Ein Gandhi-Söder, drei Seehofer und viel Pegida-Kritik in Veitshöchheim
Bei der 28. Ausgabe der "Fastnacht in Franken" haben nicht nur politiker bei scharzüngigen Büttenreden ihr Fett weg bekommen:Die islamkritische Bewegung Pegida musste sich viel anhören.
Viele ausgefallene Kostüme machen "Gandhi" Markus Söder reichlich Konkurrenz: Grünen-Politikerin Claudia Stamm und ihr Mann verkleideten sich bei der "Fastnacht in Franken" am Freitag beide als Seehofer. Beim echten bayerischen Ministerpräsidenten kam der Scherz gut an. "Ich könnte mich in ihn verlieben", sagte Seehofer schmunzelnd über seinen Doppelgänger.
Viel Kritik an Pegida bei der "Fastnacht in Franken"
Doch in den Mainfrankensälen im unterfränkischen Veitshöchheim ging es durchaus auch ernst zu. "Idiotische Europäer", "doofe Vollpfosten" und Pegida als Markenname für eine Hautcreme: Kaum ein Künstler von "Fastnacht in Franken" wollte dieses Thema außen vor lassen. Ob singend, büttenredend, johlend oder ganz nebenbei - die Stars der Sendung stellten sich während der Fernseh-Prunksitzung vor einem Millionenpublikum sehr deutlich gegen die islamkritische Bewegung Pegida, Fremdenhass und Fanatismus.
So lästerte Wortakrobat Oliver Tissot über die islamkritische Bewegung als "Pegida-Perfida-Verarschung", Klavierspieler Matthias Walz sang von den "25.000 Vollpfosten" in Dresden, die doofer seien als sie dächten. Und auch der Schweinfurter Büttenredner Peter Kuhn, seit mehr als 20 Jahren eine feste intellektuelle Größe bei der "Fastnacht in Franken", wurde deutlich: "Wie halten wir's drum streng genommen, mit Flüchtlingen, die zu uns kommen? So mancher ist schon alarmiert und sieht das Land islamisiert, wenn zweimal pro Monat ganz konkret ein Halbmond dort am Himmel steht."
Lieblingszielscheibe der "Fastnacht in Franken": Finanzminister Söder
Trotz aller Ernsthaftigkeit gab es für die rund 600 Zuschauer im Veitshöchheimer Saal und das Fernsehpublikum auch den traditionellen Klamauk und die lockerleichten Lästereien über die bayerischen Politiker. Finanzminister Söder ist und bleibt dabei die Lieblings-Zielscheibe für die scharfzüngigen Komiker. Er kam übrigens als friedfertiger Mahatma Gandhi, der "geduldig seinen Weg gehen" will. Ob er damit konkret auf die Seehofer-Nachfolge 2018 anspielte, wollte er nicht verraten.
Er musste sich beispielsweise nicht nur wegen seines Seifenoper-Auftritts im Bayerischen Fernsehen einiges anhören ("Da nützt auch der Ilse kein schönes Dekolleté, ich bin der George Clooney vom Wördersee"). Auch als möglicher Seehofer-Nachfolger wurde er immer wieder gern installiert. So war sich Sitzungspräsident Bernd Händel sicher, dass die Abkürzung "LMAA" (eigentlich: "Leck mich am Arsch") stattdessen in Franken "Lieber Markus als Aigner" bedeute.
Wobei gleichzeitig eine andere politische Entwicklung Bayerns vorgezeichnet wurde. "Dreggsagg" Michl Müller über Ministerpräsident Horst Seehofer: "Ich werde 2018 nicht mehr kandidieren. Bis dahin habe ich die Monarchie in Bayern wieder eingeführt, ich bin König."
Uli Hoeneß wollte nicht zur "Fastnacht in Franken" kommen
Durch den Kakao zogen die Künstler auch den Gefängnis-Insassen Uli Hoeneß, der trotz Freigangs nicht zur Fastnacht kommen wollte. Sie nahmen zudem die marode Bundeswehr, die Energiewende, den hochzeitswütigen Lothar Matthäus und das Freihandelsabkommen ("Das ist der Fortschritt! We are so lucky. Schwarzwälder Schinken aus Kentucky.") auf die Schippe. Den "Erfolg" des fränkischen Fußballs verband Otti Schmelzer mit einer neuen geografischen Errungenschaft: "Nürnberg hat den größten Berg Bayerns, weil man ein Jahr zum Aufstieg und ein Jahr zum Abstieg braucht."
Neben flotten Witzen und Spitzen gab es auf der Bühne vor der dem Veitshöchheimer Rokoko-Garten nachempfundenen Kulisse auch Musik und Tanz. Akrobatische Höchstleistungen zeigten die deutschen Meister und Juniorenmeister im Gardetanz.
Und weil die Franken nicht nur genüsslich über andere herziehen, sondern auch selbst einstecken können, durfte zu guter Letzt die Altneihauser Feierwehrkapell'n aus der Oberpfalz ihren Senf abgeben. "Alles freut sich so, endlich kommt was mit Niveau", kündigte die ihren eigenen Auftritt an und wurde wie gewohnt mit Buh-Rufen begrüßt. Unbeeindruckt davon gaben die Gäste den Franken verbal gehörig auf die Mütze. "Der Heizölpreis brach völlig ein, billiger als Frankenwein, was den ganzen Erdball schreckt, wo doch das Heizöl besser schmeckt", ist nur eines von vielen Beispielen.
3,9 Millionen Zuschauer sahen die "Fastnacht in Franken" im Fernsehen
Die Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken ist seit fast 30 Jahren eine feste Größe im Bayerischen Fernsehen. Das bunte Spektakel wird live übertragen und ist der Quotenschlager des Senders. Heuer sahen deutschlandweit 3,9 Millionen Menschen die Fernseh-Prunksitzung, das entspricht einem Marktanteil von 13 Prozent. Bayernweit schaute sogar fast jeder zweite die Sendung. dpa/lby
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