Ein Vorzeigeprojekt läuft aus dem Ruder
Die Augsburg AG sorgt für Schlagzeilen. Doch derjenige, der mehr Licht ins Dunkel bringen könnte, ist in Asien und macht Urlaub: Gerhard Leypoldt, der Vorstandsvorsitzende der Augsburg AG.
Derjenige, der mehr Licht ins Dunkel bringen könnte, ist in Asien und macht Urlaub: Gerhard Leypoldt, Vorstandsvorsitzender der Augsburg AG. Zuvor hat er allerdings in Thailand gearbeitet. Der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hat nicht nur eine hochrangig besetzte Wirtschaftsdelegation aus Augsburg mit wichtigen politischen und wirtschaftlichen Repräsentanten des Königreiches zusammengebracht, er hat zudem ein kleines Büro der Augsburg AG in der Hauptstadt Bangkok eröffnet.
Leypoldt wirbelt mal wieder in Asien, heißt es daheim in Augsburg, während vor der eigenen Haustüre der Baum brennt. Die Augsburg AG, die als privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen auftritt, steht mitten drin in einer politischen Debatte - mit jeder Menge Zündstoff.
Dabei spielt eine Person eine wichtige Rolle, die eng mit Leypoldt verbunden ist: Augsburgs Oberbürgermeister Paul Wengert. Der SPD-Politiker hatte bei der Wahl 2002 die Macht im Rathaus übernommen. Vielleicht auch deshalb, weil Gerhard Leypoldt sein Wahlkampfmanager war. Der Dank folgte nach der Wahl: Leypoldt wurde zunächst persönlicher Referent des OB. Einige Monate später bekleidete Leypoldt eine Funktion, die neu geschaffen wurde: Er wurde Vorstandschef der Augsburg AG.
Die SPD-geführte Stadtregierung betrat Neuland in der Wirtschaftspolitik. Eine Gesellschaft in der Rechtsform einer AG sollte sich um Standortmarketing und Firmenansiedlungen kümmern. Raus aus eingeschlafenen Strukturen einer bürokratischen Verwaltung, rein in ein innovatives Konzept mit engagierten Vermarktern. Das war im Rückblick die Idee, die dahinter steckte. Die AG war und ist ein Vorzeigeprojekt von OB Wengert.
Doch die AG ist (bislang) keine Erfolgsgeschichte. Vom Aufgabenfeld der Firmenansiedlungen hat man sich zwischenzeitlich getrennt, das Thema liegt wieder beim städtischen Wirtschaftsdirektorium. Stattdessen kümmert sich die AG um das Messe- und Kongresswesen in der Stadt.
Jetzt sind es weniger die Aufgabenfelder als vielmehr die Finanzstrukturen der AG, die OB Wengert und Leypoldt ins Schlingern bringen können. Ein wesentlicher Einnahmenfaktor der AG sind die Einnahmen aus der Vermarktung von Werbeflächen. Eine Aufgabe, die früher die Stadt selbst übernommen hatte. Das Vertragswerk zwischen Stadt und AG sieht vor, dass die AG eine Garantiesumme von einer Million Euro erhält und davon die Hälfte an die Stadt abtritt. Doch ob die Zahlungen in dieser vereinbarten Größenordnung eingegangen sind, ist fraglich. Die Stadtkämmerei hat auf Anfrage unserer Zeitung dazu bislang keine Angaben gemacht. Hinzu kommt, dass verwaltungsintern der Überblick verloren gegangen sein soll, wie eigentlich der Zahlungsfluss zwischen AG und Stadt läuft.
Diejenigen, die für Aufklärung sorgen können, haben bislang lediglich gesagt, dass "alles rechtens gelaufen" sei. Zu Zahlen haben Wengert und Leypoldt nichts gesagt.
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