Neues Wohngebiet in der Firnhaberau: Nachbarn sind skeptisch
Die Siedlungsgenossenschaft Firnhaberau will mit ihrem neuen Projekt rund 130 Wohneinheiten schaffen. Die direkten Anlieger haben allerdings große Sorgen.
Ein neues Wohngebiet im Augsburger Stadtteil Firnhaberau spaltet die Gemüter. Während die einen ungeduldig auf den dringend benötigten Wohnraum warten, schauen die anderen der zu erwartenden Nachbarschaft skeptisch entgegen. Bei einem gemeinsamen Informationsabend der Siedlungsgenossenschaft Augsburg-Firnhaberau als Bauherr und der Stadt Augsburg im Hubertushof konnten sich beide Seiten über die Pläne informieren und Argumente austauschen. Vor allem die Kritiker blieben bis zuletzt skeptisch.
Auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche nördlich des Luchswegs und östlich des Siedlerwegs plant die Siedlungsgenossenschaft Augsburg-Firnhaberau eG ein neues Wohnquartier mit den erforderlichen Freiflächen. Das Areal ist bereits seit Langem im Flächennutzungsplan für eine Siedlungsentwicklung vorgesehen. Der Stadtrat hat im Dezember vergangenen Jahres den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst und damit das Planungsverfahren offiziell gestartet. Der Informationsabend fand im Rahmen dieses Planungsprozesses statt. Mehrere Planer stellten in Fachvorträgen verschiedene Aspekte des Projektes wie Grünplanung, Verkehr oder Energiemanagement vor. Die rund 130 Besucher im Saal hatten viele Fragen.
Den meisten Informationsbedarf gab es bei den Anwohnern der direkt am neuen Gebiet liegenden Wohnstraßen. Das Projekt ist im Stadtteil nicht unumstritten, weil Anwohner mehr Verkehr durch die neuen Nachbarn fürchten. In der Vergangenheit wurde auch die Forderung nach einer neuen Erschließungsstraße laut.
Parkplatzsituation in der Firnhaberau macht Anwohnern zu schaffen
Die Zahlen von Verkehrsplaner Christoph Hessel wurden vor allem von den direkten Anwohnern stark in Zweifel gezogen. Das Team von Gevas Humberg & Partner hatte an zwei Tagen jeweils 24 Stunden lang den Verkehr im Umkreis des neuen Wohngebietes gemessen und keine auffälligen Verkehrsspitzen festgestellt. Deshalb sehen die Verkehrsexperten keine Notwendigkeit für eine neue Erschließungsstraße. Dies stieß bei Besuchern der Veranstaltung auf Skepsis. "Ich wohne Ecke Hammerschmiedeweg/Siedlerweg und kann den Verkehr jeden Tag beobachten – ich frage mich, wie sie auf solche Zahlen kommen", wunderte sich etwa ein Anwohner. Ein anderer gab zu bedenken, dass bei nur zwei Messungen die Fehlerquote zu hoch sei. "Wenn an den Zahlen etwas nicht stimmt, zieht sich der Fehler durch die ganze zukünftige Planung", so der Anwohner. Vor allem, dass keine Messung am Samstag gemacht wurde, kritisierte der Mann.
Auch die Parkplatzsituation in Luchs- und Siedlerweg macht den Anwohnern zu schaffen. Schon jetzt seien die Straßen eng, weil auf beiden Seiten geparkt werde. Der Verkehrsplaner schlug vor, auf der knapp sechs Meter breiten Straßen künftig nur noch einseitiges Parken zu erlauben und zusätzlich Parkbuchten zu schaffen. Die Verengung der Straße durch parkende Autos nannte er positiv, weil dadurch das Tempo reduziert werde. "Trotz parkender Autos fahren viele dort mit 70 bis 80 Sachen durch, um vor dem Gegenverkehr noch durchzukommen", kommentierte das ein Anwohner.
Siedlerchef lobt Konzept der "Gartensiedlung Firnhaberau"
Augsburgs Baureferent Steffen Kercher versprach, die Bedenken der Anwohner in künftigen Planungsschritten zu berücksichtigen. Die übrigen Vorstellungen waren weniger kontrovers. Siedlerchef Rainer Beyer lobte bei seiner Einleitung das fortschrittliche Konzept der "Gartensiedlung Firnhaberau", wie das Baugebiet genannt wird. Von jungen Familien bis zu Senioren fänden hier alle Zielgruppen ein Zuhause. Er betonte, dass die vorgestellten Pläne nicht abschließend seien, sondern erste Entwürfe, an denen noch gefeilt werden müsse.
