Zum Kochbuch gibt es gleich die Zutaten
Andrea Karl und Kurt Sauerlacher eröffnen heute ihren „Kolonialwarenladen“ neben die Kresslesmühle. Das Ende von Weltbild war für sie ein neuer Anfang
Früher gab es in der Buchhandlung Bücher, in der Weinhandlung Wein und Dekoartikel im Kaufhaus. Inzwischen hat sich eine neue Art von Geschäften entwickelt, die die schönen Dinge des Lebens verbinden, wo man auch einen Kaffee trinken kann, die Wohlfühlatmosphäre ausstrahlen.
Eines davon ist das Kolonial von Andrea Karl und Kurt Sauerlacher. Vor sechs Jahren eröffneten sie es am Jakobsplatz – als Hobby, weil sie liebevoll hergestellte, schön verpackte Lebensmittel liebten. Aus dem Hobby wurde ihre Rettung. Die beiden arbeiteten bis vor einem Jahr bei Weltbild, führten dort die Mitarbeiter-Buchhandlung. Bei der Insolvenz wurde diese mit als Erstes geschlossen.
Die beiden gelernten Buchhändler standen vor dem Nichts – nach 21 bzw. 28 Jahren im Unternehmen. Der Transfergesellschaft trauten sie nicht so recht, Buchhändlerstellen sind rar gesät. Sie überlegten eine Woche und entschieden dann: Wir machen uns selbstständig.
Über 220 frühere Weltbild-Mitarbeiter, die sich der Transfergesellschaft anvertraut hatten, wurden vor einer Woche arbeitslos. Karl und Sauerlacher handelten eine Abfindung aus – und bauten sich damit ihren künftigen Arbeitsplatz auf. Das neue Kolonial eröffnet am heutigen Donnerstag an der Barfüßerstraße neben der Kresslesmühle (ehemals Kaufrausch, dann Astwerk) auf 150 stilvoll hergerichteten Quadratmetern.
Ihr Konzept: „Bei uns kann man den Bildband über Lissabon haben und die Dose mit Fisch, die Süßigkeiten und den Wein dazu – alles aus Portugal.“ Sie beziehen Produkte von kleinen Firmen mit außergewöhnlichem Konzept, zum Beispiel Reishunger (Bremen), das großteils biologisch angebauten Reis vertreibt, oder der eigenwilligen Langhans-Suppenmanufaktur (Königsberg), bei der schon die Dosen ein Augenschmaus sind.
In der Literaturecke gibt es außer Kochbüchern Reise- und Kinderliteratur (sowie einen Bestellservice). Es steht aber auch mal Wein neben den Südtirol-Führern und zwischen den Süßigkeiten ein Bilderbuch. Unter den Dekoartikel finden sich neben Schalen aus ihrem Lieblingsland Marokko Besonderheiten wie die „Schlüsselbücher“: ausrangierte Bücher, die, mit Haken versehen, als Schlüsselleiste dienen. Die beiden hoffen, mit dem Kolonial den Schlüssel zum Erfolg gefunden zu haben.
Mittlerer Lech 2, Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 15 Uhr. Heute ist Eröffnung.
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