Urnenhain als Neuheit
Kriegshaber Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag - der November bietet mehrere Anlässe für einen Friedhofsbesuch. So manchen dürfte dabei in Kriegshaber der neue Urnenhain aufgefallen sein. Verwalter Hans-Georg Mayer reagiert damit auf die verstärkte Nachfrage nach Feuerbestattungen. "Es werden immer mehr", sagt er. Voraussichtlich würden sich Feuer- und Erdbestattungen auf dem Gottesacker an der Neusässer Straße bald die Waage halten.
Die Zeiten, in denen Urnen ausschließlich in Gräbern bestattet oder anonym in die Erde gebettet wurden, sind auf dem Kriegshaber Friedhof vorbei. Bereits seit einigen Jahren können dort Nischen (Kolumbarien) gepachtet werden, die für maximal vier Urnen Platz bieten. Um auch diesen Bereich würdevoll und ansprechend zu gestalten, ließ Mayer einen Hain anlegen. Bodendecker, Hortensien und Buchs umsäumen eine Wiese mit Thujen. "Dort können ab Frühjahr oder Sommer Urnen unter Bäumen bestattet werden", erläutert der Verwalter. Mit einem Namenshinweis auf einer Platte oder an einer Stele werde an den Verstorbenen erinnert.
Platz für 72 weitere Nischen
Als Alternative bietet sich die Bestattung in einem Kolumbarium an. Auf dem Parkareal sind bereits die Sockel für insgesamt 72 weitere Nischen angebracht. Mayer und Pfarrer Gerhard Groll sind überzeugt, dass das Angebot gut angenommen wird. Die klassische Beerdigungskultur sei nicht mehr so verbreitet. "Die letzte Ruhestätte soll pflegeleicht sein und damit auch weniger kosten", sagt der Verwalter. Immer wieder höre er die Begründung, man wolle seinen Hinterbliebenen nicht zur Last fallen.
Als die Aussegnungshalle vor 105 Jahren erbaut wurde, waren Urnenhaine noch kein Thema. Während sich ringsum in den vergangenen Jahrzehnten einiges verändert hat, befindet sich das Gebäude nahezu in seinem Urzustand.
Als größtes Problem betrachten die Verantwortlichen jedoch weder schimmlige Wände noch das marode Dach, sondern die räumliche Einheit von Trauerhalle und Aufbahrungsraum. Konflikte seien vorprogrammiert, weil Angehörige - auch wegen des angrenzenden Büros - nicht in Ruhe Abschied nehmen könnten. "Teilweise verlegen Familien die Trauerfeier auf den Westfriedhof und lassen dann nur noch die Urne bei uns bestatten", sagt Groll.
Da eine Generalsanierung zu kostspielig wäre und die grundsätzlichen Probleme nicht lösen würde, plädieren die Verantwortlichen für einen Neubau auf dem benachbarten ehemaligen Mapag-Grundstück. Dort könnten auch die dringend benötigten Parkplätze geschaffen werden. "Vielleicht bietet sich hier eine gemeinsame Lösung mit der Synagoge an, die saniert werden soll", sagt der Pfarrer. Mit einem Zeit- oder Finanzplan kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand aufwarten. Die Stadt prüft gerade laut Groll, ob und zu welchen Bedingungen das Grundstück zu erwerben ist. OB Kurt Gribl habe dies persönlich veranlasst. Schließlich kennt er als Kriegshaber die Unzulänglichkeiten des Friedhofs nur zu gut.
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