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Bundeswehrreform trifft Region hart
27.10.2011

Die Hiobsbotschaften kamen per E-Mail

Der Standort Kempten wird aufgelöst: Beim Appell beim Gebirgssanitätsregiment 42  gibt Oberstleutnant Kurt Rasch vor den Soldaten die Auflösung bekannt.
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Der Standort Kempten wird aufgelöst: Beim Appell beim Gebirgssanitätsregiment 42 gibt Oberstleutnant Kurt Rasch vor den Soldaten die Auflösung bekannt.

Die Nachricht vom Abzug der Soldaten hat besonders in Kaufbeuren und Donauwörth wie eine Bombe eingeschlagen. Es gibt aber auch Gewinner. Eindrücke vom Tag der Verkündigung.

Die Schranken an der Hauptwache des Fliegerhorsts Kaufbeuren öffnen sich im Minutentakt für zivile und militärische Fahrzeuge. Rein äußerlich ist alles wie immer. Vor den Gebäuden stehen vereinzelt rauchende Soldaten. Sprechen dürfen die Reporter allerdings nicht mit ihnen. Zu frisch sei die überraschende Nachricht von der kompletten Schließung des Bundeswehrstandortes, erklärt Oberst Harald Burghardt, der stellvertretende Kommandeur, bei einer eilig angesetzten Pressekonferenz. Burghardt wirkt geschockt. Noch am Dienstag habe er nichts von einer Schließung geahnt, versichert er.

„Die Bestürzung ist groß – und die Enttäuschung“, sagt er. Denn in der Technischen Schule der Luftwaffe 1 werde sehr hochwertige Arbeit geleistet. Die Ausbildung wurde erst vor wenigen Jahren optimiert und kostengünstig gestaltet.

Und nun? Die Frage, die die 517 Soldaten und 641 zivilen Mitarbeiter seit gestern vor allem beschäftigt, lautet: Wie lange wird es den Standort noch geben? Wohin werden die einzelnen Bereiche (Schule, Dienstleistungszentrum und Sanitätseinrichtung) verlegt? Antworten erhoffen sich die Menschen von ihrem Kommandeur Oberst Richard Drexl, der gestern zum Inspekteur der Luftwaffe nach Köln einbestellt wurde. Heute will er zu seinen Leuten in Kaufbeuren sprechen.

Gerüchte gibt es viele. Die Politiker versuchen, die Kaufbeurer damit zu beruhigen, dass ein großer Teil der Ausbildung auch künftig „im schwäbischen Raum“ bleiben könnte. Wo genau, das vermag niemand zu sagen. Besonders hart, so weiß Oberst Burghardt, wird es die zivilen Mitarbeiter der ehemaligen Standortverwaltung treffen, die sich nun Bundesdienstleistungszentrum nennt. Wo werden ihnen adäquate Arbeitsplätze angeboten?


Infos zu den Bundeswehr-Standorten in der Region.

Oberbürgermeister Stefan Bosse fordert derweil im Rathaus Bund und Freistaat auf, Kaufbeuren nun aktiv zu unterstützen. Er hat bereits eine Arbeitsgruppe einberufen, „Nutzungs- und Entwicklungsoptionen“ für den 2,3 Quadratkilometer großen Fliegerhorst zu erstellen. „Wir werden uns hier nicht passiv in unser Schicksal ergeben“, sagt er.

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Doch für Kaufbeuren ist das Abrücken der Bundeswehr eine Katastrophe. Schon jetzt rangiert der Ort bei der Steuerkraft auf dem letzten Platz der kreisfreien Städte in Bayern. Die Bundeswehr bietet nicht nur über 1100 Menschen Arbeit – und ist damit der derzeit größte Arbeitgeber. Sie brachte bisher auch jährlich um die 4000 Schüler in die Stadt. Auch sie gaben dort Geld aus, belebten das Stadtbild. Bosse spricht von einem Kaufkraftverlust von bis zu 40 Millionen Euro. „Die Auswirkungen sind relativ betrachtet wesentlich dramatischer als beispielsweise die Schließung von Quelle für Fürth“, erklärt Bosse. Mit dem Abzug der Truppe verbleiben nur noch wenige große Arbeitgeber: der Bezirk Schwaben mit seinem Krankenhaus, das Klinikum Kaufbeuren und die Stadtverwaltung.

