Viel Spaß beim Familienkonzert: Frau Musikkommissarin, ermitteln Sie!
Das Familienkonzert „Kommissarin Flunke und die Schurken“ in Augsburg ist ein großer Spaß für Jung und Alt. Ein gelungener Auftakt für „Kling Klang Gloria“.
„Kling Klang Gloria!“ – schon der Name klingt nach viel Spaß. Dahinter verbirgt sich das wohl ambitionierteste musikpädagogische Format, das in Augsburg zu finden ist. Das Vermittlungsprogramm „Mehr Musik!“ der Stadt Augsburg präsentiert hier alljährlich im Vorspiel zum großen Mozartfest seine kreative Musikerziehung in Projekten, die sich an Familien oder an Schulen richten. Ein Erfolgsmodell, das zu Recht „Mozartfest für Kinder“ genannt wird.
In diesem Jahr heißt das Motto „Vom Suchen und Finden“, und das zieht sich durch die Konzerte und Workshops hindurch. Gleich zur Eröffnung traten „Die Schurken“ aus Bregenz mit einer Musikkömodie im Abraxas auf: „Kommissarin Flunke und die Schurken“. Als „Familienkonzert“ gelang es den vier Musikern und Lilian Genn, mit einer sehr amüsanten Geschichte tatsächlich Jung und Alt zu begeistern und wie nebenbei zu vermitteln, was entscheidend beim gemeinsamen Musizieren ist. Denn nur richtig die Noten vom Blatt zu spielen, macht aus der mafiosen Bande noch keine Band.
Tönendes Durcheinander bei den Schurken
Tatsächlich klingt es grausig, was die vier Musiker Martin Schelling (Klarinette), Stefan Dünser (Trompete), Martin Deuring (Kontrabass) und Goran Kovacevic (Akkordeon) da spielen. Die Noten stimmen, das prüfen sie nach. Trotzdem erklingt ein kakofones Durcheinander … Die Zeit drängt, denn am Abend sollen sie auf der Großen Schurkenkonferenz spielen. Trotz ihrer Berührungsängste mit der Polizei wenden sich die Mafiosi an die Kommissarin Flunke von der Musikpolizei, die helfen soll, die Blamage abzuwenden.
Mit viel Humor und Selbstironie lernen die Banditen, worauf es ankommt, wenn man gemeinsam musizieren möchte. Das beginnt beim „schwersten Verbrechen: Keiner hört auf den anderen“ (dagegen hilft: aufeinander einstimmen) und führt über das gemeinsame Atmen zum Suchen und Finden der passenden Rhythmen. Hier darf das Publikum mit ran. Welcher Rhythmus soll es hier sein? Vorschläge wie Walzer, Tango oder Samba lässt die Kommissarin von allen am Platz stehend mittanzen. Endlich: Ein türkischer Halay passt – und kann vom Publikum mit rhythmischen Gesten begleitet werden. Am Ende müssen die vier noch eine weitere Komponente lernen: Musik machen mit Gefühl. Und die Kommissarin fordert wirklich ehrliches Gefühl ein, etwa wie es sich auch beim Gedanken an Schnitzel und Pistazien-Eis einstellen kann. Da klingt doch das „Largo“ gleich viel besser.
Wenn nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene kichern
Bei den „Schurken“ erlebte man die große Kunst, Kinder ebenso wie Erwachsene zum Kichern zu bringen. Die Berufsbeschreibung der Kommissarin Flunke, sie sei auf „Verbrechen bei Tenören und Bratschisten“ spezialisiert, steht neben hemmungslos albernen Namen und Wortspielereien. Elegant und witzig wird da kaschiert, dass hier ja auch Wissen über Musik vermittelt wird. Wie auch bei den anderen Projekten im Programm. So wird in diesem Jahr erstmals neben einem „Kompositionsprojekt“ für Grundschüler ausgehend von Musik von Chick Corea auch ein solches Projekt für Familien am Sonntag um 14 Uhr im Abraxas stattfinden. Da darf man Klänge und Klangmuster im ganzen Haus suchen.
Dass gerade Grundschüler noch offen sind und „mit viel Fantasie mit Klängen wie Rascheln, Knarzen, Knacken experimentieren“, erlebt „Mehr Musik!“-Leiterin Ute Legner seit Jahren mit ihren Projekten. Umso mehr dürften Musik und Kunst nicht aus dem Fächerkanon verschwinden: „Gerade weil der Leistungsanspruch in der Schule steigt, brauchen Kinder ein kreatives Gegengewicht“, erklärt sie im Gespräch. „Skills wie aufeinander hören und sehen lernt man doch vor allem in der Musik und der Kunst.“
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