten mitziehen, bin ich nicht bereit unsere Gesellschaft einenmExperiment auszusetzen, das Folgen haben könnte, die in eine Revolution münden könnten. Tut er aber auch nicht. Statt dessen wiederholt er mantramäßig, dass die Aktivisten keine Lösungen anzubieten hätten. Hätten die schon, wenn man sie ließe. Nur sind das halt dann keine solchen, wie Sie Herr P. meinen 'realistischen' , die den Bürgern, der Wirtschaft des Landes möglichst wenig weh tun.
Natürlich wären drastische Maßnahmen möglich und denkbar, zu denen man mitnichten die Faktoren bräuchte, die Sie aufzählen. Es bräuchte beispielsweise Energiekontingente, die die Bürger nicht überschreiten dürften. DANN und nur dann wäre der Verbrauch von Energie und die Erzeugung von CO2 deutlich absenkbar.
Herr Scholz möchte nicht 'fatalistisch' sein und verwechselt dies mit der Realität ins Auge sehen.
Grundsätzlich kann man die Verzweiflung über die Tatenlosigkeit der Weltpolitik schon verstehen. Herr Scholz faselt von Wohlstand - wo es im Wesentlichen ums Überleben geht - zumindest für sehr viele Menschen.
>> Es bräuchte beispielsweise Energiekontingente, die die Bürger nicht überschreiten dürften. <<
So duftet die Freiheit Nordkoreas ;-)
Verschiedene Arbeitsplätze - verschiedener Energieaufwand, verschiedene Wohnsituationen - verschiedener Energieaufwand.
Es gibt eine internationale Übereinkunft, dass eine CO2 Steuer der bessere Weg ist. Die Träume von ein paar linkslastigen Deutschen sind ohne Relevanz.
>> Herr Scholz faselt von Wohlstand - wo es im Wesentlichen ums Überleben geht - zumindest für sehr viele Menschen. <<
Dafür ist er gewählt worden. Dafür hat die SPD einen deutlichen Stimmenzuwachs erfahren.
Und für eine idiotische Bevölkerungsexplosion in Teilen der Welt sind wir sicher nicht verantwortlich; 240 Millionen Menschen des Jahres 1950 könnten in Afrika ein traumhaftes klimaneutrales Leben führen!
@Petter P.
Man muss wissen was man erreichen will. Die CO2-Bepreisung wird es nicht schaffen - Sie haben es ja selbst dargestellt, welche Probleme sich da auftun. Wenn die Staumauer zu brechen droht, dann müssen eben drastische Maßnahmen her und nicht Überlegungen, wie man nach dem Motto wasch mich aber mach mich nicht nass, möglichst ungeschoren aus der unangenehmen Situation herauskommt.
Allein davon, dass etwas teurer wird, wird in einer wohlhabenden Gesellschaft kein bisschen eingespart. Es trifft dann diejenigen, die nicht so wohlhabend sind, die können sich dann Verschiedenes nicht mehr leisten, das wird aber nicht genug sein.
Es wäre schön, wenn es diese Mittel nicht bräuchte, aber man hat in 40 Jahren gegipfelt und gegipfelt und gegipfelt und wie stehen wir nun da? Dass Sie so wenig in Sorge für die Zukunf Ihrer Kinder sind, wundert mich schon etwas.
In der Klimasache ist ein schwarzweißdenkendes Weltbild von rechts und links nicht zielführend, denn es müssen alle an einem Strang ziehen, sonst wird die Katastrophe nicht aufzuhalten sein.
Energiekontingente sind nicht der Duft von Nordkorea, sondern der Duft der Liberalen: "Marktmechanismen". Hier Dein Budget, mach damit was Du willst. Vielleicht kannst Du es ja an SUV-Großbürger verkaufen, wenn Du es nicht ganz brauchst. Das ist genau dasselbe wie die Wiederausschüttung der CO2-Steuer an alle, so dass die die wenig brauchen, Geld in der Tasche haben, und die die viel brauchen, dafür bitte extra bezahlen. Meines Erachtens ein wichtiges Element um Kosten dort zu erzeugen, wo sie anfallen: bei denen die Energie verschwenden und dafür viel zu billig wegkommen.