Von der Knochensäge zur Schlüsselloch-Chirurgie

Es war ein Festakt, wie er dem Hofrat gefallen hätte. 300 geladene Gäste kamen zum dreifachen Jubiläum der Hessing-Stiftung ins Kurhaus und feierten den 170. Geburtstag des Hofrats Friedrich von Hessing, das 140. Gründungsjubiläum der Orthopädischen Heilanstalt und schließlich den 90. Geburtstag der Hessing-Stiftung selbst.

Das aufregende Leben Hessings hätte Heinz Münzenrieder viel lieber verfilmt gesehen als die Serie "Samt und Seide", die Ende der 1990er Jahre in Göggingen gedreht worden war. Der ehemalige Stadtdirektor gab einen kurzweiligen Einblick in das Leben des Hofrats Hessing, der, nur 152 Zentimeter groß und Zeit seines Lebens unverheiratet war, dennoch zahlreiche Nachkommen gezeugt habe. Großzügig sei er in jeder Hinsicht gewesen, so Münzenrieder, vor allem zu Kindern aus armen Familien. Die habe er an Weihnachten ins Kurhaus eingeladen und reich beschenkt. "Aber er konnte auch anders. Ein Küchenmädchen, das vermeintlich zu viel Holz in den Ofen gesteckt hatte, schrie er an, ob es den Weltraum heizen wollte."

Dennoch sei Hessing bodenständig geblieben, einen Ruf an die Charité nach Berlin habe er ebenso abgelehnt wie das Angebot eines Nachfahren des amerikanischen Eisenbahnmoguls Vanderbilt. Hessings Antworttelegramm auf das Ersuchen, nach New York zu kommen, lautete angeblich: "Göggingen genauso weit weg von New York wie New York von Göggingen. Kommen Sie!"

Augsburg Kurt Gribl Göggingen