Die bayerische Landesvertretung feiert 10. Geburtstag
Die Bayern waren ihrer Zeit voraus. Im Dezember 1998, als die große Politik noch in Bonn gemacht wurde, eröffnete der frühere Bundespräsident Roman Herzog in Berlin die bayerische Landesvertretung. Nun feiert die ihren zehnten Geburtstag. Von Rudi Wais
Von Rudi Wais
Berlin - Die Bayern waren ihrer Zeit schon immer voraus. Im Dezember 1998, als die große Politik noch in Bonn gemacht wurde, eröffnete der damalige Bundespräsident Roman Herzog in Berlin die bayerische Vertretung.
Es war die erste Ländervertretung an der Spree - und eine höchst umstrittene. Gegen die 68 Millionen Euro, die das Land damals investierte, habe es "heftigen parlamentarischen und publizistischen Widerstand gegeben", erinnert sich der damalige Bundesratsminister Reinhold Bocklet. Am Samstag sagt er: "Diese Investition hat reichlich ideelle Zinsen abgeworfen."
Mit fast 50.000 Besuchern im Jahr ist die bayerische "Botschaft" nicht nur eine der am stärksten frequentierten, sondern auch eine der rührigsten Landesvertretungen in Berlin. Obwohl Deutschland durch die Einheit größer geworden sei, sei Bayerns politische Bedeutung nicht geschrumpft, betonte Ministerpräsident Horst Seehofer bei einer kleinen Feier zum zehnjährigen Bestehen der Vertretung, seinem ersten Auftritt als Regierungschef in Berlin. Das bajuwarische Erfolgsrezept ist danach denkbar einfach: Man müsse, sagte Seehofer schmunzelnd, "immer ein bisschen für etwas und zugleich auch ein bisschen dagegen sein." Und, als kleiner Seitenhieb an die Kanzlerin, die sich im unionsinternen Steuerstreit noch ziert: Wenn man die Bayern nur mitbestimmen lasse, "leisten sie auch außerhalb Bayerns Gutes".
Ihre Landesvertretung in einem alten Bankgebäude am Rande des Regierungsviertels versteht sich als Schaufenster und kulturelle Visitenkarte Bayerns in Berlin. Wer in der Bundespolitik etwas auf sich halte, lobte die amtierende Bundesratsministerin Emilia Müller, "geht bei uns Bayern ein und aus." Selbst der Papst war schon da - auch wenn der damals, im November des Jahres 2000, noch Ratzinger hieß und "nur" Kardinal war.
Der politische Alltag der 55 Mitarbeiter dagegen ist eher profan: Sie prüfen, welche Folgen die Arbeit der Bundesministerien für Bayern hat, sie bereiten die Sitzungen des Bundesrates mit vor und organisieren Veranstaltungen von der fränkischen Weinprobe über gesellschaftspolitische Vorträge bis zum jährlichen Oktoberfest vor dem Roten Rathaus. Für Abgeordnete, Verbandsfunktionäre oder Journalisten sei die Landesvertretung mit ihrem Programm immer eine gute Anlaufstelle, betonte Emilia Müller. Peter Ramsauer, der Chef der CSU-Landesgruppe, nannte sie gar "einen Zufluchtsort".
Politisch knirscht es zwar häufig zwischen München und Berlin. Im Weinkeller ihrer Landesvertretung allerdings haben die Bayern ihren Frieden mit den Preußen gemacht: Dort stehen der Berliner Bär und der bayerische Löwe einträchtig nebeneinander, Arm in Arm.
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