Gute PISA-Bilanz mit einem "aber"
München (dpa/lby) - Bayerns gutes Abschneiden im neuen PISA-Bundesländervergleich wird durch einige Minuspunkte getrübt. PISA 2003 stellt Bayerns Schulen ausdrücklich ein sehr gutes Zeugnis aus, wie aus der der dpa vorliegenden Studie hervorgeht. So sind bayerische 15-Jährige in Naturwissenschaften und Mathematik ihren Altersgenossen in anderen Ländern um gut ein Jahr voraus. Doch bemängeln die PISA-Autoren in allen Bundesländern einschließlich Bayern einen zu hohen Anteil schwacher Schüler.
Der Zugang zum Gymnasium für Kinder aus ärmeren Familien ist zudem in keinem Bundesland so schwierig wie in Bayern. Kultusstaatssekretär Karl Freller (CSU) wird die bayerischen Studienergebnisse an diesem Donnerstag offiziell vorstellen. In Mathematik lagen die bayerischen Jugendlichen mit einem Vorsprung von 62 Punkten vor ihren Bremer Altersgenossen - "in Zeiteneinheiten umgerechnet etwa 1,5 Schuljahre", heißt es in dem Papier. Ein ähnliches Bild gibt es bei den Naturwissenschaften. So sind sächsische und bayerische Gymnasiasten im Alter von 15 Jahren bei Physik, Chemie und Biologie ihren Mitschülern in Brandenburg etwa ein Jahr voraus.
Bayerns Schüler liegen in allen vier Kompetenzbereichen Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Problemlösen deutschlandweit vorn, wie im Juli veröffentlicht worden war. Den Schulen im Freistaat sei "der Anschluss an die internationale Spitzengruppe gelungen", heißt es dazu in der Studie. Deutschlandweit nahmen 44 580 Fünfzehnjährige aus 1487 Schulen teil.
Der Anteil der schwachen Schüler liegt in Bayern zwar unter dem deutschen Durchschnitt, ist nach Ansicht der PISA-Autoren aber in allen Bundesländern immer noch zu groß. So können in Bayern 14,1 Prozent der 15-Jährigen schlecht lesen. Das ist zwar der kleinste Anteil in allen Bundesländern, aber immer noch weit hinter den führenden PISA-Nationen Finnland (5,7 Prozent) und Kanada (9,6).
Länderübergreifend bemängeln die PISA-Autoren die hohe Zahl der Sitzenbleiber in Deutschland. Schwächere Schüler würden "häufig in Wiederholungsschleifen" geschickt.
In der Frage der Chancengleichheit zeichnet die PISA-Studie ein gemischtes Bild. Einerseits hängen die Mathematik-Kenntnisse bayerischer Schüler nicht vom Geldbeutel der Eltern ab. "Die günstige Kombination von hohem Kompetenzniveau und einer niedrigen Kopplung mit der sozialen Herkunft wird in Bayern, Sachsen und Thüringen erreicht", heißt es dazu in der Studie.
Doch der Zugang zur höheren Bildung ist für viele bayerische Kinder nach wie vor schwierig. Kinder aus der Oberschicht haben in Bayern eine 6,7 Mal höhere Chance, ein Gymnasium zu besuchen als Kinder ärmerer Familien. Im bundesweiten Schnitt haben es Oberschichtkinder vier Mal leichter. Bayerns Philologenverbandschef Max Schmidt hatte angemahnt, Einwandererkinder besser zu fördern. Vier bis sechs Prozent Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an bayerischen Gymnasien seien zu wenig.
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