Dramatische Flucht vor Entführer
Mit einer dramatischen Flucht hat sich die am Montag im fränkischenHallstadt entführte 16 Jährige aus der Gewalt ihresEx-Freundes befreit.
Das Opfer sei in der norditalienischen Ortschaft Saletto mit ihrem zweieinhalb Jahre alten Sohn auf dem Arm aus dem Auto des 25-Jährigen gesprungen und zu einem nahe gelegenen Haus gelaufen. Dort habe sie ein Bewohner hereingelassen. Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) hatten der Jugendlichen über Handy zur Flucht geraten. Der Mann war zu diesem Zeitpunkt eingeschlafen, berichtete die Polizei am Donnerstag.
Der bei der Aktion wach gewordene Entführer habe sogar noch versucht, seine Ex-Freundin zurück in seine Gewalt zu bringen. "Das hat jedoch der couragierte Italiener, der der Frau die Tür geöffnet hatte, verhindern können", hieß es. Der Anwohner habe sofort die Polizei alarmiert, die eine Großfahndung auslöste. Auch ein Hubschrauber wurde einsetzt. Carabinieri hätten den Mann letztlich festgenommen. Er sitzt seitdem in der Stadt Tolmezzo in Auslieferungshaft.
Die junge Frau habe während der Entführung wiederholt per Handy Kontakt mit der Bamberger Polizei gehabt. Noch am Abend ihrer Entführung hatte sie die Beamten über ihre Notlage informiert. Später sei der Kontakt abgebrochen. Erst kurz vor ihrer Flucht am Mittwoch habe sie erneut mit der Polizei Verbindung aufnehmen können.
Nachdem die Entführte dem Rat zur Flucht gefolgt war, hielt sie ständig Handy-Kontakt zur deutschen Polizei. Die dramatische Aktion drohte zu scheitern, als die Bewohner des nächst gelegenen Hauses das Mädchen abwiesen. Erst am zweiten Eingang hatte sie Erfolg.
Mutter und Kind waren am Donnerstag auf dem Rückweg nach Deutschland. Bereits in Italien hatten sich Psychologen um die beiden Opfer gekümmert. Die 16-Jährige hatte nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Joseph Düsel kurz vor der Entführung die Beziehung mit dem 25-Jährigen beendet. Das habe der Arbeitslose aus dem oberfränkischen Landkreis Lichtenfels anscheinend nicht verkraftet. "Die Entführung sollte die Beziehung wieder in Gang bringen", sagte Düsel.
Der 25-Jährige trug während der zweitägigen Entführung außer einem Taschenmesser keine Waffen. Das Ziel Italien habe er offenbar ganz zufällig ausgewählt. Gegen ihn wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft schon einmal wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt. Dieses Verfahren führte aber nicht zu einer Bestrafung. Im Falle einer Verurteilung erwartet den Täter eine Gefängnisstrafe zwischen 5 und 15 Jahren.
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