In Bayern wird ein wilder Bär erwartet
Der Abschuss des Bären Bruno hatte die Gemüter erhitzt. Im Frühjahr könnte in Bayern wieder ein Meister Petz aus Italien auftauchen. Sogar mit Anhang.
In Bayern könnte im Frühjahr wieder ein Bär aus Italien auftauchen. "Es gibt derzeit ungefähr sechs Bären im Trentino, die sich auf Wanderschaft machen könnten", sagt der österreichische Bärenprojektleiter des WWF, Christoph Walder.
Dass einer von ihnen bis nach Bayern kommt, hält der Experte nicht für ausgeschlossen: "Bruno hat uns gezeigt, dass die Korridore offen sind - der hat ja sogar Autobahnen überquert." Braunbär Bruno, der ebenfalls aus Südtirol stammte, war 2006 als erster Bär nach 170 Jahren nach Bayern gekommen. Kurz nach seiner Ankunft wurde er auf Anweisung des damaligen bayerischen Umweltministers Werner Schnappauf (CSU) erschossen.
"Wir können uns darauf einstellen, dass die nächsten Jahre einer der Bären nach Bayern kommt", sagt Walder. Deshalb sei es auch gut, dass sich die bayerische Staatsregierung nach dem Fall Bruno auf einen weiteren Bärenbesuch vorbereitet habe.
Ungefähr im Mai könnte es soweit sein, schätzt der Bärenexperte. "Mitte März werden sie vermutlich aus dem Winterschlaf aufwachen, dann fressen und faulenzen sie erstmal eine Zeit lang, bevor es losgeht." Welche der Bären sich tatsächlich auf den Weg machen, könne man jetzt noch nicht sagen, denn "jeder Bär ist individuell verschieden", erklärt Walder. "Manche haben mehr Pioniergeist, so wie der Bruno. Andere sind eher Stubenhocker, die gehen nicht weit."
Insgesamt gibt es laut WWF in Südtirol eine Bärenpopulation von 25 bis 30 Bären. Nach Angaben der Naturschutzorganisation sind sie das Ergebnis eines erfolgreichen Wiederansiedelungsprojektes. Die Bären, die eventuell in Bayern erwartet werden, sind noch jung und schon im Ansiedlungsgebiet geboren. "Das sind echte Italiener", sagt Walder.
In Bayern gibt es derzeit überhaupt keine wilden Bären, und auch für die beiden einzigen Bären in Österreich sieht es schlecht aus: Braunbär Moritz und seinem aus Slowenien stammenden Vater Djuro scheint es zwar gut zu gehen, aber es fehlen die Weibchen zur Fortpflanzung. "Die Politik zögert eine Entscheidung hier immer wieder hinaus", beklagt der österreichische Bärenexperte Walter Wagner. Bestimmte Interessengruppen stünden der Ansiedlung von Bärenweibchen "skeptisch" gegenüber, "und Interessengruppen bedeuten Wählerstimmen", meint Wagner.
Dass der achtjährige Braunbär Moritz dieses Jahr über die Grenze nach Bayern kommt, ist nach Wagners Einschätzung eher unwahrscheinlich: "Der Moritz ist letztes Jahr so viel gegangen, das macht er in diesem Jahr nicht noch mal."
Der letzte Bär mit "österreichischer Staatsbürgerschaft" hält wie seine Artgenossen noch Winterschlaf in einer der zahlreichen Felshöhlen in den Alpen. Moritz wird irgendwo im Salzkammergut vermutet, aber genau weiß das auch sein langjähriger Beobachter Wagner nicht: "Die Bären spüren es, wenn Neuschnee fällt", erklärt er.
Sie verkriechen sich vor dem Schnee in eine Höhle, so dass ihre Spuren verdeckt werden und sie in Ruhe ihren Winterschlaf halten können. In seiner Höhle wird Moritz bei der derzeitigen Wetterlage auch erst einmal bleiben, meint Wagner: "Bei 2,20 Meter Schnee geht kein Bär spazieren."
Die Diskussion ist geschlossen.