First Lady wider Willen
Sie erntet zurzeit fast mehr Vorschusslorbeeren als ihr Mann, der heute zum neunten Ministerpräsidenten Bayerns gewählt wird: Marga Beckstein, 62 Jahre alt, von Beruf Seminarrektorin für Grundschullehrer, Mutter von drei erwachsenen Kindern und engagierte Protestantin in ihrer Kirchengemeinde in Nürnberg-Langwasser.
Von Uli Bachmeier
Sie erntet zurzeit fast mehr Vorschusslorbeeren als ihr Mann Günther: Marga Beckstein, 62 Jahre alt, von Beruf Seminarrektorin für Grundschullehrer, Mutter von drei erwachsenen Kindern und engagierte Protestantin in ihrer Kirchengemeinde in Nürnberg-Langwasser.
CSU-Chef Erwin Huber sagt über sie: "Beckstein wäre nicht da, wo er heute ist, ohne diese Frau." Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Landtag, Joachim Herrmann, nennt spontan ihr Selbstbewusstsein als ihre herausragende Eigenschaft: "Sie ist eine perfekte Geschäftsführerin des Familienunternehmens Beckstein."
Und ihr Ehemann gestand in einem Interview leise seufzend ein: "Sie macht nicht automatisch das, was ich sag'. Das ist manchmal anstrengend."
Marga Beckstein selbst beteiligte sich bisher nur ausgesprochen selten - und sehr widerwillig - an dem Rummel, der um die "neue Landesmutter" gemacht wird. Sie wurde deshalb bereits als "First Lady wider Willen" beschrieben oder auch als "das Gegenteil" von Karin Stoiber. Dass sie sich damit zufriedengeben würde, das Gegenteil von irgendjemand zu sein, darf als extrem unwahrscheinlich gelten. Doch eine richtige Antwort auf die Frage nach ihrer neuen Rolle hat sie bisher noch nicht gegeben.
Verbürgt allerdings ist ihr starker Einfluss auf ihren Ehemann. Seit Monaten hämmerte sie ihm ein, seine Wahl abzuwarten und nicht vorher schon so zu reden, als wäre er bereits der erste Mann im Freistaat. Günther Beckstein hat über Monate hinweg augenzwinkernd von diversen "Rippenstößen" und "blauen Flecken" berichtet, die ihm seine Frau immer dann verpasst habe, wenn er sich mit seinen Aussagen zu weit in die Zukunft vorgewagt hatte.
Die leidvolle Erfahrung im Hintergrund: Schon einmal war Beckstein kurz davor, Bundesinnenminister zu werden. Er hatte Interviews gegeben, als wäre er schon im Amt. Doch es kam anders. Seine Frau hatte ihm dann klargemacht: "Nichts ist so peinlich wie so eine Situation." Übers Jahr 2007 stellte sie sicher, so erzählte Beckstein immer wieder, dass er sich an sein selbstverordnetes Schweigen hielt, "auch wenn ich mir mehrfach auf die Zunge gebissen habe".
Marga Beckstein gilt als die wichtigste Instanz und schärfste Kritikerin ihres Mannes. Schon als die beiden sich in den 60er Jahren im Vorstand ihrer Kirchengemeinde kennenlernten, trugen sie manchen Disput aus. "Sie war damals eher eine Vertreterin des linken evangelischen Flügels", berichtet der von jeher ziemlich konservative Beckstein und sagt auch: "Wir haben uns damals unheimlich viel gestritten. Aber dabei haben wir uns eben auch schätzen und lieben gelernt und dann auch geheiratet."
Dem Einfluss von Frau Beckstein wird auch zugeschrieben, dass ihr Mann sich heute wieder gut mit seinem "Tandem-Partner", CSU-Chef Erwin Huber, versteht. Im Herbst 2005, als Edmund Stoiber ins Bundeskabinett nach Berlin wechseln wollte, lieferten sich Huber und Beckstein einen harten Konkurrenzkampf um die Nachfolge. Die Auseinandersetzung gipfelte in der fast drohenden Aussage Becksteins vor der CSU-Landtagsfraktion, er werde in einem Kabinett Huber nicht länger als Innenminister zur Verfügung stehen. Daheim erntete Beckstein dafür einen gehörigen Rüffel von seiner Frau, der eine spätere Versöhnung mit Huber zur Folge hatte.
Wie weit sich ihr Einfluss auch auf politische Inhalte erstreckt, ist eine der offenen Fragen der Landespolitik. Einige Bildungspolitiker in der CSU munkeln schon, dass die schnelle Abschaffung des Büchergeldes auch auf sie zurückgehen könnte.
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