Halbe Dächer für die B17
Stadtbergen (ska). Vor einem Jahr kam eine von Bürgermeister Dr. Ludwig Fink (SPD) angeführte Stadtberger Delegation mit breiter Brust aus Berlin zurück. Im Gepäck eine ausgehandelte Lösung zur Minderung des Lärms entlang der B17. Eine grün bepflanzte, oben geöffnete "Röhre" soll den gestressten Bürgern ein wenig mehr Ruhe geben. Jetzt stellte Straßenbauamts-Leiter Bernhard Wagner am Donnerstagabend dem Marktgemeinderat die Detailplanung vor. Und der stimmte zu - mit einer Ausnahme.
Der Chef des staatlichen Straßenbauamtswar im März 2004 dabei, als im Bundesverkehrsministerium über den Lärmschutz im Stadtberger Bereich der Augsburger Westtangente verhandelt wurde. Nach Protesten von Anliegern war schließlich anerkannt worden, dass diese ein Recht auf mehr Schutz haben: Die vor dem Bau der Bundesstraße zu Grunde gelegten Verkehrsprognosen sind längst weit übertroffen worden. Tendenz weiter steigend: Aktuell rechnet man mit über 70000 Fahrzeugen pro Tag für das Jahr 2015.
Mitarbeiterin Anna Häschele vom Straßenbauamt stellte jetzt dem Marktgemeinderat Stadtbergen den Stand der Planung mit technischen Einzelheiten vor: Die halb offene Konstruktion soll im Süden an den 214 Meter langen vorhandenen Tunnel auf einer Länge von 184 Metern anschließen, im Norden sind 193 Meter geplant. Die oben geöffnete und mit Querstreben verbundene Konstruktion soll teilweise begrünt werden. Zwischen den Fahrbahnen wird eine mit Schall absorbierendem Material beschichtete Mittelwand bis zu den Querstreben hochgezogen.
Auf die für die Anrainer entscheidende Frage, wie viel Lärm diese Lösung tatsächlich schluckt, ging Wagner ein: Demnach wurden Schallwerte für 1400 Einzelpunkte rund um die B17 berechnet - an den betroffenenen Gebäuden jeweils für alle Stockwerke und alle Seiten. Laut Wagner würden 2015 ohne die geplante Konstruktion die Grenzwerte an 615 Punkten zum Teil massiv überschritten, mit den "Kragendächern" über der Fahrbahn dagegen nur an 142 Punkten - viele davon lägen nur geringfügig über den Grenzwerten. Eine Einzelfallprüfung werde daher noch zeigen müssen, so Wagner, für welche Wohnungen Schallschutzfenster infrage kommen.
Bau ab Ende 2006?
Der Chef des Straßenbauamtes hofft, dass noch im nächsten Jahr Baurecht hergestellt werden kann - "trotz einer Verzögerung in der Planung, die bei der Ausarbeitung des technisch komplexen Projekts aufgetreten sind". Der Bau selber dürfte, so schätzt Wagner, 15 bis 18 Monate in Anspruch nehmen.
Ob aber Ende 2006 tatsächlich das Schallschutzprojekt in Angriff genommen wird, blieb offen. Und im Marktrat mochte niemand CSU-Fraktionschef Paulus Metz widersprechen, der sich sorgt, ob der Bund die Arbeiten dann auch in absehbarer Zeit finanziert. Trotz dieser Ungewissheit stellten sich alle Fraktionen hinter das Konzept. Es sei das "Optimalste, was wir herausholen konnten", meinte er.
Lediglich Günter Oppel (Pro Stadtbergen) lehnte das präsentierte Konzept vehement ab. Es handele sich um eine "Scheinlösung", die auf längere Sicht eher Nachteile für die Anwohner bringe. Er sei weiter für eine vollständige Ummantelung der Trasse. Eine Forderung, die Fink und Metz unisono als realitätsfern bezeichneten. Damit werde, so Fink, Lärmschutz an der B17 nicht verbessert, sondern nur verzögert. Eine Diskussion, die wohl auch vielen der zahlreichen Besucher der Sitzung wohl vertraut vorkam, die auch Metz mit Blick auf seinen früheren Parteifreund Oppel nur noch als "leidig" bezeichnen wollte.
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