Stadtplaner Thomas Glogger vom Architekturbüro 3+ Architekten skizzierte das künftige Quartier als offen, autofrei und einladend. Die rund 130 Wohneinheiten sollen sich auf 48 Häuser und etwa 82 Wohnungen verteilen. Das Gelände werde in fünf Bauabschnitten realisiert, wenn alle Planungen der Stadt und der Siedlergenossenschaft erfolgt seien, könne man voraussichtlich 2027 oder 2028 mit dem Bau beginnen.
Das Quartier werde außergewöhnlich grün, erläuterte Landschaftsarchitekt Ulli Möhrle. So soll es eine öffentliche Grünanlage mit Rodelhügel, einem Kinderspielplatz und Aufenthaltsmöglichkeiten für viele, von Jugendlichen bis zu Senioren, geben. Auf der nördlichen Ausgleichsfläche würden Biotope in Form von Heideflächen, Grünstreifen für Insekten und Streuobstwiesen angelegt. Im Inneren der Siedlung würde dann ein Quartierspark entstehen, der einen Kinderspielplatz und Mietergärten zum Gemüseanbau beherbergen soll. Im Grün könnten auch Erdkollektoren angelegt werden, denn das ganze Wohngebiet soll frei von fossilen Brennstoffen mit Technologien wie Fotovoltaik und Geothermie versorgt werden.
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"Ein weitgehend autofreies Wohngebiet für junge Familien und Senioren" (so der Werbeprospekt der Siedlungsgenossenschaft) am Ende von Augsburg zwischen Lech und Autobahn .... eine großartige Idee.
Die Senioren rollen dann mit dem Rollator die 500 m zu den Bushaltestellen am Hubertushof (im Siedlerweg fahren - neben dem Privatverkehr - heute schon zwei Buslinien!) und die jungen Familien machen mit Kindersitz und was man sonst noch so dabei hat, Carsharing und fahren mit dem Fahrrad. Geht es noch etwas lebensfremder ?
Wie so etwas verkehrstechnisch abläuft sieht man deutlich in der Hammerschmiede im Wohngebiet Friedl-Urban/Von-Ysenburg-Straße. Auch hier wurde nur eine Zufahrt für eine in etwa ähnliche Anzahl an Wohneinheiten gebaut. Die Anwohner in der Firnhaberau haben völlig zu recht ihre Zweifel und Einwände.
Gerade der Hammerschmiedweg ist bereits jetzt massivst überbelastet.
>>Gerade der Hammerschmiedweg ist bereits jetzt massivst überbelastet. <<
Aber es sind keine auswärtigen Fahrzeuge, die dort verkehren, sondern Anwohner der Hammerschmiede und der Firnhaberau. Deshalb kann ich das jammern auch nicht verstehen, man kann doch nicht einerseits in einer Großstadt leben wollen, und auf der anderen Seite eine dörfliche Ruhe wollen. Jeder will möglichst mobil sein, aber dann muss man auch mit den Nachteilen dieser Mobilität leben. Denn auch die anderen Anwohner wollen ja mobil sein, und dann hat man eben auch diese Probleme.
"Deshalb kann ich das jammern auch nicht verstehen "
"Denn auch die anderen Anwohner wollen ja mobil sein "
Ja schon, aber wenn man ein komplettes neues Wohngebiet mit 130 Wohneinheiten baut, dann kann man sich ja im voraus schon denken, dass da ca 130 neue Autos dazu kommen, die im Schnitt einmal täglich rein und raus fahren. Da wäre es schon gut, wenn man dann entsprechende Zufahrtsstraßen schafft (durch Neubau oder Verbreiterung bestehender Straßen)
VonJulia S. >>"Denn auch die anderen Anwohner wollen ja mobil sein "
Ja schon, aber wenn man ein komplettes neues Wohngebiet mit 130 Wohneinheiten baut, dann kann man sich ja im voraus schon denken, dass da ca 130 neue Autos dazu kommen, die im Schnitt einmal täglich rein und raus fahren. Da wäre es schon gut, wenn man dann entsprechende Zufahrtsstraßen schafft (durch Neubau oder Verbreiterung bestehender Straßen)<<
Wie sind denn die Fakten: Wie viele Autofahrten gibt es heute auf dieser Straße? Wie viele Autofahrten werden es dann voraussichtlich nach der Errichtung der 130 Wohneinheiten sein? Und welche Kapazität hat die vorhandene Straße?
Raimund Kamm