Kesseltreiben im Gaswerk
Vor ein paar Jahren noch hätte der Gedanke an pyrotechnische Kunststücke an diesem Ort den Verantwortlichen der Augsburger Stadtwerke den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Jetzt aber hoffen sie inständig, dass der Funke überspringt. Einen kulturellen Flächenbrand wollen sie entzünden im Augsburger Gaswerk - denn der Gebäudekomplex soll bekannt und vermarktet werden. Von Christoph Frey
Von Christoph Frey
Augsburg - Vor ein paar Jahren noch hätte der Gedanke an pyrotechnische Kunststücke an diesem Ort den Verantwortlichen der Augsburger Stadtwerke den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Jetzt aber hoffen sie inständig, dass der Funke überspringt. Einen kulturellen Flächenbrand wollen sie entzünden im Augsburger Gaswerk - denn der Gebäudekomplex soll bekannt und vermarktet werden.
Wer Augsburg im Westen auf der Bundesstraße 17 passiert, dem sticht der 100 Meter hohe Scheiben-Gasbehälter ins Auge. Der dunkle Klotz ist weithin sichtbares Wahrzeichen des Gebäudekomplexes im Stadtteil Oberhausen, der zwischen 1912 und 1915 errichtet wurde und als europaweit einmalig gilt. Das Gaswerk überstand den Feuersturm des Zweiten Weltkriegs ebenso wie die Planier- und Betonierwut der nachfolgenden Generationen. Bis in die 1960er Jahre hinein wurde dort aus Steinkohle Gas erzeugt, bis Anfang des Jahrtausends diente das einstige Werk noch als Speicher für Erdgas.
Jetzt wollen die Stadtwerke den unter Denkmalschutz stehenden Komplex vermarkten: Künstler, Gewerbe und Gastronomie sollen in dem einmaligen Ambiente Einzug halten. Dazu hat sich das Unternehmen, das die Augsburger mit Strom, Gas und Wasser versorgt sowie das Nahverkehrsnetz betreibt, die Dienste des renommierten Städteplaners Karl Ganser gesichert.
Seitdem gibt es gut besuchte Führungen durch die riesigen Hallen mit ihren alten Apparaten, wurde das Gaswerk zum Ort für kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art. Alles in den Schatten stellen soll jedoch das "Gaskesseltreiben", das am heutigen Donnerstag beginnt.
Acht renommierte Gruppen der Straßenkunstszene und des Open-Air-Theaters sollen bis Samstag ein Spektakel aus Licht, Feuer, Musik, Tanz, Theater und Akrobatik entfachen. Ein Spektakel von "internationalem Niveau" verspricht der österreichische Impresario Willi Pramstaller, der unter anderem im voralbergischen Dornbirn ein viel beachtetets Straßenkünstlerfestival in Szene setzte. Seine Auftraggeber von den Stadtwerken rechnen mit rund 15 000 Besuchern.
Gaskesseltreiben 2. bis 4. Oktober, 15 bis 24 Uhr. Tageskarte 7,50 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familienkarte 15 Euro.
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