Diese Karte zeigt, wo es in Augsburg am heißesten ist
Stadtviertel heizen sich unterschiedlich stark auf. Wie groß der Unterschied in Augsburg ist und welche Möglichkeiten es gibt, "Hotspots" abzukühlen.
Das Phänomen war in den vergangenen Tagen deutlich spürbar: In der Innenstadt und anderen stark verdichteten Stadtvierteln in Augsburg war es brütend heiß, in den Parkanlagen und den Augsburger Wäldern angenehm: Um mehr als sieben Grad kann sich die Durchschnittstemperatur je nach Wetterlage im Sommer zwischen den dicht bebauten Stadtvierteln und Waldflächen unterscheiden. Das ist eines der Ergebnisse des Forschungsprojekts "Augsburg bleibt cool", für das im Sommer 2019 die Temperatur in verschiedenen Stadtvierteln gemessen wurde. Gültig sind die Ergebnisse, was die Temperaturverteilung betrifft, nach wie vor.
Wo ist es in Augsburg besonders heiß? 46 Messstationen erfassten im Juli und August 2019 die Außentemperatur an verschiedenen Orten im Stadtgebiet. Daraus errechneten die Forscher und Forscherinnen anhand von Satellitenbildern des Stadtgebiets eine Hitzekarte mit modellierten Temperaturen. Ergebnis: In dicht bebauten Vierteln wie Innenstadt, Oberhausen und Lechhausen lag die Durchschnittstemperatur im Untersuchungszeitraum (Tag und Nacht) bei 22 Grad und höher, im Siebentischwald bei 15 Grad. Viertel mit mäßig hohem Versiegelungsanteil (zum Beispiel aufgrund von Gärten) liegen temperaturmäßig dazwischen. Dazu zählen etwa Hammerschmiede, Firnhaberau und Bärenkeller. Grundsätzlich sieht die Studie einen starken Zusammenhang zwischen Grünflächenanteil sowie Versiegelungsgrad und der Wahrscheinlichkeit, dass es in einem Viertel besonders heiß wird. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich bestimmte Viertel nachts weniger stark abkühlen, weil Gebäude und Straßen tagsüber stark erwärmt wurden. Besonders betroffen ist davon die Innenstadt, in der es am ehesten zu sogenannten Tropennächten (Tiefsttemperatur über 20 Grad) kommt.
Und wie sieht es in den Wohnungen aus? Die Forscher des Projekts (ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Ulm und Augsburg zusammen mit der Stadt Augsburg, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und weiteren Partnern) verteilten 554 Innenthermometer in Augsburger Haushalten, um Aufschluss über die Temperaturen in Schlafzimmern zu bekommen. Ergebnisse: Je größer ein Gebäude ist, desto wärmer wird es darin. Auch eine dichte Bebauung in der Nachbarschaft mit wenig Grün führt zu diesem Ergebnis. Und: Je weiter oben man wohnt, desto heißer wird es. In einem Altstadthaus ergab die Messung in einer Erdgeschoss-Wohnung während einer Hitzewelle um die 25 Grad, in der Wohnung unter dem Dach waren es weit über 30 Grad. Erholsamer Schlaf ist kaum mehr möglich.
Was kann man tun? Die Forscher haben durchgerechnet, was passieren würde, wenn man besonders betroffene Stadtviertel verstärkt begrünen würde. Das Ergebnis der Simulation: Grundsätzlich sorgen Bäume tagsüber bei Sonneneinstrahlung dafür, dass die Temperatur weniger stark ansteigt, weil sie Schatten werfen und über die Verdunstung Kühle erzeugen. Um bis zu drei Grad ließe sich so in einzelnen Straßenzügen die Temperatur reduzieren. In der Nacht ist der Effekt nicht so ausgeprägt. Und in bestimmten Konstellationen, so die Ergebnisse, könne es sogar einen gegenteiligen Effekt geben, wenn etwa zu dichte Vegetation Luftzirkulation behindert.
Welche Tipps geben die Forscher und Forscherinnen? Gelüftet werden sollte nachts, wenn die Temperaturen draußen geringer sind als drinnen. Gegebenenfalls kann ein Ventilator verwendet werden. Tagsüber sollten Fenster, vor allem mit Ausrichtung Westen, geschlossen sein. Eine Beschattung ist auf der Außenseite des Fensters am effektivsten - ein Vorhang im Inneren statt eines Rollladens außen bringt deutlich weniger. Und man sollte in der Wohnung möglichst wenig Energie verbrauchen - das erzeugt nämlich auch Wärme, vom WLAN-Router bis hin zur Glühbirne.
Wie reagiert die Stadt Augsburg? Wie berichtet plant die Stadt, in der Innenstadt Hunderte Bäume zu pflanzen. In Oberhausen und dem Wertachviertel soll probiert werden, ein bestehendes Viertel widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen, etwa durch Entsiegelung und mehr Fassadengrün. Für die Hofackerstraße in Haunstetten werden aktuell Planungen entwickelt, um diese im Zuge ihrer anstehenden Sanierung zur ersten "Klimastraße" in Augsburg (mehr Bäume, Regenwasserversickerung vor Ort) umzuwandeln. Zuletzt verabschiedete die Stadt auch ein Klimawandelanpassungskonzept, um die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels abzufedern. Dazu gehört neben einer Vorbereitung des Katastrophenschutzes und der verstärkten Förderung von Dach- und Fassadengrün das Aufstellen von mehr Trinkbrunnen in der Öffentlichkeit. Vorgeschlagen wird auch ein "Hitzeaktionsplan" - bei anstehenden Hitzewellen sollen die Bevölkerung informiert, Pflegebedürftige als besonders gefährdete Gruppe geschützt und alle Maßnahmen regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden.