Herbert Knaup spielt Kommissar Kluftinger
Nein, auf den ersten Blick kann man ihn sich nicht wirklich vorstellen in dieser Rolle. Denn Herbert Knaup kennt man als Großstadtmenschen, im Anzug, Hochdeutsch sprechend. Doch jetzt soll Knaup den Kluftinger spielen.
Von Andrea Kümpfbeck, Augsburg
Nein, auf den ersten Blick kann man ihn sich nicht wirklich vorstellen in dieser Rolle. Denn Herbert Knaup kennt man als Großstadtmenschen, im Anzug, Hochdeutsch sprechend. Aus Filmen wie "Das Leben der Anderen", "Elementarteilchen" oder "Schlafes Bruder". Und jetzt soll Knaup den Kluftinger spielen? Jenen kauzigen, behäbigen und liebenswerten Allgäuer Kommissar, der Kässpatzen liebt und in seiner Freizeit in der Altusrieder Blaskapelle die Großtrommel schlägt?
"So ist es mir auch gegangen", gibt Stephanie Heckner zu, die beim Bayerischen Rundfunk (BR) für die Heimatkrimis verantwortlich ist. Doch dann stand ein bayerischer Herbert Knaup vor ihr, im Trachtenjanker und mit schütterem Haar. Ein bisschen zu groß vielleicht für den Kluftinger, zu hager auch. "Doch in dem Moment, als er anfing Allgäuerisch zu sprechen, war er ein anderer Mensch", sagt Stephanie Heckner gegenüber unserer Zeitung. "Da war er der Kluftinger."
Kein Wunder. Allgäuerisch schwätzen kann Knaup. Schließlich ist er im Oberallgäu, in Sonthofen, geboren und aufgewachsen; kommt auch heute noch oft in seine Heimat. Und Kult-Kommissar Kluftinger lebt mit seiner Erika in Altusried, arbeitet bei der Polizei in Kempten. "Es war nicht leicht, jemanden zu finden, der diese Figur authentisch verkörpern kann - und der auch noch dem Bild in den Köpfen so vieler Leser optisch entsprechen soll", sagt Stephanie Heckner. Doch: "Herbert Knaup ist unsere Idealbesetzung. Wenn er jetzt auch noch Appetit auf Kässpatzen entwickelt", sagt Heckner, "dann liegen wir perfekt".
Volker Klüpfel, Kulturredakteur bei der Memminger Zeitung, einer Heimatausgabe unserer Zeitung, und der Realschullehrer Michael Kobr sind die Väter des Allgäuer Kommissars. Und sie sind von der Wahl sehr angetan: "Zwar ist er auf den ersten Blick so gar nicht Klufti, aber dafür unserer Meinung nach einer der besten Schauspieler in Deutschland - mit seinem Können wird er die Rolle bestimmt so spielen, als hätte man sie extra für ihn geschrieben."
Bekannt wurde Knaup durch seine Rolle in Christian Wagners Kinofilm "Wallers letzter Gang" (1988). Für sein Engagement in "Die Sieger" bekam er den Bayerischen Filmpreis. Und spätestens seit seinem Auftritt in Tom Tykwers Kinostreifen "Lola rennt!" - wofür er mit dem Deutschen Filmpreis geehrt wurde - gilt Knaup als einer der erfolgreichsten Schauspieler seiner Generation.
Es stehen übrigens noch mehr Schauspieler für die "Erntedank"-Verfilmung fest. Die Rolle von Kluftingers Intimfeind Dr. Langhammer übernimmt August Zirner. Hefele, der engste Mitarbeiter des Kommissars, wird von Jockel Tschiersch gespielt - ebenfalls ein Allgäuer. Der badisch sprechende Maier ist mit Johannes Allmayer besetzt, Hubert Mulzer gibt Kluftis Chef Lodenbacher und Katharina Spiering seine ostdeutsche Assistentin Sandy.
Die Dreharbeiten für den zweiten BR-Heimatkrimi beginnen unter der Regie von Rainer Kaufmann - er hat auch den preisgekrönten Film "Marias letzte Reise" mit Monica Bleibtreu gedreht - am 20. September. Im Allgäu natürlich.
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