Der Ordnungsdienst sagt's durch die Blume, die Stadt sagt lieber nichts
Eine Baustelle im Textilviertel ist nur von einem Ende durchdacht, was Autofahrer rasend macht. Dafür gibt es eine Tram zu verschenken. Unsere Anekdoten.
Mit unserer Reihe "Augsburger Anekdoten" erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.
Bestechende Logik. Busfahrt mit dem 45er. An der Haltestelle MAN steigen zwei junge Männer ein und unterhalten sich übers Schwarzfahren. Der eine sagt: "Du musst dir eines merken: Schwarzfahren lohnt sich nur, wenn du sehr oft fährst. Denn wahrscheinlich wirst du bei einer Kontrolle erwischt, dann musst du am Ende mehr durchs Schwarzfahren gespart haben, als du Strafe zahlen musst." Der zweite Mann hört aufmerksam zu, der erste hat einen weiteren Rat: "Du solltest immer genügend Bargeld dabeihaben, damit du die Strafe gleich bezahlen kannst." Diesmal werden die beiden nicht kontrolliert. 3,80 Euro gespart - für dieses Mal ...
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Durch die Blume. Briefchen unter'm Scheibenwischer transportieren selten gute Nachrichten. Dies gilt auch für den, der am Sonntagnachmittag unter dem Scheibenwischer eines weißen Toyota in der Dominikanergasse klemmt. "Sie parkten in einem verkehrsberuhigten Bereich verbotswidrig außerhalb der zum Parken gekennzeichneten Flächen" steht dort in nüchternem Beamtendeutsch. Kostenpunkt: 10 Euro. Neben dem Strafzettel klemmt eine rote Stoffrose unter dem Scheibenwischer. Ein Versöhnungsversuch des Ordnungsdienstes? Oder einfach nur der Hinweis durch die Blume: Park' nächstes Mal gefälligst richtig.
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Rosige Zeiten - oder nicht? Der Test einer Fußgängerzone in der Maximilianstraße hatte im letzten Jahr bekanntermaßen ein unrühmliches Ende genommen. Dabei hatte die Stadt mit allerlei Ideen versucht, den Augsburgerinnen und Augsburgern die autofreie Zone schmackhaft zu machen. Mit kleinen Bäumchen und mit großen Bänken etwa. Die Meinungen darüber fielen unterschiedlich aus, Gestaltung und Verkehrsversuch wurden kontrovers und emotional diskutiert. Gerne gelästert wurde über das sogenannte Kulturlet. Eine Art rosafarbene Bretterbude, die Künstlern als kleine Bühne dienen und Augsburgs Prachtmeile beleben sollte. "Zuckerhäuschen mit rosafarbenem Anstrich" oder "Kinderhaus" nannten es Spötter. Was aus dem schweinchenfarbenen Kulturlet wurde? Verschämt und zusammengeklappt steht es derzeit in der Ludwigstraße am Rande der Staatstheater-Großbaustelle. Keine rosigen Zeiten.
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Zu verschenken. Immer wieder begegnen einem auf dem Gehsteig Kartons oder kleine Boxen, gefüllt mit Dingen, die der Besitzer offenbar nicht mehr braucht. "Zu verschenken" steht auf den Behältern, weil deren Inhalt für die Tonne wohl zu schade ist. Ob das auch für manch Augsburger Straßenbahn gilt? In einer klebte zuletzt am Boden ein Zettel mit ebendiesem Hinweis: "Zu verschenken". Brauchen die Stadtwerke in ihren Depots Platz für die 15 neuen Tramlink-Bahnen und sortieren aus? Und wo parkt derjenige wohl seine Tram, der das Geschenk annimmt?
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Bitte wenden. Ein Navigationsgerät kann ein stures Ding sein. Fährt man nicht, wie es vorschlägt, wird es renitent. "Bitte wenden." "Bitte nach 50 Metern links abbiegen und wenden." "Bitte sofort wenden." Jeder kennt diese Anweisungen. So manche Bewohner des Textilviertels würden sich derzeit wünschen, ihr Navi wäre noch deutlicher. "Bitte gar nicht erst einfahren, sonst wenden" wäre eine passende Anweisung für die Provinostraße. Die hat die Stadt Augsburg nämlich - mal wieder, möchte man sagen - gesperrt. Es gibt Fernwärmeleitungen, man kommt deshalb weder über die Gärtnerstraße noch über den Oberen Graben durch, zumindest nicht bis zum Ende. Dankenswerterweise wurde das Abbiegeverbot von der Schleifenstraße aufgehoben. Nur: An der Kreuzung Oberer Graben und Provinostraße gibt es keinen Hinweis auf die Teilsperrung. Ergebnis: Alle fahren ein. Und am Ende? "Bitte wenden".
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