Seit Jahren versucht die Stadt vergeblich, den Strukturwandel der Gablonzer Industrie und den Niedergang der einst riesigen Textilfabrik Momm sowie des amerikanischen Festplattenproduzenten Digital Equipment durch Ansiedlung neuen produzierenden Gewerbes auszugleichen. Der große Wurf blieb freilich bisher aus. Gernot Wildung trifft es persönlich: „Für mich als Gastwirt ist die Schließung ein empfindlicher Schlag. Aber meine größere Sorge ist der Immobilienmarkt. Die Preise werden deutlich sinken“, befürchtet der 50-Jährige. Renate Meier

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Die Soldaten waren bei großen Festen dabei. Sie halfen beim Hochwasserschutz und trugen bei ihren Auslandseinsätzen die Kemptener Stadtfahne mit – damit ist es bald vorbei. Mit der Auflösung des Gebirgssanitätsregiments 42 (knapp 800 Soldaten und Zivilangestellte), des Kreiswehrersatzamtes (90 Mitarbeiter) und des Fachsanitätszentrums (115 Beschäftigte) endet die Ära der Bundeswehr in Kempten. „Sehr schade“ finden das Walter und Kerstin Gabler bei einer Umfrage in der Stadt – und sprechen vielen aus der Seele.

Die Betroffenen selbst dürfen ihren Schock nur in zwei vorgegebenen Sätzen kundtun: dass sie als Soldaten die Entscheidung ihres Ministers mittragen, dass sie es als Mitbürger aber bedauern, eine Gemeinde verlassen zu müssen, in der sie voll integriert und geachtet waren. Genau das waren sie in Kempten nach Einschätzung von Oberbürgermeister Ulrich Netzer. „Ein schwerer Schlag“ ist ihr Abzug aus einem der ältesten Militärstandorte Bayerns, sagt der OB. Als die Auflösung gestern beim Regimentsappell offiziell bekannt gegeben wird, steht Netzer demonstrativ an der Seite des stellvertretenden Kommandeurs.   Claudia Benz

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Janus Kaschta, der Kommandeur des Bataillons für Elektronische Kampfführung (EloKa) 922 in Donauwörth, versucht seine Enttäuschung so gut es geht zu verbergen. Soeben hat er bei einem kurzfristig anberaumten Appell seinen Soldaten offiziell die Nachricht überbracht, dass das Bataillon mit seinen rund 1000 Soldaten und zivilen Angestellten faktisch aufgelöst wird. Nun sitzt der Oberstleutnant einigen Medienvertretern gegenüber und erklärt die Details, die er um 10.20 Uhr aus einer E-Mail des Verteidigungsministeriums erfahren hat. Demnach werden in Donauwörth lediglich 130 Bundeswehrangehörige bleiben – und zwar in einem „Waffensystemunterstützungszentrum“ .

Dahinter verbergen sich zum großen Teil Bedienstete, die bereits bei dem Hubschrauber-Hersteller Eurocopter angesiedelt sind und an militärischen Programmen mitarbeiten. „Teile weiterer Dienststellen“ würden in diesem Konstrukt ebenfalls erhalten, berichtet Kaschta. Was damit gemeint ist, weiß er noch nicht. Möglicherweise handle es sich unter anderem um das Betreuungszentrum, das sich um die Angehörigen von Soldaten im Auslandseinsatz kümmert. Der Bedarf in Donauwörth ist bislang groß. Seit elf Jahren stellt das Bataillon permanent ein Kontingent im Kosovo und seit Kurzem auch in Afghanistan.

