Chronologie: Die Auseinandersetzung Pauli-Stoiber
Der langsame Fall des Edmund Stoibers: Nicht erst mit der Kritik der Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli an dem bayerischen Ministerpräsidenten ist eine Debatte über seine Nachfolge ausgelöst worden. Schon im Oktober 2006 kriselt es in der CSU-Führung. Nachfolgend die wichtigsten Stationen der Auseinandersetzung:
München (dpa/AZ) - Der langsame Fall des Edmund Stoibers: Nicht erst mit der Kritik der Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli an dem bayerischen Ministerpräsidenten ist eine Debatte über seine Nachfolge ausgelöst worden. Schon im Oktober 2006 kriselte es in der CSU-Führung. Nachfolgend die wichtigsten Stationen der Auseinandersetzung:
13.10.2006: CSU-Chef Edmund Stoiber ist in seiner Partei angesichts schwacher Umfragewerte umstritten. Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli fordert Stoiber zum Rückzug auf. Stoiber solle bei der Landtagswahl 2008 auf die Spitzenkandidatur verzichten.
02.11.2006: Pauli ruft die Bevölkerung in einem Internet-Forum zur Diskussion über die politische Zukunft des CSU-Chefs auf.
05.11.2006: Pauli fordert von Stoiber erneut den Verzicht auf die Spitzenkandidatur. Die Entscheidung solle möglichst bald fallen, damit genügend Zeit für die Profilierung eines Nachfolgers bleibe.
18.12.2006: Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber wirft Pauli nach Teilnehmerangaben in einer CSU-Vorstandssitzung vor, mit dem Anti- Stoiber-Internetportal gegen jegliche politische Kultur zu verstoßen.
19.12.2006: Pauli erhebt Spitzel-Vorwürfe. Ungeachtet eines Dementis der Staatskanzlei beklagt sie, ein enger Mitarbeiter Stoibers habe versucht, über einen Bekannten ihr Privatleben auszuforschen.
20.12.2006: Der Konflikt um die Spitzelvorwürfe eskaliert. Die Staatskanzlei wirft Pauli indirekt Lüge vor. Der enge Stoiber-Vertraute Michael Höhenberger bestätigt ein Telefonat mit einem Bekannten über Pauli und erklärt, das sei keine Bespitzelung gewesen. Pauli hingegen bekräftigt ihre Vorwürfe und gibt Stoiber die Schuld.
21.12.2006: Ein Krisengespräch soll Entspannung im Konflikt um die Bespitzelungsvorwürfe bringen. Innenminister Günther Beckstein lädt Pauli in seiner Funktion als CSU-Bezirkschef nach Nürnberg ein.
22.12.2006: Stoibers Büroleiter Höhenberger gibt nach den Spitzelvorwürfen sein Amt ab. Nach dem Amtsverzicht beschuldigt Pauli Stoiber, von der Bespitzelung gewusst zu haben.
23.12.2006: Der CSU-Chef attackiert seine Kritikerin scharf und weist jede Verantwortung in der Affäre von sich.
24.12.2006: Pauli wiederholt ihren Vorwurf, außer ihr seien auch andere CSU-Kritiker bespitzelt worden.
29.12.2006: In der CSU entbrennt eine Debatte über einen Parteiausschluss Paulis. Mehrere Landtagsabgeordnete fordern einen Ausschluss oder einen Rücktritt Paulis. Landtagspräsident Alois Glück (CSU) warnt dagegen vor einem Parteiordnungsverfahren.
04.01.2007: Pauli wirft Stoiber ein Defizit im Umgang mit Frauen in der Politik vor.
06.01.2007: Stoiber will den Streit mit Pauli in einem persönlichen Gespräch beilegen. Pauli will die Einladung "selbstverständlich annehmen", wenn sie ihr persönlich vorliege.
08.01.2007:Das CSU-Präsidium sichert dem Ministerpräsidenten in einer Erklärung die volle Unterstützung zu und bekennt sich zu einer erneuten Spitzenkandidatur: "Das CSU-Präsidium wird mit dem Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die erfolgreiche Politik für Bayern über 2008 hinaus fortsetzen." Zu Beginn der traditionellen CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth wird Stoiber demonstrativ mit Beifall empfangen.
09.01.2007: Stoiber sieht sich durch den Präsidiumsbeschluss vom Montag gestärkt und gibt in Wildbad Kreuth auf die Frage nach der Spitzenkandidatur 2008 jene verheerende Antwort: "Die aus München, die mich gut kennen, die wissen, dass ich nie halbe Sachen mache." Im Klartext heißt das: Er will bis 2013 durchregieren.
18.01.2007:Kurz nach 14 Uhr tritt Stoiber vor die Kameras. Der CSU-Chef sieht keine Chance mehr weiterzumachen. Seine "Parteifreunde" haben ihr Ziel erreicht, Stoiber tritt von seinen Ämtern als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender zum 30. September zurück.
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