Mit Kamera und Computer
Digitale Fotografien, am Computer effektvoll und kunstfertig bearbeitet, verfremdet, verwandelt: Mit "digitaler Malerei" stellen sich die Fotokünstler Roger Fritz (München) und Robert Reiter (Augsburg) in der Galerie Noah vor.
Die Doppel-Schau belegt ausgiebig, was technisch so geht heutzutage, wenn das elektronisch aufgenommene und aufgezeichnete Bild nur noch formbares Rohmaterial für allerlei beeindruckendes und gefälliges Computerspiel ist. Es tanzen Wasserfontänen funkelnd in der Luft wie Diamantenströme.
Das Problem dabei: Vor lauter Perfektion, Alchemie, Effektreiz und Oberflächen pflegender Glätte der Technik bleibt das widerspenstig Berührende, Unwägbare und Verstörende, das wir von der Kunst erhoffen, auf der Strecke. Die Wiederholung höhlt den Blick auf diese Arbeiten aus. Das Serielle, das hier so stark in der Technik gründet, erschöpft sich.
Robert Reiter, Jahrgang 1961, hat Fotos am PC zu flächigen Farbfeld-Collagen reduziert. Es ist, als ob seine Bilder - alltägliche Straßenszenen, Motive aus der Urlaubswelt - nur noch aus scharfkantigen, schablonenartigen Riesen-Pixeln bestünden. Man fühlt sich ein wenig an die mit der Schere ausgeschnittenen floralen und ornamentalen bunten Papiere im Spätwerk von Matisse erinnert.
Die Auflösung der Exaktheit abstrahiert die Fotomotive, die nur noch aus gebührendem Abstand zu entschlüsseln sind und sich zu wiedererkennbaren Bildern der Realität zusammensetzen.
Farbsatte, wie in Sirup getränkte Stillleben
Diese Verfremdung des Fotos in ein Farbfelder-Puzzle, das an Hard-Edge-Malerei und Op-Art-Effekte erinnert, hat durchaus seinen Reiz. Das Spiel mit Nähe und Distanz, die übergangslose harte Abgrenzung der "reinen" Farbfelder, die eine Art Quersumme der umgerechneten Bilddetails ergeben, verblüfft. Doch das Prinzip ermüdet auch schnell. Die digitale Manipulation der Bilder wird ausrechenbar und austauschbar.
Roger Fritz, geboren 1936, ein großer Name in der Nachkriegsgeschichte der Fotografie, Mitbegründer der legendären Zeitschrift "Twen", Fotograf für viele Illustrierte, Filmregisseur und unermüdlicher Sucher und Entdecker mit der Kamera, zeigt in Augsburg vornehmlich farbsatte, wie in Sirup getränkte Stillleben von bunten Tüchern in blauen Pools. So cool kann der Sommer sein - ein Reflex auf die kalifornischen Pool-Bilder David Hockneys.
Auch diese Aufnahmen sind technisch veredelt und überhöht, die quallig poppigen grellbunten Formen schwimmen im Auge des Betrachters dahin. Das Fließende dieses Schwelgens in Farbe ist effektstark, ähnlich wie bei Reiter trägt die Serie aber nicht lange.
Eher banal und ein wenig altbacken erscheinen die nach Art der Doppelbelichtung kombinierten Bilder von Fritz. Ein Werk zeigt viele Skiläufer im Schnee, darüber die riesige Gestalt einer Tabledancerin. Titel: "Kitzbühler Winter". Welchen Titel gibt man einem Schwarm winziger bunter Luftballons, die aufsteigen? "Bunte Träume" hat Roger Fritz diese Arbeit genannt.
Was also lässt sich sagen über diese "digitale Malerei"? Sie ist bunt, sie ist effektvoll, makellos und glatt wie der Monitor eines sehr teuren Computers mit allem Schnickschnack.
Ausstellung bis 30. August zu sehen im Glaspalast. Geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen 11 - 18 Uhr.
Die Diskussion ist geschlossen.