Mit dem Ende des Eloka-Bataillons 922 sind auch die Tage der 30 Hektar großen Alfred-Delp-Kaserne gezählt, die vor gut 50 Jahren auf dem Schellenberg hochgezogen wurde. „Bis in etwa zwei Jahren wird der letzte Soldat die Kaserne verlassen haben“, glaubt Kaschta. „Wenn wir damit einen Beitrag zur neuen Bundeswehr leisten, die effizienter und kostengünstiger ist, dann ist das unsere Pflicht“, gibt der Offizier zu Protokoll – um wenig später anzumerken: „Ich bin zutiefst betroffen.“

Rund 500 der in Donauwörth stationierten Soldaten leben in der näheren Umgebung, also in der Region zwischen Augsburg, Mittelfranken und dem angrenzenden Württemberg: „Viele sind Familienväter, haben Häuser gebaut oder gekauft.“ Wie und vor allem wo es für sie beruflich weitergeht, ist derzeit völlig unklar. Ein Soldat in der Kaserne beschreibt die Stimmung als „Schockstarre“.   Wolfgang Widemann

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Ganz anders die Situation in Dillingen. Obwohl auch dort rund 300 Dienstposten wegfallen, verspricht Oberbürgermeister Frank Kunz „aus der großen Freude“ über den Erhalt des Bundeswehrstandortes, erneut einen Baum zu pflanzen. Bereits 2003, bei der vergangenen Reform, hatten die politisch Verantwortlichen gemeinsam mit dem damaligen Staatssekretär Kolbow vor der Luitpold-Kaserne ein Bäumchen in die Erde gesteckt. Für die Fortführung der über 330-jährigen Garnisonsgeschichte an der Donau hatten sich über 11 100 Bürgerinnen und Bürger per Unterschrift ausgesprochen. Wie es scheint, mit Erfolg.   Peter von Neubeck

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Mit einer Handvoll Zettel betritt der stellvertretende Kommodore des Lufttransportgeschwaders 61 in Penzing, Oberstleutnant Klaus Schierlinger, das Büro. Es sind die für den Standort Penzing entscheidenden Unterlagen aus der Standortbroschüre des Verteidigungsministers. „ Standortaufgabe“ steht dort beim Fliegerhorst zu lesen, was jedoch keinen der Soldaten überrascht. Die Nachricht bestätigt nur offiziell einen Prozess, der 2004 begonnen hat. Auch der bisherige Zeitplan gilt weiter: Das LTG 61 wird die letzte Transall nach Einführung des Airbus A 400 M in Penzing außer Dienst stellen. Auch das Waffensystemunterstützungskommando in der Welfenkaserne Landsberg könne „durchatmen“, erfährt der Standortälteste, Oberst Klaus Schuster. Die Bunkeranlage, in der eine Programmiereinheit arbeitet, sei im Realisierungsplan von Thomas de Maizière als „ struktursicher“ eingetragen.

Bis zuletzt hatte dagegen Oberstleutnant Stephan Pillmeier, Kommandeur der Flugabwehrraketengruppe 22 (Patriot), gehofft, dass es weitergeht. Vergeblich. „Wir sind tief betroffen“, gesteht der Offizier. Erst vor zwei Wochen habe der Nato-Einsatzverband Bestnoten beim Manöverschießen auf Kreta erhalten.   Dieter Schöndorfer

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Schlechte Stimmung auch in der Max-Immelmann-Kaserne im Manchinger Ortsteil Oberstimm. Mit ernster Miene patrouillieren dort Soldaten. Dass die Flugabwehrraketengruppe 23 der Reform zum Opfer fallen wird, trifft sie nicht unerwartet. Betroffen sind rund 560 Soldaten. Einen Zeitplan für die Schließung gibt es jedoch noch nicht.

Keine Einschnitte dagegen wird es ein paar Kilometer weiter am Flughafen Manching geben. Die dort angesiedelte Wehrtechnische Dienststelle (WTD 61) mit knapp 600 überwiegend zivilen Dienstposten ist einer der Gewinner der Reform.

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Es riecht noch neu in den Gängen des Kreiswehrersatzamts Ingolstadt. Erst Mitte des Jahres – gerade, als die Wehrpflicht abgeschafft worden war – sind die 65 Mitarbeiter eingezogen. Gestern kam das Aus: In Ingolstadt wird es künftig nur noch ein kleines Karriereberatungsbüro der Bundeswehr geben. Die militärischen Einrichtungen in Ingolstadt sind kaum betroffen: Die Bundeswehr plant dort künftig mit 1210 statt bislang 1410 Dienstposten.   Luzia Grasser

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