Nachwuchs fordert Paulas Rücktritt
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bis zum frühen Abend hatte die Augsburger SPD gedacht, dass sie es vielleicht doch noch schaffen könnte. Als gegen viertel nach sechs Uhr die ersten Hochrechnungen bekannt werden, sind die für die Genossen niederschmetternd. "Dieses Ergebnis hat mich wie eine Keule getroffen", wird OB Paul Wengert später in der Ratskeller-Lounge zugeben.
Droben, im Rathausfletz, macht er gute Miene zum bösen Spiel. Wengert lacht, als hätte er den Sieg eingefahren. Seinem Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz Schneider und Parteichef Heinz Paula ist die Enttäuschung dagegen deutlich anzusehen. Wengerts Frau Bärbel sagt in einem Radio-Interview, sie freut sich, ihren Mann nun wieder öfter für sich zu haben. Ihre Mimik spricht eine andere Sprache: Sechs Jahre hat sich ihr Mann mit Leib und Seele für Augsburg eingesetzt. Die Familie musste oft verzichten. Sie hätte sich gewünscht, dass dieser Einsatz honoriert wird.
OB Wengert hatte mit einem knappen Ausgang gerechnet - ohne einschätzen zu können, wer die Nase vorne haben würde. Dass er, der Amtsinhaber, um über elf Prozent hinter einem Herausforderer ohne politische Erfahrung liegt, erschüttert ihn. "Vielleicht habe ich doch zu viel hinter dem Schreibtisch gesessen, bei Konferenzen und in Besprechungen verbracht."
Es sind erste Erklärungsversuche am Abend der Niederlage. Eine ernsthafte Analyse wird erst in den nächsten Tagen und Wochen folgen. Die SPD hat zahlreiche Fragen zu beantworten. Allen voran die, warum die Arbeit der vergangenen sechs Jahre in einem solch verheerenden Ergebnis gipfelte.
Es wird bei dieser Analyse aber auch um Personen gehen. Parteichef Heinz Paula steht stark in der Kritik. "Nach einem so miserablen Ergebnis für Stadtrat und OB kann sich kein Parteichef mehr guten Gewissens im Amt halten", heißt es aus den eigenen Reihen. Als möglicher Nachfolger wird Landtagsabgeordneter Linus Förster gehandelt. Förster selbst sagt dazu nur so viel: "Es ist die Entscheidung der Partei. Wenn sie mich will, stehe ich zur Verfügung." Paula dagegen hat seine Stoßrichtung schon vor Wochen bekannt gegeben: Er will wieder für den Vorsitz kandidieren.
Bleibt Schneider Chef der Fraktion und Hummel Referent?
Zwei weitere Personalien sind offen: Steht Karl-Heinz Schneider wieder als Fraktionsvorsitzender zur Verfügung? Er war sechs Jahre lang der Macher im Regenbogen. Am Wahlabend gibt er sich auf die Frage nach seiner Zukunft bedeckt. "Ich denke, man wird in einer solchen Situation gebraucht. Es wäre aber falsch, zu diesem Zeitpunkt eine Erklärung abzugeben."
Sozialreferent Konrad Hummel hat noch etwas Bedenkzeit. Er kam später nach Augsburg, seine Amtszeit endet erst Ende Juli. Dem Stadtrat mit seiner dann bürgerlichen Mehrheit will er sich wieder zur Wahl stellen. "Ich stehe für eine ganz bestimmte Sozialpolitik und die halte ich für notwendig. Das wird ein OB Gribl mit kühlem Kopf auch nicht anders sehen."
Und was macht OB Paul Wengert? Tritt er als "einfacher" Stadtrat ins zweite Glied zurück? Oder wird er Augsburg ab Mai den Rücken kehren? "Dies ist eine persönliche Entscheidung, die ich zu gegebener Zeit treffen werde", sagt er.
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