Beckstein kritisiert Stoibers Fehler
Nie hat er ein schlechtes Wort über seinen Chef verloren, doch nun geht der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein mit Edmund Stoiber ins Gericht: Stoiber sei auch an eigenen Fehlern gescheitert, sagte Beckstein in einem Interview.CSU-Machtkampf eskaliertFrau Beckstein ist verärgertLeservotum: Seehofer soll CSU führen Bilder einer KarriereDiskutieren Sie im Forum
Berlin/München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ist nach Ansicht seines designierten Nachfolgers Günther Beckstein auch an eigenen Fehlern gescheitert. Der CSU-Vorsitzende sei "Opfer einer Entwicklung geworden, die durch den einen oder anderen Fehler von ihm befördert worden ist", sagte der bayerische Innenminister der "Welt am Sonntag".
Hinzu komme, "dass es in der Demokratie ganz offensichtlich ist, dass der Wechsel eine Notwendigkeit ist". Es sei sicher so gewesen, "dass verschiedene Entscheidungen von Edmund Stoiber von erheblichen Teilen der Bevölkerung, aber auch der CSU-Mitglieder als falsch und unverständlich empfunden worden sind".
Ein gravierender Fehler sei gewesen, dass Stoiber nach der Bundestagswahl 2005 nicht wie geplant als Minister nach Berlin gegangen sei, meinte Beckstein. "Das war eine der Entscheidungen, die wichtigste. Es hat sicher auch noch nach dem großen Wahlsieg eine etwas rüde Verwaltungsreform gegeben oder manche andere Kommunikationsprobleme, die sich auch ausgewirkt haben." Stoiber hatte am Donnerstag nach wochenlangem Machtkampf seinen Rückzug aus Regierungsamt und CSU-Spitze im Herbst angekündigt.
Der 63-jährige Beckstein räumte ein, dass seine Berufung zum designierten Nachfolger Stoibers keinen Generationswechsel darstelle. "Dass ich vom Lebensalter her kein Generationenwechsel bin, ist klar. Manche sagen mir auch ins Gesicht: Wenn du nun Ministerpräsident werden solltest - ich bin's ja noch nicht -, wenn du es werden solltest, dann bist du Übergangsministerpräsident. Dann sage ich: Jawohl."
Während Beckstein als künftiger Ministerpräsident gesetzt zu sein scheint, eskaliert der Machtkampf um die Nachfolge Stoibers an der Parteispitze: Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer meldete am Samstag erneut seine Ansprüche auf das Spitzenamt an und warf seinem Konkurrenten Erwin Huber sowie Beckstein unfaire Methoden vor. Mehrere CSU-Spitzenpolitiker appellierten dagegen mit Blick auf eine Doppelspitze Huber/Beckstein an Seehofer, einer entsprechenden einvernehmlichen Lösung zuzustimmen.
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