Gesundheitskasse kämpft ums Geld
Der Kampf der Ärzte um ihr Honorar treibt neue Blüten. Es geht um denVertrag, den die bayerischen Hausärzte mit der AOK Bayern in denkommenden Wochen noch endgültig aushandeln wollen. Von Joachim Bomhard
Von Joachim Bomhard
Augsburg (AZ) - Der Kampf der Ärzte um ihr Honorar treibt neue Blüten. Es geht um den Vertrag, den die bayerischen Hausärzte mit der AOK Bayern in den kommenden Wochen noch endgültig aushandeln wollen.
Den Medizinern verspricht er eine Honorierung, die allgemein mit Zufriedenheit aufgenommen wurde. Das Zustandekommen der Vereinbarung weckte dagegen in manchen Ärzte- und Kassenkreisen den verdacht, die Hausarztkollegen hätten mit unsauberen Mitteln gekämpft.
Der Vorwurf lautet, die AOK habe sich durch eine bessere Bezahlung der Hausärzte deren Bereitschaft erkauft, bei der Abrechnung die Diagnosen besonders genau zu codieren, was für einzelne Kassen im Rahmen eines Risikostrukturausgleichs (RSA) neuerdings bares Geld aus dem Gesundheitsfonds bedeuten könnte. Die Hausärzte würden sich an der Gesundheitsreform "bereichern", sagte dazu der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske jüngst im ARD-Magazin Panorama.
"Ja, wir haben Druck ausgeübt", bestätigt der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), Wolfgang Hoppenthaller. Man habe mit Praxisschließungen gedroht, aber nicht mit den Möglichkeiten, die sich mit der Codierung ergeben.
Im vergangenen Herbst hatte die AOK Bayern die hausärztliche Versorgung ihrer Versicherten neu ausgeschrieben. Die Gesundheitsreform erlaubt es jetzt auch den Kassen, Verträge mit einzelnen Arztverbänden abzuschließen, wenn sie eine Mehrheit ihrer Fachgruppe vertreten. Es bewarben die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (der sich einzelne Hausarztgruppen anschlossen) und der BHÄV.
Mitte Dezember zog die AOK nach eigenen Angaben ihre Ausschreibung zurück, weil sie nicht das gewünschte Ergebnis erbracht habe. Nur wenige Tage später platzte Hoppenthaller damit heraus, von der AOK den Hausarztvertrag zu erhalten.
Hatte der mächtige Ärztepräsident seinen Kollegen draußen in den Praxen Anfang Dezember noch per Rundschreiben mitgeteilt, "Wir werden die AOK erst dann unterstützen, wenn ein Hausarztvertrag ... neu mit uns unterzeichnet ist", forderte er sie nun auf, "bei ihren AOK-Patientendie genaue Diagnose-Codierung durchzuführen" - und das möglichst noch rückwirkend für das vierte Quartal 2008.
Das wurde bei den Kritikern als Aufforderung verstanden, Patienten für schwerer krank zu erklären, als sie es sind. Wörtlich heißt es in dem Schreiben jedenfalls: "Somit kann uns die AOK Bayern nur dann einen guten Vertrag anbieten, wenn sie auch genügend Mittel aus dem Fonds über die RSA-Codierung bekommt." Und weiter: "Es geht um unser Honorar."
Gegenüber unserer Zeitung erklärte Hoppenthaller am Montag, die Brisanz dieser Ausführungen nicht erkannt zu haben. Deshalb habe er Mitte Januar in einem weiteren Schreiben klargemacht, dass er jegliches verfälschendes Codieren zu Gunsten der einen oder zu Lasten einer anderen Kasse ablehnt. "Beides ist Betrug", schrieb er.
Die AOK betonte gestern, dass die Codierung für sie größere Bedeutung habe als früher. An einer verfälschenden Verschlüsselung der Krankheiten ihrer Versicherten könne sie aber kein Interesse haben.
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