An der Iller sind die Fronten verhärtet
Die Münchner Firma Fontin & Company will im Restwasser der Iller zwischen Memmingen und Altenstadt acht kleine Wasserkraftwerke bauen. Fischerei und Naturschutz lehnen das Projekt entschieden ab. Von Dorothea Schuster
Augsburg/Altenstadt Die Fronten sind verhärtet: Die Münchner Firma Fontin & Company will im Restwasser der Iller zwischen Memmingen und Altenstadt acht kleine Wasserkraftwerke bauen. Fischerei und Naturschutz lehnen das Projekt entschieden ab. Auch in der Bevölkerung regt sich immer mehr Widerstand - nach dem Motto "Hände weg von unserer Iller". Am Mittwoch treffen sich nun die Kontrahenten bei einer Anhörung im Landratsamt Neu-Ulm. "Wir verstehen die Sorgen", sagt Geschäftsführer Mathias Fontin, der sich als naturinteressierten Menschen bezeichnet.
Die Befürchtung der Gegner: Wenn die Kleinkraftwerke erst einmal stehen, wäre eine dringend notwendige Renaturierung der Iller auf lange Zeit vom Tisch. Einer Argumentation, der Fontin nicht folgen kann. Auf dem rund 35 Kilometer langen Flussabschnitt, wo die Kraftwerke gebaut werden sollen, sei die Iller in einem ökologisch besonders schlechten Zustand. Die 24 Querbauwerke seien für Fische nur schlecht oder gar nicht durchgängig. Natürlich sei der Bau von Kraftwerken immer ein Eingriff, aber in seinem Fall sei dieser relativ klein. Fontin ist überzeugt, dass die Ökologie des geschundenen Fließgewässers profitiert und die Durchgängigkeit verbessert wird. "Wir tun etwas Gutes", ist sich Fontin sicher.
Er verweist auch auf ein neues Fischwege-Konzept, das nach modernsten Gesichtspunkten entwickelt worden sei. Es kämen "viele Fischschutzeinrichtungen und fischfreundliche Turbinen zum Einsatz". Die Wahrscheinlichkeit, dass wandernde Fische beschädigt werden, sei "außerordentlich gering". Auch optisch seien die Anlagen kein Problem, weil sie unterirdisch gebaut würden.
"Wir sind kein kapitalgieriges Monster aus München", verteidigt sich Fontin. "Wir bauen die Kraftwerke für uns und nicht als Steuersparmodell für andere Investoren." Die Investitionskosten schätzt er auf 17 bis 20 Millionen Euro. Langfristig rechnet er mit einer Rendite von vier Prozent. Betrieben würden die Kraftwerke von einer Tochterfirma, die eigens dafür gegründet werden soll.
Fontin & Company bezeichnet sich als Investor für regenerative Energien. Darin sieht der Geschäftsführer angesichts des Klimawandels eine wichtige Zukunftsaufgabe: Mit den geplanten Wasserkraftwerken an der Iller könnten immerhin 15 000 Bürger mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden, im Jahr würden 14 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
"Die Strommenge ist minimal und rechtfertigt den Eingriff keineswegs", kontert Franz Josef Schick, Präsident des Fischereiverbandes Schwaben. "Wir brauchen eine durchgehende Renaturierung der Iller." Ziel sei eine intakte Flusslandschaft mit dem Leben im und am Wasser. Der Bau neuer Wasserkraftwerke würde dies über Jahrzehnte unmöglich machen, sagt Brigitte Kraft vom Landesbund für Vogelschutz.
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