Das neue Schuljahr beginnt mit vielen Baustellen
Ganztagsbetreuung, Aufstiegschancen, Situation auf dem Land: Die SPD sieht viele Probleme in den bayerischen Schulen.
Am kommenden Donnerstag beginnt in Bayern das neue Schuljahr. Für den bildungspolitischen Sprecher der Sozialdemokraten, Martin Güll, ist das kein Grund zum Jubeln. Zu viele Baustellen sieht er in der aktuellen Bildungspolitik. Deshalb hatte die SPD 104 Anfragen an die Staatsregierung bezüglich der aktuellen Situation in den bayerischen Schulen gestellt. Nun kam die Auswertung mit teilweise erschreckenden Ergebnissen aus Sicht der Sozialdemokraten.
Die SPD sieht drei Hauptprobleme: Schüler können kaum von einer Schule in eine höhere wechseln. In vielen ländlichen Gebieten gibt es zu wenige Realschulen und Gymnasien. Und es gibt zu wenige gebundene Ganztagsschulen, sprich Schulen mit einer Ganztagesbetreuung und Unterricht über den Tag verteilt.
Zu wenig Ganztagsschulen
Laut einer aktuellen Studie des Sozialforschungsinstituts TNS Emnid wollen mehr als zwei Drittel aller Eltern in Deutschland ihre Kinder auf eine Ganztagsschule schicken. Doch in Bayern können nur wenige Schüler in diesen Genuss kommen. Aktuell bietet der Freistaat für 2,8 Prozent der Realschüler und für zwei Prozent der Gymnasiasten diese Möglichkeit. Dies geht aus den Zahlen hervor, die die SPD gestern vorgestellt hat.
Realschulen und Gymnasien werden hauptsächlich in großen Städten gebaut. Ländliche Regionen sind teilweise erheblich unterversorgt. So würden viele Kinder wegen eines langen Schulweges auf eine niedrigere Schule gehen. Grund für die Unterversorgung sei die Mindestgröße, die Realschulen und Gymnasien haben müssen, damit sie gebaut werden dürfen. Die sei auf dem Land aber oftmals nicht rentabel. „Wir wissen auch, dass man nicht überall solche Schulen hinbauen kann“, erklärte Martin Güll.
Die Schulsysteme sind nach Ansicht der SPD in sich zu geschlossen. Will ein Schüler beispielsweise nach der siebten Klasse Realschule auf ein Gymnasium wechseln, sei das so gut wie unmöglich. So bliebe vielen talentierten Kindern der Aufstieg verwehrt. Die Zahlen belegen die Theorie: Nur 159 Schüler wechselten im vergangenen Jahr nach Informationen des Kultusministeriums in Bayern von einer Realschule auf ein Gymnasium. 159 von rund 224000. „Es wird Zeit, dass wir das Märchen von einem angeblich durchlässigen Schulsystem begraben“, urteilte Güll. Seiner Meinung nach verhindern die zu unterschiedlichen Lehrpläne einen leichten Wechsel. Seine Lösung für zwei der Probleme: Gemeinschaftsschule bis zur zehnten Klasse. „Damit könnten Schüler viel individueller gefördert werden und Lücken im ländlichen Gebiet geschlossen werden.“
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